Englandspiel

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Das Englandspiel war eine Gemeinschaftsarbeit der Abwehrstelle der Wehrmacht, der Sicherheitspolizei und der Funküberwachungsstelle der Ordnungspolizei im Zweiten Weltkrieg. Der Zweck war das Erkennen und Durchdringen aller von England nach den besetzten niederländischen Gebieten laufenden Linien der Spionage und Sabotage, und ihre Unschädlichmachung durch Irreführung des Gegners.

Verlauf

Am 6. März 1942 konnten der Funkagent Hubertus Lauwers, niederländischer Staatsangehöriger und Leutnant der englischen Armee und zwei Tage später Tijs Taconis, der den Auftrag hatte Sabotagegruppen aufzubauen und Anschläge durchzuführen, festgenommen werden. Lauwers erklärte sich bereit, mit der Abwehr zusammenzuarbeiten, möglicherweise mit der Absicht die britische Special Operations Executive (SOE) zu warnen, und gab einen Funkspruch durch wie von deutscher Seite gewünscht. Damit hatte das große Funkspiel begonnen. Zehn Tage später kam die erste Antwort vom Gegner, der den Fallschirmabsprung eines Agenten namens Abor ankündigte. Abor, dessen richtiger Name Arnoldus Baatsen war, wurde empfangen und festgenommen. Weitere Absprünge wurden angekündigt und nach einiger Zeit konnte eine zweite Funklinie aufgebaut werden. An Stelle der Funk-Agenten wurden nach einigen Monaten deutsche Funker eingesetzt. Auf dem Höhepunkt des Englandspiels waren 16 Funklinien in Betrieb. 53 Agenten waren dem Gegner entzogen, 190mal waren Abwürfe vereinbart gewesen, 95mal davon hatten sie stattgefunden. Der Inhalt von 570 Containern und 150 Pakete wurde erbeutet. Im einzelnen war in deutsche Hände gefallen:

  • 15.200 kg Sprengstoff (jeder Art)
  • 3.000 Maschinenpistolen
  • 5.000 Pistolen
  • 300 Maschinengewehre
  • 2.000 Handgranaten
  • 75 Sendegeräte
  • 100 Stablampen (Speziallampen)
  • 3 Peilgeräte (Flugzeugpeilung)
  • 500.000 Patronen
  • Fahrradreifen, Regenmäntel, Gummistiefel, Schuhe...

Ende

Am 2. August 1943 konnten zwei Agenten aus dem Gefängnis Haaren ausbrechen. Zwar erreichten sie England, und versuchten die Dienststelle in London über das Spiel zu informieren. Die aber hatte eine Warnmeldung bekommen, die zwei Agenten würden im Auftrag der Deutschen nach England kommen, um Misstrauen und Verwirrung zu schaffen. Der englische Geheimdienst nahm die Warnung an sperrte die beiden Agenten ein. Am 23. November 1943 konnten jedoch drei weitere Agenten entkommen. Auf deutscher Seite wartete man ab, wie London reagierte. Das einmal angewandte Mittel eines irreführenden Funkspruchs konnte ein zweites Mal keinen Erfolg haben. Anfang Dezember 1943 warnte London einige Linien des Funkspiels. Das waren also jene, die England für noch intakt hielt Alle anderen wurden von der Leitstelle nicht mehr gerufen. Wahrscheinlich hatten die ausgebrochenen Agenten nicht den ganzen Umfang des Spieles erkannt. Aber auf den wenigen Funklinien die in Betrieb blieben lief nur zögernder Verkehr. So beschloß man auf deutscher Seite Schluß zu machen und schickte am 1. April 1944 folgenden Funkspruch:

AN DIE HERREN BLUNT, BINGHAM UND CO. WIR SIND UNS DESSEN BEWUSST, DASS SIE BEREITS SEIT EINIGER ZEIT OHNE UNSERE HILFE IN HOLLAND GESCHÄFTE MACHEN. DA WIR WÄHREND LANGER ZEIT IHRE ALLEINIGEN VERTRETER GEWESEN SIND, FINDEN WIR DIES RECHT UNBILLIG, DOCH SCHLIESST DIES NICHT AUS, DASS - MÖCHTEN SIE JE BESCHLIESSEN, UNS EINEN BESUCH IN GRÖSSEREM AUSMASS ZU MACHEN - IHNEN DERSELBE GASTFREIE EMPFANG ZUTEIL WERDEN SOLL WIE IHREN AGENTEN.

Quelle

  • Joseph Schreieder: Das war das Englandspiel, Walter Stutz Verlag, München 2 1950