Razanne

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Razanne im Festtags-Look: Nur zu Hause ist das Kleid kürzer

Barbie ist sexy, zu sexy für moslemische Kinder. Finden zumindest viele gläubige Eltern. So wurde Razanne, die islamisch korrekte Anti-Barbie, zum Kassenschlager.

Nicht ohne meine Puppe!

Mädchen mit Razanne, der moslemischen Barbie: Schon früh ans Kopftuch gewöhnen?

Entspann dich, Barbie! Razanne will dir nichts streitig machen, nicht dein Cabrio, nicht dein Pferd und am allerwenigsten deinen tollen Freund Ken. Mit Männern hat deine moslemische Konkurrentin Razanne nämlich nichts am Hut. "Ein Freund würde nicht zu ihr passen", sagt die Razanne-Erfinderin Noor Sadeeh. Deswegen werde es auch keine Achmed-Puppe geben.

Razanne liest lieber im Koran, ihr arabischer Name bedeutet "Zurückhaltung". Es gibt sie in sieben Varianten: Doch egal ob in Festtags-Kleidung, als moslemische Pfadfinderin oder im Freizeit-Look - immer trägt sie bodenlange Blümchen-Kleider und ein weißes Kopftuch, das auch noch die Schultern bedeckt.

Nur daheim, da zieht sich die immer milde lächelnde Razanne bequemer an. Bei Mami und Papi nimmt sie das Tuch ab, dann kommen ihre langen Haare zum Vorschein, mal blond, mal schwarz - je nach Ausführung. Dann schlüpft sie auch in ein knapperes Kleid. Doch das geht immer noch bis an die Waden, ist durchgehend geknöpft und rosa-geblümt. "Der letzte Schrei in Sachen Mode", verspricht der Hersteller Noorart auf seiner Weltnetzseite. Sieht aber eher nach Hauskittel aus.

"Fördert muslimische Identität und Selbstbewusstsein, lehrt islamisches Verhalten, schafft ein Vorbild", heißt es zu den Vorteilen der kleinen Islam-Barbie mit der vollverhüllten kindlichen Figur. "Egal ob groß oder klein, dick oder dünn, schön oder nicht: Wahre Schönheit können Gott und die anderen Muslime in der Seele sehen", beschreibt Erfinderin Sadeeh ihr Anliegen. Kritiker sagen: Junge Mädchen sollen sich mit der moslemischen Puppe möglichst früh an ein Leben unter dem Schleier gewöhnen.

In der moslemischen Zielgruppe in den USA ist die Puppe, die je nach Ausführung zwischen 10 und 22 Dollar kostet, längst ein Renner. Allein über seine Weltnetz-Seite verkauft der US-Hersteller Noorart rund 30.000 Razannes im Jahr, Tendenz steigend. Die Puppe wird in den USA und Kanada auch in normalen Spielzeug-Geschäften angeboten. In Europa gibt es die Puppe bislang nur in Moscheen zu kaufen.

Daneben hat die Firma des moslemischen Paars Noor und Ammar Saadeh auch das beliebte "Koran-Quiz" im Programm, den "Arabisch sprechenden Schulbus" oder das Brettspiel "Das Rennen zur Kabah", dem islamischen Heiligtum in Mekka. Mit Erfolg, die Firma mit Sitz im Bundesstaat Michigan expandiert. Demnächst soll Razanne auch in Kuweit und den Vereinigten Arabischen Emiraten vermarktet werden. In den arabischen Ländern könnte sie ein Kassenschlager werden.

Denn Iran hat schon vor acht Jahren Razannes sexy US-Konkurrentin Barbie als "unislamisch" verboten. Stattdessen gab es die Zwillingen Dara und Sara, die mit ihren breiten Köpfen aber aussahen wie Wiedergänger des DDR-Sandmännchens. Und nicht einmal Kleiderwechseln ging: Die langen Hüllen waren moralisch korrekt an den Plastikfiguren festgeklebt. Dara und Sara verbrachten ihre Nächte deswegen vor allem in ihrer Verpackung in den Läden - und nicht in iranischen Kinderbetten.

Genau wie "Marokko Barbie" und "Leyla Barbie", die der Marktriese Mattel einmal im Programm hatte. Das waren historische Puppen, die an die Tänzerinnen der Sultane im 18. Jahrhundert erinnerten.

Razanne ist da viel moderner, sie hat jetzt sogar einen echten Beruf. "Wir wollen mit der Puppe auch zeigen, dass muslimische Frauen eine Karriere haben können", sagt die Erfinderin. Deswegen gibt es seit kurzem auch "Lehrerin Razanne". "Welcher Beruf könnte ehrenhafter sein?", fragt die Weltnetzpräsenz rhetorisch. "Nicht umsonst wollen so viele muslimische Mädchen Lehrerinnen werden." Razanne trägt immer noch bodenlang, weißes Kopftuch, selbstverständlich. Aber in ihrem Aktentäschchen, da hat sie einen Laptop und Sonnenbrille.

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