Herbarium

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Frühe Herbarium-Papierbögen („Kreuterbuch“[1] von Hieronymus Harder, 1594)

Ein Herbarium (spätlateinisch: herbarium „Kräuterbuch“, von lat. herba „Kraut“; Plural: die Herbarien), seltener auch Herbar, in früher Zeit auch „Kräuterbuch“ und ähnlich genannt, ist eine systematisch angelegte Sammlung getrockneter, meist gepreßter, auf Papierbögen (Herbarbögen) aufgezogener und etikettierter Pflanzen und Pflanzenteile, die in der Regel zu Forschungs-, Archiv- und Lehrzwecken angelegt wird und es Botanikern ermöglicht, auf in verschiedenen Gebieten und zu verschiedenen Zeiten gesammelte Pflanzen zuzugreifen. Unter den Begriff fallen allerdings nicht immer die Sammlungen von Früchten, Samen und Hölzern, welche häufig auch in anderer Weise aufbewahrt werden. Für das Moos-Herbarium wird auch der Spezialbegriff Bryotheca verwendet. Die in einem Herbarium aufbewahrten Belegexemplare werden Exsikkate genannt.

Da getrocknete Pflanzen bei sachgemäßer Aufbewahrung die meisten ihrer diagnostisch wichtigen Merkmale behalten, werden Herbarbelege in der Wissenschaft als sogenannte Typusexemplare von jeder neu aufgefundenen und gültig beschriebenen Pflanzenart als Belegmaterial aufbewahrt. Allerdings sind die meisten Herbarbelege keine Typen, sondern weitere Aufsammlungen schon bekannter Pflanzenarten. Mit Hilfe solcher Belege werden zum Beispiel Verbreitungskarten von Pflanzen oder Nachweise erstellt, daß eine bestimmte Art früher in einer Gegend vorkam, wo sie jetzt erloschen ist (Rote Listen).

Die größten Herbarien befinden sich in St. Petersburg (Rußland) und Kew (London, England). Aber auch kleinere Herbarien mit Sammlungen lokal bedeutsamer Pflanzen sind als Anschauungsmaterial für Botaniker oder zur Dokumentation der lokalen Artenvielfalt von hohem wissenschaftlichem Wert.

Name

Der Name „Herbarium“ wurde von dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné geprägt, dessen im Jahr 1753 veröffentlichtes Werk „Species plantarum“ den eigentlichen Beginn der modernen Pflanzensystematik darstellt. Pflanzensammlungen nach Art der Herbarien gab es jedoch auch schon zuvor, unter Bezeichnungen wie „Pflanzenbuch“ oder – da bis in das 16. Jahrhundert die Botanik als Teilgebiet der Medizin praktiziert wurde – als „Kräuterbuch“.

Voraussetzung eines wissenschaftlichen Herbarbelegs

Herbarbeleg eines Stiefmütterchens

Die auf einem Herbariumsbeleg gepreßte Pflanze muß vollständig und von guter Qualität sein. Alle relevanten Pflanzenteile (Blüte, Blatt, Sproß, Wurzel, Früchte) sollten, so weit möglich, vorhanden und sichtbar und das Pflanzenmaterial ohne Schäden (mechanisch, Pilzbefall, Vergilben) gepreßt und getrocknet sein. Wichtig für einen Herbariumsbeleg ist eine ordentliche und vollständige Beschriftung: Minimale Angaben sind der wissenschaftliche Name der Pflanze, der Fundort, das Funddatum und der Name des Sammlers. Von Bedeutung für zukünftige Betrachter ist außerdem eine Angabe über die Häufigkeit der Pflanze am Fundort, über Begleitpflanzen und Standortsangaben.

Erstellung eines Herbarbelegs

Damit die Pflanzen über sehr lange Zeiträume erhalten bleiben, wendet man das Verfahren der Trockenkonservierung an: Den Pflanzen wird der größte Teil des Wassers möglichst schnell entzogen. Dies erreicht man durch vorsichtiges Einlegen der Pflanzen in möglichst saugfähiges Papier, welches während des Trockenprozesses mehrfach gewechselt werden muß. Zum Trocknen und Pressen der Pflanzen werden diese zusammen mit dem saugfähigen Papier in eine Pflanzenpresse gegeben. Für den Hobbygebrauch können auch schwere Bücher die Pflanzenpresse ersetzen.

Die getrockneten und gepreßten Pflanzen werden auf Herbarbögen mit ca. 3 mm breiten selbstklebenden Streifen fixiert. Die einzelnen Herbariumsblätter werden liegend in flachen Fächern aufbewahrt, wobei mehrere Herbarbögen der gleichen Pflanzenart zu Faszikeln zusammengefaßt werden.

Verweise

Fußnoten

  1. Titelblatt-Beschreibung: „Kreuterbuch darinn 746 laebendiger begriffen und eingefasst seind … Geordnet durch Hieronymum Harderum Simplicistem zu Ulm. Anno 1594