Geschichtsfälschung

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Bei einer Geschichtsfälschung wird vorsätzlich versucht, mit wissenschaftlich unlauteren Mitteln einen falschen Eindruck von historischen Ereignissen und ihrer Interpretation zu vermitteln.

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Wie sagte ein höherer amerikanischer Beamter zu Frau Annelies von Ribbentrop: Das deutsche Volk wird rasend werden, wenn es erfährt, wie es betrogen wurde.

– zitiert nach Heinz Roth, „Widerstand im Dritten Reich“[1]


Geschichtsfälschung nach Paul Ricoeur

Fälschung in der Geschichte ist ein uraltes Problem. Es gibt, wie Paul Ricoeur in seinem Vortrag „L’écriture de l’histoire et la représentation du passé“[2] schrieb, drei mögliche Gründe für sie: erstens die Verhinderung von Erinnerung, zweitens ihre Manipulation und drittens die Verordnung von Erinnerung. Dabei gilt es, zwei Dinge deutlich voneinander zu unterscheiden: Gedächtnis und Erinnerung einerseits und Geschichte und historische Darstellung andererseits. Im ersten Fall, dem Gedächtnis, geht es um einen individuellen Vorgang, der auch eine psychosoziale Dimension annehmen kann, im zweiten Fall, dem der historischen Darstellung, geht es um einen distanzierteren und zugleich politischeren Vorgang. Ricoeur widmet sich im wesentlichen dem ersten Vorgang, ohne den zweiten auszuschließen. Zur Verdeutlichung der Verhinderung von Erinnerung verweist er auf die von Sigmund Freud beschriebene Verdrängung der Erinnerung; zur Verdeutlichung der Manipulation von Erinnerung nennt er die Steuerung der individuellen Erzählung durch Auslassungen und Schweigen, und die Verordnung der Erinnerung schließlich sieht er im familiären Kreis, wo die ältere Generation mit ihrer Erzählung der Vergangenheit der jüngeren Generation zugleich die Deutung der Geschichte vorschreibt.

Tatsächlich finden sich diese drei Arten der Fälschung auch auf der Ebene der Geschichtsschreibung bzw. der politischen Darstellung: das Verschweigen oder die Leugnung eines Geschehens, eine interessegeleitete und dadurch manipulierende Geschichtsschreibung und schließlich die offizielle Darstellung der nationalen Geschichte. Diese Fälschungen bei Erinnerung und Geschichtsschreibung würden nicht so häufig auftreten, wenn nicht der Vorgang, Geschehnisse zu verstehen, so eng mit dem Phänomen des Gedächtnisses verbunden wäre. Für Ricoeur setzt sich eine Phänomenologie des Gedächtnisses aus der Anwesenheit der Erinnerung, der mnêmê, und der Suche nach der Erinnerung, der Repräsentation oder anamnêsis, zusammen. Die Präsenz der Erinnerung, die zugleich Bild und Abbild ist, und die Wiedererinnerung, die in einem manchmal mühseligen Aus-dem-Gedächtnis-Hervorholen besteht, bieten bereits strukturell alle Möglichkeiten für Veränderungen und Fälschungen. Denn sowohl die Erinnerung als auch die Wiedererinnerung liefern nichts anderes als Vorstellungsbilder. Da hier durch die Differenz zwischen Wirklichkeit und Abbild jederzeit Irrtümer möglich sind, ist die Versuchung der Täuschung und Selbsttäuschung ebenso groß. Diese strukturelle Unschärfe stellt nun nicht nur eine Herausforderung für die angestrebte Genauigkeit der Erinnerung und historischen Darstellung dar, sondern auch eine Versuchung, von den Fakten zur Fiktion überzugehen. Es stellt sich deshalb mit erhöhter Dringlichkeit das, was Ricoeur die „Vertrauensfrage“ nennt: „Wenn die Erinnerung ein Vorstellungsbild ist, wie soll man sie nicht mit der Phantasie, der Fiktion oder der Halluzination verwechseln? So steht an der Schwelle der Unternehmung, die vom Gedächtnis zur Geschichte führen wird, ein Akt des Vertrauens auf eine Erfahrung, die man als Urerfahrung in diesem Bereich ansehen kann, nämlich die Erfahrung des Wiedererkennens.[3]

Konkrete Beispiele von Geschichtsfälschung

Zitat

  • „Es gibt nur eine Sünde, die gegen die ganze Menschheit mit allen ihren Geschlechtern begangen werden kann, und dies ist die Verfälschung der Geschichte.“Friedrich Hebbel[4]

Filmbeitrag

Siehe auch

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Heinz Roth: Widerstand im Dritten Reich (1976) (PDF-Datei)
  2. Paul Ricoeur: L’écriture de l’histoire et la représentation du passé. in: Annales, 55e Année – N° 4, Juillet-Août 2000, S. 731–748
  3. Paul Ricoeur. a.a.O., S. 13
  4. 96-book.png Google-BücherFriedrich Hebbel, Richard Maria Werner (Hg.): Tagebuchblätter von Friedrich Hebbel, B. Behrs, 1908, S. 36