Böhler, Jochen

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Jochen Böhler (geb. 1969 in Rheinfelden [Baden]) ist ein deutscher Geschichtsfälscher.

Wirken

Böhler studierte in Köln und legt seinen Forschungsschwerpunkt auf „Verbrechen der Wehrmacht im Vernichtungskrieg in Polen“. Bis 2010 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Warschau. Seine umfassenden Geschichtsphantasien stellte er u. a. der ARD sowie dem ZDF-Geschichtsfälscher Guido Knopp zur Verfügung.

Quelle
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Besprechungen
Jochen Böhler: Der Überfall – Deutschlands Krieg gegen Polen, Frankfurt 2009, 271 S.

von Stefan Scheil

Pünktlich zum siebzigsten Jahrestag des 1. September 1939 präsentierten die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik eine filmische Würdigung der Ereignisse. Das Deutsche Historische Institut in Warschau steuerte das Buch zum Film bei. Jochen Böhler hat es geschrieben.

Diese Umstände seiner Entstehung muß man im Blick behalten, will man dieses Buch verstehen. Es ist buchstäblich nicht einmal im Ansatz eine wissenschaftlich belastbare Darstellung; es ist arrangiert wie ein Film, man muß leider sagen, wie ein Propagandafilm. So beginnt Böhler mit einem Blick auf den „sonnenumfluteten Stadtpark“ in Warschau, in dem herausgeputzte Frauen den Kinderwagen schieben, „mitten im tiefsten Frieden“. Dann greifen plötzlich deutsche Flugzeuge an und der Krieg beginnt. Roman Polanski hat dies jüngst im Film „Der Pianist“ so inszeniert und Böhler übernimmt es gern. Nur: Sollte der Historiker wirklich mit Effekten arbeiten, wie es dem Künstler zusteht, unter Vorspiegelung von Tatsachen, von denen er ganz genau weiß, daß sie nicht zutreffen?

Die Frage ist rhetorisch. Böhler inszeniert sein Material zwar immerhin so, daß selbst aus dieser Zusammenstellung dem Leser eigentlich klar werden muß, daß von einem „Überfall“ auf Polen im Jahr 1939 nicht gesprochen werden kann. Der deutsche Angriff kam am 1. September keineswegs überraschend, weder für die Politik, noch das Militär oder die Zivilbevölkerung, was die Voraussetzung für einen „Überfall“ wäre. Dennoch blendet Böhler aus der Vorgeschichte wesentliche Elemente aus. Von polnischen Territorialansprüchen auf deutsches Gebiet bis zu Oder und Elbe, wie sie propagandistisch laut erhoben wurden, ist bei ihm keine Rede. Von der in Polen im Jahr 1939 grassierenden Kriegshysterie, die schließlich in Mord und Totschlag an der dortigen deutschstämmigen Zivilbevölkerung mündete, schweigt er, müßte sie doch das inszenierte Bild von der friedlichen polnischen „Bourgeoisie“ und ihren Kinderwagen beschädigen. Die polnische Regierung habe zwar Deportation und „Todesmärsche“ für die Deutschen „überhastet“ angeordnet, Ausschreitungen aber „nicht gewollt“, so Böhler. Auch dieses Geschehen verlegt er zudem völlig in die Zeit nach dem 1. September, um den Mythos vom „Überfall“ nicht zu gefährden.

Daß der polnische Botschafter in Berlin von seiner Regierung die Anweisung bekommen hatte, sich keinesfalls für Verhandlungsangebote zu interessieren und am Morgen des 31. August vom bevorstehenden Marsch polnischer Truppen auf Berlin sprach, erfahren wir weder von Böhler noch vom deutschen Fernsehen. Statt dessen zitiert er fast eine Seite lang eine längst als Fälschung entlarvte angebliche Rede des deutschen Generalstabschefs Halder als Beleg für frühzeitig im Frühjahr 39 entwickelte deutsche Angriffspläne. (S. 39 f.) Mit solchen Fälschungen erschütterte damals das Focus-Netzwerk in England die europäische Öffentlichkeit und Politik, um den Krieg als unvermeidlich und die deutsche Regierung als verhandlungsunwillig hinzustellen.

Leider stellt Böhlers Buch also nur einen Beitrag zu den öffentlich-rechtlichen Phantasiegeschichten um die deutsche Zeitgeschichte dar und wurde wie üblich von Sven Felix Kellerhoff in der Tageszeitung „Die WELT“ als beispielhaft hervorgehoben. Ob in diesem Fall von bewußter Desinformation der deutschen Öffentlichkeit durch die deutsche Presse ausgegangen werden kann, bleibt fraglich. Man soll bekanntlich nie Absicht vermuten, wo Inkompetenz eine zureichende Erklärung sein könnte. Etwas anderes war jedenfalls wohl nicht zu erwarten – schade eigentlich.

Quelle: [1]