Revolutionäre Zellen
Die Revolutionären Zellen (RZ) waren ein linksextremistisches, später gezielt volksverräterisches militantes Terrornetzwerk, bestehend aus „autonomen“ Gruppen in Deutschland. Sie waren von den 1970er Jahren bis in die 1990er Jahre aktiv und begriffen sich als Teil der „Autonomen“ Bewegung. In den RZ kristallisierten sich zwei verschiedene Strömungen heraus: Ein Teil war - ähnlich wie die Rote Armee Fraktion - „antiimperialistisch“ orientiert, während ein anderer Teil einen „sozialrevolutionären“ Ansatz vertrat. Die Rote Zora war eine Frauengruppe, die sich in diesem Zusammenhang organisierte. Zwischen beiden Flügeln gab es heftige Auseinandersetzungen, so dass ihre größte Gemeinsamkeit neben dem Namen ihre dezentrale Organisationsform war. Die RZ waren vom bundesdeutschen Verfassungsschutz als terroristische Vereinigung eingestuft worden.
Spätere Jahre
Obwohl die RZ die gezielte Ermordung von Menschen nach eigenen Aussagen ablehnten, führten sie mehrere sogenannte „Knieschuss“-Attentate durch. Ziel dieser Anschläge war es angeblich, das Opfer schwer zu verletzen und für längere Zeit arbeitsunfähig zu machen.[1] Der Tod des hessischen Wirtschaftsministers Heinz-Herbert Karry 1981 soll auf solch eine Aktion zurückgehen. Allerdings sind die genaueren Umstände nie geklärt worden. Am 20. September 1983 wird auf das Rechenzentrum der MAN in Ginsheim-Gustavsburg ein Sprengstoffanschlag verübt. Der Sachschaden beträgt dabei mehrere Millionen DM. Dem Leiter der Berliner Ausländerbehörde Harald Hollenberg wurde 1986 und ein Jahr später dem Vorsitzenden Richter am Bundesverwaltungsgericht, Günter Korbmacher in die Beine geschossen. Am 15. Januar 1991 scheiterte ein Sprengstoffanschlag auf die Berliner Siegessäule.
Nach der Wende verloren die RZ an Bedeutung und Rückhalt in der Szene. Im Dezember 1991 veröffentlichten die RZ einen Text, der die Auseinandersetzungen nach der Entebbe-Entführung beschreibt und von der zunehmenden Spaltung der Gruppen berichtet. Insbesondere distanzieren sie sich darin von ihrer antiimperialistischen und antizionistischen Politik in den 70er Jahren. Die Selektion der Geiseln in israelische Staatsbürger, sowie Juden auf der einen Seite und andere Geiseln auf der anderen Seite wurde als „antisemitisch“ bezeichnet.[2]
Im Oktober 1993 gab es die letzten Anschläge der Revolutionären Zellen: Ein Trafohäuschen des Bundesgrenzschutzes in der Nähe von Frankfurt an der Oder wurde zerstört und es gab einen Anschlag am Flughafen Rothenburg (Sachsen). Die Rote Zora zündete im Juli 1995 eine Bombe in der Lürssen-Werft in Lemwerder.
Im Dezember 2006 stellten sich die mutmaßlichen RZ-Mitglieder Adrienne Gerhäuser und Thomas Kram überraschend der Bundesanwaltschaft.[3] Erstere wurde wegen der Beteiligung an zwei fehlgeschlagenen Sprengstoffanschlägen im April 2007 zu 2 Jahren auf Bewährung verurteilt.[4]
Teilgeständnis bei „Revolutionären Zellen“
Der mutmaßliche Berliner Vordenker der Terrororganisation „Revolutionäre Zellen“ (RZ) hat am 23. Januar 2009 vor dem Oberlandesgericht Stuttgart ein Teilgeständnis abgelegt.
Der 60-jährige Mann habe zudem der Gerichtsverhandlung eine Absprache mit der Bundesanwaltschaft getroffen. Der auf 1976 bis 1994 angesetzte Tatzeitraum sei nun auf die Jahre ab 1985 begrenzt. Dafür soll der 60-Jährige nach Angaben der Verteidigung eine Maximalstrafe von zwei Jahren Haft auf Bewährung erhalten. „Mein Mandant hat seine Mitglied-, aber nicht die Rädelsführerschaft gestanden“, sagte die Anwältin.
Die Anklage wirft dem heute als IT-Systemadministrator in Berlin arbeitenden Mann vor, insbesondere in der Berliner „Zelle“ eine herausgehobene Rolle gespielt zu haben. Dabei sei er in die Schusswaffen-Anschläge auf den damaligen Leiter der Berliner Ausländerbehörde, Harald Hollenberg, sowie auf den Bundesverwaltungsrichter Karl Günther Korbmacher im Oktober 1986 und September 1987 verwickelt gewesen. Sie erlitten schwere Beinverletzungen.
Hintergrund war der Protest der Revolutionären Zellen gegen die „repressive“ Asylpolitik der BRD, womit sie sich endgültig zu Handlangern der Völkervermischung und zu Verrätern an ihrem eigenen Volk machten. Nach den Taten tauchte der 60-Jährige ab. Vor drei Jahren stellte er sich der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe.[5]