Jahreswende (Paul Warncke)

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Jahreswende ist ein Gedicht von Paul Warncke, das er im Kladderadatsch am Ende des Schreckensjahres 1919 veröffentlichte, nachdem die Feinde Deutschlands im Ersten Weltkrieg ihre wahren Absichten der Vernichtung Deutschlands offenbart hatten. Warncke nennt im Gedicht als eigentliche Ursache des Zusammenbruchs die völkerrechtswidrige Hungerblockade gegen Deutschland. Darüber hinaus ist dieses Gedicht ein aufrüttelndes Bekenntnis für die Hoffnung auf eine neue deutsche Zukunft.

Text

Paul Warncke - Jahreswende.jpg
Zu Ende das Jahr, das schreckliche Jahr!
Ich blicke umher im Lande:
Was einstmals groß und herrlich war,
Liegt da in Schmach und Schande.
Wir stehen und klagen und schauen zurück,
Das Auge verdüstert von Tränen,
Und wir begeifern das tote Glück,
Nach dem wir doch uns sehnen.
Wir blicken auf die vergangene Zeit,
Auf, ach, gestorbene Tage,
Wir sehen sie wie im Dämmer weit
Im Schattenreich der Sage.
Wir wissen kaum mehr, daß leuchtendes Licht
Uns gestern noch erfreute,
Wir sehen auch das Morgen nicht,
Wir denken nur an das Heute.
Verzweiflung schlägt uns die Krallen tief,
Tief in die blutenden Seelen,
Daß wir dem Herrgott, der uns rief,
Die Tage lästernd stehlen!
Daß wir im Wahnwitz die grausige Bahn
Hinuntertaumeln und tollen,
Daß wir nicht wissen, was wir getan,
Nicht fragen, was wir sollen!
Erwache, Volk! Ein neues Jahr
Steigt aus den Dunkelheiten.
Einer führt dich aus Not und Gefahr -
Hilf ihm den Weg bereiten!
Wir sehen ihn nicht, wir kennen ihn nicht,
Aber er ist auf dem Wege;
Auf! Auf, daß jeder an Werk und Pflicht
Rüstig die Hände lege.
Deutschland, Großes hast du getan
In nun vergangenen Tagen;
Hast neidischer Feinde Haß und Wahn
Vier Jahre lang geschlagen.
Da kam der Wurm, der giftige Wurm
Lauernd herangekrochen;
Nicht Menschenmacht, nicht Stahl noch Sturm,
Der Hunger hat dich zerbrochen.
Es künden einst dein Heldentum
Die Bücher der Geschichte;
Schaff', daß du mit noch höherem Ruhm
Bestehest im Gerichte!
Entfache den Mut, der Großes schafft!
Bau auf trotz Trümmern und Trauern!
Zusammenraffe die heilige Kraft
Mitten in Todesschauern!
Wach' auf, du größtes Volk der Welt!
Du darfst im Leid nicht zagen!
Du mußt durch Hölle und Tod, du Held,
Voran die Fackel tragen!
Aus Leid und Last mach' edle Saat!
Arbeite, wirke, lebe!
Daß sich an dieser höchsten Tat
Die Menschheit einst erhebe!

Quelle