Luther-Bibel
Als Luther-Bibel oder Wartburg-Bibel wird die deutsche Bibelübersetzung bezeichnet, die Martin Luther während seines Aufenthalts auf der Wartburg durchführte. Nach der Übersetzung des Neuen Testamentes 1522 dauerte es noch zwölf Jahre bis 1534 auch das Alte Testament übersetzt war und somit die erste vollständige Ausgabe der gesamten „Heiligen Schrift“ in deutscher Sprache vorlag. Diese Übersetzung gilt als die bis heute allgemeingültige, wenngleich sich danach noch verschiedene Autoren an weiteren Übersetzungen versuchten.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
- „Die eigentliche Übertragung der Bibel in die deutsche Sprache leistete Martin Luther. Die Arbeit des Reformators begann mit dem Neuen Testament, das der streitbare Kirchenmann 1521/22 in nur vier Monaten niederschrieb. Luther besaß nicht nur hervorragende Griechisch- und Hebräischkenntnisse, sondern sah sich darüber hinaus als ein Kind des Volkes. Er war beseelt von der Idee einer Übersetzung der Heiligen Schrift für die Bedürfnisse der einfachen, weniger gebildeten Menschen seiner Zeit, die zu den griechischen und lateinischen Texten keinen Zugang hatten. Eine Bibel für das ganze Volk wollte Luther durch seine Übersetzungsarbeit stiften. Nach der erfolgreichen Übertragung des Neuen Testaments benötigte Luther für die Übersetzung des Alten Testaments zwölf Jahre. Mit seinem hochgebildeten Freund Philipp Melanchthon, Professor der griechischen Sprache, glich Luther seine Arbeit ab, bevor sein Werk drucken ließ. Schließlich konnte Luther im Jahr 1534 seine Arbeit vollenden. Die Arbeit war bahnbrechend und bis heute kommt keine Auslegung der Heiligen Schrift in deutscher Sprache an Luthers Sprachgewalt vorbei. Doch was macht eine Übersetzung der Heiligen Schrift ins Deutsche überhaupt so spektakulär? Es sind gleich mehrere Faktoren, die Luthers Bibelübersetzung von Anfang an so berühmt wie unverzichtbar machen. Zunächst steht da die nackte Tatsache der Übersetzung der griechischen und lateinischen Vorlagen ins Deutsche. Denn bis Luther hatte es eine geschlossene, allgemeinverständliche und frei zugängliche Übersetzung der Bibel ins Deutsche nie gegeben. Die Texte der Heiligen Schrift waren in Griechisch und Lateinisch gehalten. So war es schon immer, so entsprach es den Amtssprachen der katholischen Kirche und so sollte es nach kirchlichem Willen immer bleiben. Keinesfalls sollten die von der Kirche als gefährlich erachteteten Texte der Bibel ungefiltert von den Christen in jener Zeit gelesen werden. Was konnte nicht alles an Missverständnissen und eigenwilligen Interpretationen in die Texte hineingelesen werden. Nur durch die ordnende, lenkende Anleitung des mit der Lehrmeinung der Kirche konformen Klerikers sollten die heiligen Texte an die Menschen weitergegeben werden. Dem konnte Luther nichts abgewinnen. Im Gegenteil. Jeder sollte in Luthers Augen Zugang zur Bibel haben, jeder sollte in der heiligen Schrift die Worte Gottes lesen dürfen. Doch es war nicht nur Luthers liberale Auffassung über den Zugang des einfachen und ungebildeten Volkes zu den Bibeltexten, die revolutionär war. Luther übersetzte die Bibel nicht nur, er legte sie in seiner Übersetzung aus, deutete sie in den Alltag der Menschen seiner Zeit hinein. ‚Dem Volk aufs Maul schauen‘, nannte Luther das. Es ging ihm nicht darum, den Text in ein vulgäres Deutsch zu übertragen, wie man es in den Gassen seiner Zeit sprach. Aber es ging Luther sehr wohl darum, eine Ausdrucksweise zu finden, deren Worte und Bildhaftigkeit von jedem Deutschen, egal welcher persönlicher Bildung, verstanden werden konnten.“[1]
Siehe auch
Literatur
- Lutherbibel, Ausgabe 1784 (PDF-Datei)
- Wartburg-Bibel. Das ist die ganze heilige Schrift. Deutsch durch Martin Luther. Aufs Neue verglichen m. d. Ausg. letzter Hand vom Jahre 1545. Mit einer Heliogravüre u. einer Familienchronik, 1842 (PDF-Datei)