Komm, lieber Mai, und mache
Komm, lieber Mai, und mache ist ein deutsches Volkslied (Frühlingslied) aus dem späten 18. Jahrhundert. Das Lied beruht auf einem Gedicht des Lübecker Bürgermeisters und Dichters Christian Adolf Overbeck (1755–1821), das dieser unter dem Titel „Fritzchen an den May“ im Göttinger Musenalmanach aus dem Jahr 1776 veröffentlichte. Nachdem das Gedicht bereits kurz nach seiner Veröffentlichung von G. H. L. Wittrock (1777), Marie Adelheid Eichner (1780) und Johann Friedrich Reichardt (1781) vertont worden war, stammt die Musik der heute populärsten Version von Wolfgang Amadeus Mozart, der das Gedicht 1791 vertonte.
Im allgemeinen werden seit Beginn des 20. Jahrhunderts von den fünf Strophen der veränderten Textversion lediglich drei abgedruckt: teils erscheinen die Strophen 1, 2 und 5, sehr viel häufiger, jedoch die Strophen 1 und 2 mit einer neuen dritten Strophe, die eine Kompilation aus der ursprünglich 3. und 5. Strophe darstellt. In Preußen war das Lied vor dem Ersten Weltkrieg für den Schulunterricht in der vierten Klasse vorgeschrieben.
Inhaltsverzeichnis
Das Lied zum Anhören
(Gesungen vom Dresdner Kreuzchor)
Liedtext
- Komm, lieber Mai, und mache
- die Bäume wieder grün
- und laß mir an dem Bache
- die kleinen Veilchen blühn!
- Wie möchte ich doch so gerne
- ein Veilchen wieder sehn,
- ach, lieber Mai, wie gerne
- einmal spazieren gehn!
- Zwar Wintertage haben
- wohl auch der Freuden viel:
- man kann im Schnee eins traben
- und treibt manch Abendspiel,
- baut Häuserchen von Karten,
- spielt Blindekuh und Pfand,
- auch gibt’s wohl Schlittenfahrten
- aufs liebe freie Land
- Doch wenn die Vögel singen
- und wir dann froh und flink
- auf grünem Rasen springen,
- das ist ein ander Ding!
- Jetzt muß mein Steckenpferdchen
- dort in dem Winkel stehen,
- denn draußen in dem Gärtchen
- kann man vor Schmutz nicht gehn.
- Am meisten aber dauert
- mich Lottchens Herzeleid,
- das arme Mädchen lauert
- recht auf die Blumenzeit.
- Umsonst hol ich ihr Spielchen
- zum Zeitvertreib herbei,
- sie sitzt in ihrem Stühlchen
- wie’s Hühnchen aus dem Ei.
- Ach, wenn’s doch erst gelinder
- und grüner draußen wär!
- komm, lieber Mai, wir Kinder,
- wir bitten gar zu sehr!
- O komm und bring vor allem
- uns viele Veilchen mit,
- bring auch viele Nachtigallen
- und schöne Kuckucks mit.
Publikationen
Das Lied ist u. a. erschienen in:
Lieder für höhere Mädchenschulen (1919) • Liederbuch des Thüringerwald-Vereins (1927) • Liederbuch für die deutschen Flüchtlinge in Dänemark (1945)
Literatur
Theodor Brüggemann: Galanterie und Weltschmerz in „Frizchens Lieder“ (1781) von Chr. A. Overbeck. In: Philobiblon. Eine Vierteljahrsschrift für Buch- und Graphiksammler, 34 (Heft 4) (1990), S. 300–308 Gedicht