Muslimbruderschaft
Die Muslimbruderschaft (oder Moslembruderschaft) ist eine islamische religiös-politische Reformbewegung, gegründet 1928 in Ismailia (Ägypten). Sie fordert eine an Koran und Hadith orientierte Staats- und Gesellschaftsordnung und will den westlich-europäischen Einfluß in der islamischen Welt zurückdrängen. Die Muslimbruderschaft verbreitete sich in vielen arabischen Ländern. Als weibliche Parallelorganisation entstanden 1936 die Muslimschwestern. In Ägypten entwickelte sich die Muslimbruderschaft nach 1945 zu einer Massenbewegung, wurde dort allerdings nach der Errichtung der Republik (1954), und in der Folge auch in anderen Ländern, verboten. Unter dem Eindruck der islamischen Revolution im Iran (1979) versuchte sich die Muslimbruderschaft neu zu etablieren. 2006 gibt es Abspaltungen der Muslimbruderschaft in über 70 Ländern, die teilweise unter anderen Namen und mit radikalerer Ausrichtung aktiv sind; aus ihrem palästinensischen Zweig ging 1987 die islamistische Bewegung Hamas hervor. In Ägypten ist die Muslimbruderschaft nach wie vor verboten, wird jedoch geduldet und nimmt über ihr verbundene unabhängige Parlamentsabgeordnete Einfluß auf das politische Leben des Landes.
Weiterführende Literatur
- U. Dufner: Islam ist nicht gleich Islam. Die türkische Wohlfahrtspartei u. die ägyptische Muslimbruderschaft (1998)
- B. Lia: The society of the Muslim Brothers in Egypt. The rise of an Islamic mass movement 1928‒1942 (Reading 1998)
- O. Carré u. G. Michaud: Les Frères Musulmans. 1928‒1982 (Paris 22001)
- J. Grundmann: Islamische Internationalisten. Strukturen u. Aktivitäten der Muslimbruderschaft u. der Islamischen Weltliga (2005)
- Udo Ulfkotte: Heiliger Krieg in Europa. Wie die radikale Muslimbruderschaft unsere Gesellschaft bedroht, 2007