Reiterlied
Das Reiterlied ist ein Gedicht von Friedrich Schiller aus dem Jahre 1797.
Text
- Wohl auf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!
- Ins Feld, in die Freiheit gezogen.
- Im Felde, da ist der Mann noch was wert,
- Da wird das Herz noch gewogen.
- Da tritt kein anderer für ihn ein,
- Auf sich selber steht er da ganz allein.
- Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist,
- Man sieht nur Herren und Knechte,
- Die Falschheit herrschet, die Hinterlist,
- Bei dem feigen Menschengeschlechte,
- Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,
- Der Soldat allein, ist der freie Mann.
- Des Lebens Ängsten, er wirft sie weg,
- Hat nicht mehr zu fürchten, zu sorgen;
- Er reitet dem Schicksal entgegen keck,
- Triffts heute nicht, trifft es doch morgen,
- Und trifft es morgen, so lasset uns heut
- Noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit.
- Von dem Himmel fällt ihm sein lustig Los,
- Brauchts nicht mit Müh zu erstreben,
- Der Fröner, der sucht in der Erde Schoß,
- Da meint er den Schatz zu erheben,
- Er gräbt und schaufelt, solang er lebt,
- Und gräbt, bis er endlich sein Grab sich gräbt.
- Der Reiter und sein geschwindes Roß,
- Sie sind gefürchtete Gäste;
- Es flimmern die Lampen im Hochzeitschloß,
- Ungeladen kommt er zum Feste.
- Er wirbt nicht lange, er zeiget nicht Gold,
- Im Sturm erringt er den Minnesold.
- Warum weint die Dirn und zergrämt sich schier?
- Laß fahren dahin, laß fahren!
- Er hat auf Erden kein bleibend Quartier,
- Kann treue Lieb nicht bewahren.
- Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort,
- Seine Ruhe läßt er an keinem Ort.
- Drum frisch, Kameraden, den Rappen gezäumt,
- Die Brust im Gefechte gelüftet!
- Die Jugend brauset, das Leben schäumt,
- Frisch auf! eh der Geist noch verdüftet!
- Und setzet ihr nicht das Leben ein,
- Nie wird euch das Leben gewonnen sein.
Video