Netzfriedhof
Als Netzfriedhof' oder auch virtueller Friedhof werden Netzadressen mit Seiten bezeichnet, auf denen diese Nekrologe zum Thema haben. Die Gedenkseiten für Verstorbene enthalten Lebensangaben und oft Photographien des Verstorbenen. Sie ergänzen die täglichen Todesanzeigen in Tageszeitungen und ersetzen auch oft die traditionellen Sterbebildchen. Die Einträge bilden weltweite, langfristige Abrufbarkeit. Der virtuelle Friedhof bietet somit eine Erinnerungsstätte, insbesondere bei Verstorbenen, die sonst keinen Trauerort hinterlassen.
Inhaltsverzeichnis
Neuer Sprachbegriff
Der im deutschen Sprachraum neu aufgekommene Begriff des „virtuelle Friedhofs" ist - zumindest im Hinblick auf die damit früher und gegenwärtig bezeichneten Angebote – etwas irreführend. Unbedarften könnte es dabei in den Sinn kommen, daß man bei diesen Angeboten via Internet quasi wie in einer „virtuellen Welt" mausklickend auf einem Friedhof wandeln kann. (So weit ist es noch nicht.)
Angesichts der Entwicklungen von neuen Ausdrucksformen der Trauer im Internet sind Virtuelle Friedhöfe eine neue Art der Ergänzung der Trauer. Es geht nicht darum, herkömmliche Formen der Bestattung über Bord zu werfen und nur noch „virtuell" tätig zu sein, sondern es geht um internetgemäße Informationspräsentation und deren umsichtigen Einknüpfung in die vorhandenen Angebote wie Todesanzeigen in Zeitungen, Trauerbildchen, Danksagungen.
Die derzeitigen Angebote „virtueller Friedhöfe" sind somit einfach Netzseiten, auf denen Todesanzeigen, Nachrufe und teilweise öffentliche Kondolenzbücher im Rahmen der Möglichkeiten des Weltnetzes gestaltet und zum Abruf für die Internetnutzer bereitgehalten werden. Ergänzt werden diese Hauptangebote manchmal durch Erweiterung mit
- einer Sammlung von Grundinformationen zum Themenkomplex Tod und Trauer
- Hinweise auf entsprechende Literatur und Trauerseminare
- besinnliche Texte, Gedichte und Gebete, welche das Trauern unterstützen sollen.
- die Vernetzung des „virtuellen Friedhofs" mit anderen gewerblichen Internetangeboten aus dem Bestattungs- und Friedhofswesen ist üblich und erfolgt durch einfache Verweis-Listen oder Einblendung von grafischen Werbeflächen sog. Bannern.
- Angeboten der persönlichen Trauerbegleitung durch erfahrene Trauerberaterinnen und -berater.
- Kondolenzlisten, in die sich jeder Freund, Bekannte und Feind selbst eintragen kann. Meist sind es nur einige, wenige Einträgen oder bei Prominenten zehntausenden von fast gleichlautenden Kommentaren. Nicht selten kommt es auch z. B. bei Politikern zu wenig pietätvollen, ja verletzenden Eintragungen. Selbst vor Verunglimpfungen des Verstorbenen schrecken manche Nutzer nicht zurück. Diese Kondolenzlisten sind deshalb problematisch, da sie nur durch ständige, somit zeitaufwendige Beobachtung redaktionell kontrolliert werden können und letztendlich einen so persönlichen Bereich betreffen, den die Mehrheit nicht coram publico auszubreiten wünscht.
Geschichte
Die ersten Netzfriedhöfe gab es um 1990 in Vereinigten Staaten von Amerika, dort auch für Hund, Katze, Schlange und andere Haustiere.
Literatur
- I. Spieker, Zur kulturellen Bedeutung virtueller Friedhöfe, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2005