Ruth, Babe

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Georg Hermann Erhardt Ruth junior (1895-1948)

Babe Ruth (Lebensrune.png 6. Februar 1895 in Pigtown, Baltimore, Bundesstaat Maryland; Todesrune.png 16. August 1948 in Neuyork (Stadt)) war ein deutschamerikanischer Schlagballspieler. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend wurde Ruth zu einem der größten Sportidole in den Vereinigten Staaten von Amerika. Vielen Experten gilt er bis heute als der beste Schlagballspieler aller Zeiten.

Herkunft

Babe Ruth wurde als Georg Hermann Ehrhardt Ruth junior geboren. Sein Großvater mütterlicherseits Pius Schamberger war ein deutscher Einwanderer in die USA, der in Baltimore eine Polsterei betrieb. Sein Vater Georg Ruth stammte aus dem Landkreis Kusel (heute Rheinland-Pfalz) und wanderte bereits im 18. Jahrhundert in das damals britische Nordamerika aus.[1] Seine Mutter Kate hatte deutsche und irische Vorfahren. Ruth hatte sieben Geschwister. Aufgrund der ärmlichen Verhältnisse starben sechs Geschwister bereits im Säuglingsalter, nur seine Schwester Maria überlebte. In seinem Elternhaus wurde deutsch gesprochen.

Kindheit und Jugend

Seine Eltern führten eine Gastwirtschaft (Kneipe) und mußten hart für ihren Lebensunterhalt arbeiten, wodurch sie ihre Kinder zwangsläufig vernachlässigten. Vielleicht auch dadurch bedingt war Georg ein schwer zu bändigendes, hyperaktives, störrisches und frühreifes Kind. Bereits mit sieben Jahren zog er um die Häuser und verbrachte seine Zeit mit den Hafenarbeitern, für die er Botengänge ausführte. Er soll gerne mit Tomaten nach Polizisten geworfen und angeblich sogar schon Kautabak konsumiert haben. Raufereien zeigte er sich ebenfalls nicht abgeneigt. Da seine Eltern, beide gläubige Katholiken, mit ihrer Arbeit völlig ausgelastet waren, gaben sie ihren Sohn 1902 in die St. Mary's Industrial School, die von den Xaverians, einer nicht-ordinierten, religiösen Bruderschaft geleitet wurde, die sich selber der römisch-katholischen Kirche zuordneten. Georg verbrachte dort 12 Jahre und lernte ein geregeltes Leben kennen. Hier lernte er seinen wichtigsten Förderer, den Mönch Matthias Boutlier, kennen, der seine Energien in die richtigen Bahnen lenkte. Da der Kontakt zu seinen Eltern in dieser Zeit sehr spärlich war, wurde Matthias seine Bezugsperson und Förderer. Matthias war eine ernste und strenge Person, übernahm aber in Absprache mit Georgs Vater den Hauptteil der Erziehung und führte die unbändige Energie seines Schützlings dem Sport zu. Zusammen mit dem Mönch Gilbert erhielt Georg einen Einblick in das Spiel, welches er später wie kaum ein anderer dominieren sollte.

Schlagball

Babe Ruth wechselt für über 100.000 Fed-Dollar nach Neu York.

Werfer

Zuerst wurde Georg als Werfer (Ruth war Linkshänder) in Schülermannschaften eingesetzt und als solcher 1914 von einem Manager aus der unterklassigen Minor League, Jack Dunn, entdeckt. Dunn, Manager der Baltimore Orioles, galt als versierter Talentförderer. Als er mit Georg in die Mannschaftskabine ging, um den Neuen vorzustellen, lauteten die Kommentare: „Da ist Jack mit seinem neuen Babe“. So hatte Georg seinen Spitznamen erhalten, der ihn später zur Legende werden ließ.[2]

Dunn, der die Rolle des Förderers von Ruth übernahm, erkannte bald, dass die unterklassigen Minor Leagues zu klein für dessen Talent waren. Somit versuchte er, ihn in die Major League zu verkaufen, auch um die finanziellen Schwierigkeiten seines Vereins zu lösen. Nachdem mehrere Vereine ablehnten griffen schließlich die Boston Red Sox zu und verpflichteten den jungen Werfer, der dann im September 1914 debütierte.

Bereits ein Jahr später war Ruth ein fester Bestandteil der Red Sox. Während der Saison holte er 18 Siege, kam aber in der World Series nicht zum Einsatz. (Da in keinem anderen Land Schlagball als professioneller Sport betrieben wurde, bezeichnen die US-Amerikaner ihre Profilliga als Weltliga und vergeben den Titel Weltmeister). Dies änderte sich im 1915, als Ruth bei der Titelverteidigung im zweiten Spiel ein 14 Inning-Complete-Game hinlegte und dabei nur einen Lauf der Gegenseite kassierte. Complete Game bedeutet, daß Ruth durch keinen anderen Werfer ersetzt wurde.

Während der Saison erzielte er neun Shutouts (Zu-Null-Spiele), ein Rekord für Linkshänder, der erst 1978 von Ron Guidry eingestellt werden sollte. 1918 gewannen die Red Sox den dritten World Series Titel in vier Jahren und wieder war Babe Ruth maßgeblich daran beteiligt. Er gewann zwei Spiele und ließ dabei insgesamt nur zwei Läufe zu. 1918 war seine letzte Spielzeit als Werfer, da seine überragende Begabung als Schläger immer deutlicher zutage trat. Mit mehr als 29 Innings ohne einen Lauf der Gegenseite stellte er aber einen World Series Rekord auf, der erst 1961 gebrochen wurde.

Schläger

Zeichnung der legendären Szene.

Ab 1919 wurde Ruth als Schläger (engl.: Batter) eingesetzt und stellte mit 29 Home Runs [3] sofort einen neuen Ligarekord auf.

1920 hatten die Red Sox trotz des sportlichen Erfolges finanzielle Probleme. Es folgte der bis dahin spektakulärste Spielertransfer der Ligageschichte: Die Neu York Yankees kauften Babe Ruth für die damals unglaubliche Summe von 100.000 US-Dollar. Im gleichen Jahr debütierte er für die Yankees und pulverisierte seinen alten Rekord von 29 Home Runs auf 54. 1921 steigerte er seinen Home-Run-Rekord auf 59. Noch beeindruckender als die Anzahl war vielmehr die Tatsache, dass Ruth viele Bälle außerordentlich weit schlug. Weiten von 450 bis 500 Fuß waren keine Seltenheit, ein Ball flog 575 Fuß (rund 175 Meter) weit. Um Ruths Leistung mit den heutigen Spielern zu vergleichen, muß man berücksichtigen, daß die Spielzonen damals wesentlich größer waren. Gemessen an den heutigen Gegebenheiten hätte Ruth 1921 104 Home Runs erzielt.[4] Die Yankees gewannen 1921 zum ersten Mal in ihrer Geschichte die American League, wurden allerdings in der World Series von den New York Giants geschlagen. Ruth machte eine unglückliche Figur, agierte glücklos und blieb weit unter seinen Möglichkeiten. Der endgültige Durchbruch kam 1923. Die Yankees konnten die Giants bezwungen werden und sicherten sich den erster Weltmeistertitel. Ruth erzielte 41 Home Runs und wurde zum wertvollsten Spieler der Liga gewählt (MVP).

Home-Run-Duell

Schlagzeile in Chikago nach dem legendären Spiel.

1927 lieferte sich Babe mit seinen jungen, ebenfalls deutschstämmigen Mannschaftskollegen Lou Gehrig ein legendäres Home Run Duell. Nachdem sie zunächst beide bei 29 Home Runs lagen ließ Gehrig nach und beendete die Spielzeit mit 47 Home Runs, während Ruth mit 60 einen Rekord aufstellte, der bis 1961 Bestand haben sollte. Die Yankees absolvierten eine phänomenale Saison. Ihre Bilanz von 110-44 Siegen ist eine der besten überhaupt, dazu gewannen sie erneut die World Series.

Der Called Shot Home Run

Am Samstag, den 1. Oktober 1932, kam es im Spiel der Chicago Cubs gegen die Neu York Yankees zu der wohl legendärsten Spielszene des Schlagballsports. Es war das dritte Spiel der Finalserie um den Gesamtsieg der World Series im Wrigley Field in Chikago. Das Spiel fand in extrem aufgeheizter Atmosphäre statt. Die Yankees führten mit zwei Spielen. Hinzu kam, daß der Manager der Yankees zuvor von den Cubs gefeuert worden war. Somit sahen sich die Spieler aus Neu York einer sehr ablehnenden Stimmung gegenüber. Ruth wurde von den Anhängern beleidigt und mit Zitronen beworfen („lemon“ ist eine Beleidigung und bedeutet in etwa Schwachkopf und Nichtskönner). Zudem wurde er massiv von den gegnerischen Akteuren von der Spielerbank angegangen. Babe keilte zurück und es entwickelten sich Wortgefechte mit üblen Beleidigungen. Als Ruth als Schläger an der Reihe war, verfehlte er unter den Beleidigungen und den Pfiffen der Zuschauer zwei Würfe. Mit einem verbliebenen Schlagversuch hob Babe den Arm und zeigte mit zwei abgespreizten Fingern (für die beiden Fehlversuche) in das Außenfeld und kündigte so einen Home Run an. Nach Schätzungen von Experten flog der Ball anschließend rund 180 Meter weit, die Yankees gewannen 7:5 und holten den vierten Weltmeistertitel.[5]

Abschied

Deutschamerikaner unter sich: Babe Ruth salutiert vor dem General John Joseph Pershing.

Nach der Spielzeit verließ Ruth Neu York und wechselte zu den Boston Braves, wo er nicht mehr an seine großen Leistungen anknüpfen konnte. Durch seine intensive Lebensführung ausgebrannt arbeitete er noch kurz als Trainingsassistent und zog sich 1938 in das Privatleben zurück. Seine 714 Home Runs (nach heutigen Maßstäben über 1000) wurden erst 1974 übertroffen.

Persönlichkeit und Familie

Babe Ruth 1947 im Stadion der Yankees bei seiner kurzen Ansprache zu seinen Anhängern am Babe-Ruth-Tag

Babe Ruth heiratete 1914 Helen Woodford, eine Kellnerin, die bereits 1929 verstarb. In zweiter Ehe war er seit 1929 mit Claire Merritt Hodgson verheiratet, die eine Tochter (Julia) mit in die Ehe brachte und von Ruth adoptiert wurde.

Ruth galt als schwierige Persönlichkeit. Seine überragende Begabung für das Spiel ging einher mit seinem mürrischen, grimmigen und abweisenden Charakter. Er war ein fürsorglicher Vater für seine Adoptivtochter, Ehebrecher, hatte eine Vorliebe für Alkohol, Zigaretten und teure Automobile, die er, oft betrunken, regelmäßig zu Schrott fuhr. Als Spieler verstieß er gegen Mannschaftsregeln, beleidigte die Schiedsrichter, bewarf sie zuweilen mit Dreck und absolvierte Spiele außerhalb der Liga, was ihm mehrere Sperren einbrachte. Im Zweiten Weltkrieg folgte er der Hetze der Juden, verfiel in antideutsche Propaganda und beteiligte sich an einem Aufruf der christlichen Kirchen in den USA, die zum Kampf gegen das Dritte Reich aufriefen. [6] Er meldete sich freiwillig zum Dienst bei den US-amerikanischen Streitkräften, wurde aber aufgrund seines Ruhmes nicht auf die Schlachtfelder des Zweiten Weltkrieges entsandt. Nach seiner Karriere wirkte er als Mäzen und unterstützte Kinder aus armen Familien.

Tod

Babe Ruth starb an Kehlkopfkrebs. Nachdem seine Anhänger von der Krankheit erfuhren wollten sie ihr Sportidol noch einmal sehen. Am 27. April 1947 kam Ruth daher in das Stadion der Yankees, um eine kurze Rede zu halten. Dieser 27. April gilt daher in den USA als Babe-Ruth-Tag.[7] Zu seiner Beerdigung erschienen zwischen 75- bis 100.000 Trauernde.

Sonstiges

Die Neu York Yankees sperrten seine Rückennummer 3, die bis heute nie mehr vergeben wurde. Er gehörte 1936 zu den ersten fünf Spielern, die in die Ruhmeshalle des Schlagballsports (Hall of Fame) aufgenommen wurden. Sein Gehalt lag zu seiner aktiven Zeit über dem des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Die 1886 gegründete The Sporting News wählte Ruth zum besten Schlagballspieler aller Zeiten. Die Zeitschrift Sports Illustrated wählte ihn zum besten Schlagballspieler des 20. Jahrhunderts. Im Oriole Park steht eine bronzene Babe-Ruth-Statue.[8] 2019 wurde ein Trikot von Babe Ruth bei einer Auktion in New York für 5,6 Millionen Dollar ersteigert, was einen Rekord für Sport-Erinnerungsstücke darstellt.[9]

Verweise

Fußnoten

  1. Babe Ruth Baseball player, germany.travel
  2. Babe Ruth childhood, baberuthcentral.com
  3. Ein Home Run kommt dann zustande, wenn der Schläger den Ball so weit schlägt, daß er dann als Läufer alle vier Basen ablaufen kann, ohne daß die Fänger der Gegner den Ball vor dem Läufer einer Basis zuführen können
  4. Der Größte unter den Großen, baseballinsider.de
  5. The called shot
  6. Babe Ruth blasted Hitler, jewishpost.com
  7. Babe Ruth Day, everydayisspecial.de
  8. Babe Ruth Statue, tripadviser.de
  9. Trikot von Baseball-Legende Babe Ruth erzielt Rekordpreis, Rheinische Post, 16. Juni 2019