Quedlinburger Annalen
Die Quedlinburger Annalen stellen zunächst eine Weltchronik, jedoch im besonderen eine selbständige Darstellung der Jahre von 984 bis 1025 dar. Die ebenso in diesem Zeitraum in Quedlinburg entstandenen, lediglich in einer einzigen handschriftlichen Abschrift aus dem 16. Jahrhundert überlieferten Annalen wurden erstmals von Gottfried Wilhelm Leibniz 1710 im Rahmen der Scriptores rerum Brunsvicensium im Druck herausgegeben. Die bislang maßgebliche Edition ist 1839 erschienen und Georg Heinrich Pertz zu verdanken, der dem Werk auch den heute gängigen Titel gab. In der Handschrift trägt das Werk die Überschrift „Chronicon Saxonicum Quedlinburg“.
In dem Werk wird bis zum Jahr 702 die Geschichte der Welt seit ihrer Erschaffung unter Benutzung der Chroniken des Hieronymus, Isidors von Sevilla und Beda Venerabilis abgehandelt, wobei diese Passagen aus den ihrerseits verlorenen Annales Hersfeldenses und Annales Hildesheimenses maiores geschöpft sein dürften. Die Einträge ab 702 folgen dem annalistischen Prinzip, ab 913 in eigenen Formulierungen, die dann ab 984 zu von anderen bekannten Quellen unabhängigen Berichten werden.
Die reichlich ein halbes Jahrtausend nach der Abfassung hergestellte Abschrift enthält mehrere Lücken. Dennoch sind die Quedlinburger Annalen im Mittelalter von mehreren Autoren benutzt worden; Spuren finden sich unter anderem bei Thietmar von Merseburg, dem Chronicon Wirziburgense, der Halberstädter Bischofschronik, dem Annalista Saxo, den Annales Magdeburgenses und der Magdeburger Schöppenchronik (S. 258). Reichsgeschichtlich ist die besondere Wertschätzung Ottos III. zu notieren, der etwa 996 unter dem Beifall „des Volks fast ganz Europas“ („pene totius Europae populo acclamante“) zum Kaiser erhoben wurde (S. 491).
Ausgaben
- Martina Giese (Hrsg.): Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 72: Die Annales Quedlinburgenses. Hannover 2004 (Monumenta Germaniae Historica, Netzbuch)
- Georg Heinrich Pertz u. a. (Hrsg.): Scriptores (in Folio) 3: Annales, chronica et historiae aevi Saxonici. Hannover 1839, S. 22–90 (Monumenta Germaniae Historica, Netzbuch)