Woyzeck (Drama)

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Woyzeck ist ein Dramenfragment des Schriftstellers und Naturwissenschaftlers (Mediziners) Georg Büchner aus dem Jahr 1836. Das Drama entstand kurz vor seinem Tod im Alter von 23 Jahren, es ist der Epoche Vormärz zuzuordnen. Aufgrund der Tatsache, daß Büchner dieses Werk bis zu seinem Tod nicht vollendet hatte, gibt es heutzutage unterschiedliche Fassungen des Dramas. Die einzelnen Akte wurden ferner nicht nummeriert, weshalb es auch mit einem unterschiedlichen Ablauf aufgeführt werden kann. Der Dramentext galt lange als verschollen, wurde aber 1879 wiederentdeckt und gelangte seitdem häufig zur Aufführung.

Handlung

Das Drama spielt in einem unbekannten, hessischen Ort Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Soldat und Barbier Franz Woyzeck verkörpert den Antihelden in dem Drama. Franz wird von seinen Mitmenschen aufgrund seiner Position belächelt, ausgenutzt oder gedemütigt. Mit seiner Freundin Marie (Zickwolfin) hat er ein gemeinsames Kind. Aufgrund der Tatsache, daß beide noch nicht verheiratet sind, galt der gemeinsame Junge Christian als uneheliches Kind. Durch zusätzliche Gelegenheitsarbeit hält Woyzeck sich und seine Familie über Wasser. Er arbeitet nebenbei als Barbier, außerdem nimmt er an einer Art Erbsen-Diät-Experiment teil. Der schwermütige Hauptmann kritisiert das Verhältnis von Franz und Marie und bezeichnet dies als unmoralisch. Der Doktor behandelt Woyzeck mehr wie ein Versuchsobjekt, als er nach dem Verlauf der Erbsen-Diät fragt. Der Tambourmajor demütigt Woyzeck im Gasthaus und fühlt sich überlegen. Im Laufe des Dramas kommt es zu einem Verhältnis zwischen Marie und dem Tambourmajor. Marie sieht in ihm sowohl materielle als auch körperliche Vorzüge („Über die Brust wie ein Rind und ein Bart wie ein Löw - So ist keiner - Ich bin stolz vor allen Weibern“).

Bei Franz Woyzeck entwickelt sich eine Form von Verfolgungswahn und Schizophrenie. Während Woyzeck mit seinem Freund Andres auf einem freien Feld ist, phantasiert Woyzeck herum. Die Freimaurer würden ihn verfolgen und hätten in der Erde einen versteckten Raum. Franz eilt zurück in die Stadt.

Woyzeck sieht im weiteren Verlauf den Tambourmajor und Marie beim tanzen. Er beschließt, Marie zu töten. Woyzeck macht sich auf dem Weg zu einem jüdischen Warenhändler und erwirbt dort ein Messer. Franz geht zur Marie und lockt sie in ein freies Gelände. Woyzeck tötet Marie und wirft das Messer weg. Danach geht er in ein Gasthaus, aber dort erkennt man das Blut an Woyzeck. Woyzeck verläßt das Gasthaus. Währenddessen wird die Leiche entdeckt und von einem Gerichtsdiener, Arzt und Richter (alles in einer Person) untersucht. Franz geht zu seinem Jungen Christian hin. Der Junge wendet sich von Franz ab und geht zu dem Idioten Karl. Karl rennt mit dem Jungen weg.

Figuren

Das Drama enthält eine Vielzahl von Figuren, von denen einige ambivalent dargestellt werden, während andere beispielsweise wie der Hauptmann sehr oberflächlich erscheinen. Sowohl Woyzeck als auch Marie stecken in ihrer Situation fest und bemühen sich, dieser zu entkommen. Woyzeck ist, von der Intelligenz her, in der Lage sich gegen den Hauptmann zu wehren. Sein sozialer Status sorgt allerdings dafür, daß er Anderen unterliegt. Die Hauptfigur wird nicht idealisiert, sondern fällt sozial immer weiter. In weiteren Dramen wie „König Ödipus“ oder „MacBeth“ fallen die Hauptfiguren ebenfalls, besitzen aber von vornherein einen hohen Status. In der Theaterkunst wird dies als Ständeklausel bezeichnet. Neuartig ist auch, daß sich zum ersten Mal im Theater intensiv mit der Thematik der Geisteskrankheit befaßt wird. Ob Woyzeck mit dieser Krankheit geboren wurde oder ob diese lediglich ein Produkt seiner Umwelt ist, läßt Büchner offen. In dem Theaterstück tauchen eine Vielzahl von Figuren auf, die sowohl wiederholt als auch nur einmal im Stück auftreten.

Offenes Drama

Das Stück ist ein offenes Drama. Eine Exposition fehlt, da die Figuren nicht vorgestellt werden. Es tauchen ein Vielzahl von Figuren auf, sowie immer neuere Figuren, die erst zum Ende auftauchen. Eine Form von Katastrophe (Der Tod der Marie) findet zwar statt, aber es findet keine Reaktion auf den Mord statt. Das Drama wechselt häufig die Orte, außerdem ist das Drama über mindestens zwei Tage verteilt.

Sprache und Lyrik

Die Sprache ist nicht idealisiert oder in einem Versmaß verfaßt wie bei Goethe, sondern enthält Dialoge in normaler Alltagssprache. An einigen Stellen wird der hessische Dialekt deutlich, außerdem tauchen im Stück einige vulgäre Ausdrücke auf. Woyzeck zeigt deutliche Kommunikationsprobleme. Die Figuren reden aneinander vorbei. Es tauchen außerdem Märchen und Lieder in dem Stück auf. Beispielsweise eine abgewandelte, negative Fassung von „Der Sterntaler“ und „Die sieben Raben“. Als Lied singt beispielsweise die Marie:

Mädel mach's Ladel zu, S' kommt e Zigeunerbu, Führt dich an deiner Hand, Fort in's Zigeunerland.

Menschenbild

Soldaten wurden in dieser Zeit weder heroisiert noch gut bezahlt. Der einfache Soldat war gesellschaftlich schlecht angesehen und der Soldatenhandel war zu dieser Zeit übliche Praxis. Büchners unschöne Welt wird mit diesem Drama gezeigt. Büchner lehnte insbesondere die humanistische Lebenseinstellung von Goethe ab. Der Marktschreier in dem Stück vergleicht die Menschen mit Tieren. Franz Woyzeck wird durch seine Umwelt vollkommen entmenschlicht. Büchner will nicht zwangsläufig den Umgang mit der Krankheit kritisieren, sondern den Umgang mit den Soldaten und der Unterschicht allgemein.

Wahre Ereignisse

Georg Büchner nahm einen wahren Vorfall als Inspiration für sein Theaterstück. Nachdem der geisteskranke Johann Christian Woyzeck die Witwe Johanna Christiane Woost erstochen hatte, wurde er am 27. August 1824 auf dem Marktplatz in Leipzig öffentlich hingerichtet.

Literatur

  • Georg Büchner - Woyzeck (Einfach Deutsch; Schönigh Verlag)
  • Georg Büchner - Woyzeck (Lektüreschlüssel; Reclam Verlag)

Verfilmung

1979 wurde das Stück von Werner Herzog mit Klaus Kinski und Eva Mattes verfilmt.