Eesti Kaitseliit
Der Estnische Schutzbund (zeitgeistgemäße Übersetzung Verteidigungsbund) wurde im September 1917 als Omakaitse, Selbstschutz, der Einwohnerschaft Revals gegründet und besteht bis heute.
Als Freiwillige dienten 1917 vor allem Schüler höherer Lehranstalten, die von ihren Turnlehrern klassenweise geführt wurden und Posteinrichtungen sowie die Stadtwerke bewachten. Dabei wurden die Schüleruniform und eine weiße Armbinde mit örtlichem Verwaltungsstempel getragen. Die Bewaffnung bestand aus japanischen Gewehren. Im Rahmen der Auflösungserscheinungen der zaristischen Armee und Ordnung gab es nur machtlose Soldatenräte, schwache Milizkräfte, keine Polizei mehr, die Gefängnisse wurden geöffnet. Nach der Oktoberrevolution wurde der Selbstschutz aufgelöst.
Nachdem deutsche Truppen die Nordfront geräumt hatten, wurde der Selbstschutz als Kaitseliit im Oktober 1918 wieder aufgestellt. Aus zuvor angelegten Waffenlagern wurde die landesweite Organisation ausgerüstet. Im Dezember 1918 mußten alle Männer zwischen 20 und 45 Jahren zum Militärdienst, für den Selbstschutz blieben die Jungen und Alten. Mit Kriegsende 1920 wurden die Waffen abgeliefert.
Mit dem Putschversuch der Kommunisten am 1. Dezember 1924 wurde der Kaitseliit erneut unter Waffen gesetzt. Diesmal wurde mit gesetzlicher Grundlage eine paramilitärische Truppe aufgestellt, mit historischen Einheitsbezeichnungen aus dem 11. Jahrhundert. In jedem Kreis (Landschaft) wurde eine Malewa mit militärischem Stab gegründet mit dazugehörigen Malevkond (Bezirk) und ehrenamtlichem zivilem Stab. Abgesehen von Spezialwaffen wie Artillerie, Marineschutzkorps oder Panzerwagen (in Reval) wurde die Truppe territorial gegliedert. Mit elf Landschaften und vier Städten (Bernau, Dorpat, Narwa, Reval) gab es 15 Malewas. Die Einheitsführer, Pealiks, konnten ab ca. 1934 nach einem Lehrgang an der Kriegsschule bis zum militärischen Rang des Hauptmanns (Pealik Kapten) befördert werden. Die Stärke betrug zu der Zeit 26.000 Mann, bei dem Nais-Kodukaitse (Frauen-Heimschutz) 15.000, dem Noored Kotkad (Junge Adler) 15.000 Knaben und der Kodutütred (Heimtöchter) 10.000 Mädchen. Die alten japanischen Gewehre wurden auf das englische Kaliber aufgebohrt. Verbreitet war auch die Lizenzanfertigung der finnischen Bergmann-Pistole mit 20 Schuß Stangenmagazin.
Da während der deutschen Besetzung 1941–45 keine Bezeichnung der Republik Estland zugelassen war, hieß der Eesti Kaitseliit wieder Omakaitse. Während der Sowjetherrschaft ab 1945 war der Selbststschutz verboten. Erst mit der Unabhängigkeit 1990 begann der Wiederaufbau der Organisation.
Literatur
- Bühler, Karlheinz: Das estnische Schutzkorps (Eesti Kaitseliit). In: Zeitschrift für Heereskunde. Heft 293. 1981. S. 29-32.