Der Ruf der Wildnis
Der Ruf der Wildnis (Originaltitel The Call of the Wild) oder auch Ruf der Wildnis ist ein Abenteuerroman des anglo-amerikanischen Schriftstellers Jack London und wurde 1903 in den Vereinigten Staaten veröffentlicht. Der Roman besteht aus sieben Kapiteln und hat als Protagonisten den Hund Buck, der, ein Leben in der sicheren Zivilisation Kaliforniens gewöhnt, sich gegen seinen Willen in der Wildnis Alaskas behaupten muß.
London fesselt in diesem Werk am meisten durch die realistischen Beschreibungen von Mensch und Tier unter den harten und grausamen Bedingen der Wildnis des Nordens, welche dabei ohne jede Form der Effekthascherei auskommen. Das Buch wurde bei seinem Erscheinen rasch zu einem Verkaufsschlager und besitzt bis heute große Beliebtheit. In Deutschland wird es aufgrund des Abenteuercharakters auch gerne als Jugendbuch bezeichnet, was jedoch nicht Londons Intention gewesen ist.
Es existieren auch diverse Verfilmungen des Romans, die erste 1935, die letzte 2009.
Inhaltsverzeichnis
Kurze Inhaltswiedergabe
Kalifornien 1897: Der tüchtige Hund Buck lebt in Kalifornien auf dem Anwesen des Richters Miller und führt dort ein gutes Leben. Er gewöhnt sich jedoch keine Bequemlichkeit an, sondern hält sich in Form. Eines Tages wird er von einem der Gärtnergehilfen, welcher Schulden gemacht hat, entführt und an einen Hundehändler verkauft. Der Fund von Gold bei Klondike hat zu einer großen Nachfrage an fähigen Hunden für den rauhen Norden geführt. Buck gelangt mit einem Schiff nach Alaska, wo er bald erkennen muß, daß nur die Stärksten überleben werden. Er stellt sich als tüchtig und lernfähig heraus, bald gelingt es ihm auch, bei dem Gespann, in welchem er ist, seinen größten Konkurrenten zu besiegen und selbst die Alphastellung zu erhalten. Nachdem sie einige Zeit die Post durch das Land transportiert haben, wird das Gespann an drei abenteuerluste Amerikaner ohne Erfahrung verkauft. Diese sind in der Lage, das Gespann gut zu führen und so kommt es bald zu einem Nahrungsmangel und dem Tod mehrerer Hunde. Nach einem Aufenthalt bei einem Lager weigert sich Buck aus Erschöpfung weiterzuziehen, da er körperlich am Ende seiner Kräfte angelangt ist und wird daraufhin verprügelt. John Thornton, der Besitzer des Lagers, greift schließlich mit Gewaltandrohung ein, Buck wird aus dem Gespann entfernt. Die Amerikaner wollen trotz Warnung im Frühling über das Eis und finden dort schließlich den Tod, als sie einbrechen. Buck bleibt bei Thornton und unternimmt vieles mit diesem und dessen beiden Freunden Hans und Pete. Nachdem sie bei einer Wette, wo es um Bucks Tüchtigkeit ging, jede über 1000 Dollar gewonnen haben, wollen sie im Osten eine sagenhafte Goldmine finden. Sie finden diese zwar nicht, dafür jedoch einen sehr ertragreichen Goldwaschplatz. Buck treibt dich derweil in der Umgebung herum und stößt dort auf einen Wolf. Dieser will, daß Buck ihm folgt, er will jedoch zu Thornton zurück. Im Lager der Männer stellt er jedoch fest, daß Yeehats-Indianer einen Überfall machten. Hans und Pete findet er tot auf, Thorntons Leiche findet er zwar nicht, weiß jedoch, daß auch sein Herr tot ist. Buck streift fortan alleine und nun ohne Bindung zum Menschen durch die Landschaft. Dabei trifft er den Wolf, seinen „wilden Bruder“ wieder und gelangt schließlich in ein Wolfsrudel. Dort gelingt es ihm auch bald zum Anführer zu werden, denn die Yeehats berichten angsterfüllt von einer neuen Wolfsart und einem sogenannten „Geisterhund“, welche deren Überfalle auf Nahrungslager anführt. Buck ist am Ende seiner Reise schließlich bei dem Leben seiner Altvorderen angelangt, hat den Ruf der Wildnis beantwortet.
Ausführliche Inhaltsangabe
Das Gesetz des Stärkeren
Kalifornien im Herbst 1897: Auf dem Anwesen des Richters Miller im Santa-Clara-Tal lebt der Hund Buck, der Sohn eines Bernhardiners und einer schottischen Hirtenhündin. Er führt ein gutes Leben, dem es an nichts fehlt, jedoch widersteht er der Versuchung, ein angenehmes Leben zu führen und auf die Dauer träge und fett zu werden, und hält sich durch Teilnahme an Jagden oder Schwimmen in Form. Sein Leben erfährt jedoch eine drastische Wendung, als Manuel, einer der Gärtnergehilfen auf dem Anwesen durch seine Vorliebe für das chinesische Glücksspiel in Geldsorgen gerät. Als eines Tages sowohl der Richter als auch seine Söhne außer Haus sind, entführt Manuel des Tier und verkauft es an einen Hundehändler. Da in Alaska Gold gefunden wurde, ist die Nachfrage nach strapazierfähigen Hunden für die rauhe Gegend in Klondike angestiegen und mit entsprechenden Tieren können gute Geschäfte gemacht werden. Buck gerät schließlich auf das Anwesen eines Mannes in einem roten Überzieher, welcher ihn mit einem Knüppel attackiert, sodaß Buck auf blutige Art und Weise lernen muß, daß er gegen einen Mann mit solcher Bewaffnung wenig ausrichten kann. Auf dem Anwesen finden sich noch eine Vielzahl anderer Hunde, welche an vorbeikommende Interessenten verkauft werden. Auch Buck ist schließlich an der Reihe, für 300 Dollar wird er an Perrault, einen Franko-Kanadier mit dunkler Haut, der im Auftrag der Regierung handelt, verkauft, mit ihm auch Curly, eine Neufundländerin.Sie werden auf ein Schiff namens Narwhal gebracht, welches von Seattle aus Richtung Norden aufbricht. Sowohl Perrault als auch sein Kollege François, ein Halbblut, schaffen es jedoch, von Buck respektiert zu werden, da sie sich als unvoreingenommen und gerecht erweisen. An Bord befinden sich noch zwei weitere Hunde, neben einem sehr verschlagenen tundraerfahrenem Hund aus Spitzbergen nach Dave, welcher mürrisch und verschlossen ist und keinen Kontakt zu den anderen Hunden sucht. Nach einigen Tagen steht die Schraube des Schiffes schließlich still und die Hunde dürfen an Deck. Es schneit leicht und Buck, der noch nie in seinem Leben Schnee gesehen hat, zeigt sich sehr aufgeregt über das ihm unvertraute Phänomen.
Das Erbe aus uralten Zeiten
In Alaska angekommen muß Buck sich mit einer neuen Lebenssituation zuerechtfinden, da er nun mit Hunden zu tun hat, welche nicht zivilisiert, sondern wild sind. So muß er erleben, wie Curly sich mit einem anderen Hund anlegt, schließlich entkräfet zu Boden wird und anschließend von einer ganzen Horde zerfleischt wird. Buck wird zusammen mit anderen Hunden an ein Gefährt gespannt, welches sie ziehen müssen. Der Hund aus dem Süden zeigt jedoch eine rasche Anpassung an die neue Situation, das Erbe seiner Vorfahren bricht immer mehr in ihm durch. Sein Verhalten entspricht immer mehr wieder der wölfischen Natur, er erkennt, daß das Recht des Stärken im Norden zählt und er keine Schwäche zeigen darf. Ebenso zeigt er sich als guter Lerner, welcher genau beobachtet und Erfahrenes schnell andersweitig einsetzen kann. Durch den Goldrausch der Amerikaner findet Buck immer mehr zu seinem eigenen Wesen zurück.
Der Kampf auf Leben und Tod
Auf dem Weg nach Dawson entlang am Pelly und Yukon wird das Gespann von einem Rudel Huskies angegriffen und es kommt zu einem blutigen Kampf. Die Angreifer können zwar vertrieben werden, jedoch wurden die Hälfte der Vorräte erbeutet, Hund und Gespann haben Schaden erlitten. Wenig später kommt es auch zum ersten Fall von Tollwut und Buck wird von der toll gewordenen Hündin Dolly gejagt, welche von François schließlich mit der Axt getötet werden muß. Ferner kommt es zum Konflikt zwischen Buck und dem Anführer des Gespanns Spitz. Letzterer verliert dadurch seine Sonderstellung unter den Hunden und auch andere beginnen gegen ihn aufzubegehren. Das Gemeinschaftsgefühl bei den Hunden geht jedoch durch die von Buck losgetretene Revolte gegen Spitz verloren, die Hunden laufen nur noch für sich. Schließlich kommt es zu einem erneuten Kampf zwischen Buck und Spitz, wobei letzterer unterliegt und von einem Rudel Huskies zerrissen wird, während Buck als Zuschauer seinen Sieg über den Konkurrenten auskostet.
Der Triumph des Siegers
Nachdem sein Konkurrent Spitz nicht mehr am Leben ist, erringt sich Buck auch die Leitposition beim Gespann. Die Reise geht, verstärkt mit zwei einheimischen Hunden, gut voran. Perrault ist erfreut, daß sein Plan, die bisherigen Rekorde zu brechen, dank der Tüchtigkeit seiner Hunde bereits gelungen ist. Da der Auftrag der kanadischen Regierung jedoch erfüllt ist, kommt es schließlich zu einem tränenreichen Abschied von dem Gespann. Mit einem Dutzend anderer Gespanne werden sie fortan dafür verwendet, die Post in der rauhen Gegend zu befördern. Die Hunde leisten gute Arbeit, sind jedoch auch erschöpft. Statt der geplanten zehn Tage Rast für Mensch und Tier werden jedoch nur zwei, zum Mißfallen aller Betroffenen. Der Hund Dave erkrankt während des Posttransportes immer mehr und wird zunehmend schwächer. Man spannt ihn aus, er soll nebenher mitlaufen, dies empfindet er jedoch als Demütigung und wehrt sich dagegen. Nach dem Aufenthalt bei einer Station bleibt er zurück. Das Halbblut, welches nach Perraults Fortgang noch geblieben ist, läßt, bevor die Reise weitergeht, das Gespann jedoch nochmals anhalten und kehrt zum Lager zurück, wo er das Tier erschießt, um weiteres Leiden diesem zu ersparen.
Fahrt durch die Hölle
Die Hunde sind durch die Strapazen der Fahrt bereits geschwächt, als sie von ihren bisherigen Besitzern Abschied nehmen müssen. Das Gespann wird an die beiden Amerikaner Hal und Charles verkauft, welche zusammen mit Mercedes, der Frau von Charles und Schwester Hals, Abenteuer erleben wollen. Alle drei erweisen sich jedoch als ungeeignet für die Anforderungen des Nordens, erkennen dies aber nicht. Zusätzlich zum bisherigen Gespann kaufen sich noch weitere Hunde, mit welchen sie auf insgesamt 14 Tiere kommen, welche den Schlitten ziehen. Sie erkennen nicht, daß dies ihnen Probleme bereiten wird, da kein erfahrener Mensch solch eine Hundeanzahl nehmen würde. Der Wagen, welchen die Tiere ziehen sollen, ist zudem massiv überladen, so muß sich die Gruppe von einigen mitgeschleppten Hausrat trennen, bevor die Reise beginnen kann. Warnungen von erfahrenen Männern werden in den Wind geschlagen. Gleich bei Beginn der Fahrt kippt ihnen der Wagen um und alle Gegenstände müssen wieder aufgesammelt werden. Die Unfähigkeit der Amerikaner führt bald dazu, daß die Nahrung zuneige geht und auch die ersten Hunde umkommen. Man versucht, mit der Peitsche die Hunde weiteranzutreiben, diese sind jedoch rasch am Ende ihrer körperlichen Möglichkeiten angekommen. Die Gruppe macht einen Halt beim Lager eines gewissen John Thorntons. Die Gruppe will den Weg über das Eis nehmen, Thornton warnt diese jedoch, da es zu dieser Jahreszeit sehr gefährlich sei, doch man hört nicht auf ihn. Buck als Leithund ist so erschöpft, daß er nicht mehr weiter ziehen kann, als die Gruppe aufbrechen will. Man will ihn mit der Peitsche antreiben, doch auch dies bewirkt nichts mehr, Buck bricht zusammen und kommt nicht mehr hoch. Als man weiter auf ihn einschlägt in der Hoffnung, daß er dadurch motiviert werden kann, greift Thornton ein und droht Gewalt an, wenn der Hund nicht in Ruhe gelassen werde. Es sei ihm egal, was aus den Amerikanern wird, der Hund tue ihm jedoch leid. Buck wird aus dem Gespann ausgeschlossen und bleibt zurück, während die Amerikaner weiterfahren. Buck und Thornton werden aus der Ferne noch Zeuge dessen, wie das Eis bricht und das Gespann samt Mensch und Hund versinkt.
Die Zeit des Glücks
Buck bleibt bei Thornton und kommt langsam wieder zu kräften. Der Frühling läßt ihn auch das erste Mal erfahren, was Liebe bedeutet, etwas, das er selbst bei den Millers nicht erlebt hatte. Er lernt neben den dortigen Hunden auch Hans und Pete kennen, zwei Freunde Thorntons, welche ebenso wie dieser freundliche bodenständige Menschen sind. Im Herbst rettet Buck Thornton sogar einmal das Leben. Als sich Thornton einmal im Eldorade-Saloon befindet, wo viele Schlittenfahrer sich aufhalten, prahlen viele der Anwesenden, wie stark ihre Hunde seien. Thornton meint daraufhin, daß sein Buck sogar ein Gespann von 1000 Pfund Gewicht anziehen und hundert Meter weit bringen kann. Seine Kollegen wollen dies bewiesen sehen und so lassen sich Thornton und seine beiden Freunde auf eine riskante Wette um Geld ein, wobei sie ihr gesamtes Vermögen zusammenkratzen. Buck gelingt es zur Überraschung vieler Anwesender tatsächlich, die Tat zu vollbringen.
Der Ruf
In nur fünf Minuten hat Buck seinem neuen Benutzer somit 1600 Dollar eingebracht. Thornton kann dadurch endlich diverse Schulden abzahlen, die drei Männer wollen zudem nach Osten aufbrechen, wo sich eine sagenhafte Goldmine nahe einer verfallenen Hütte befinden soll, welche bisher niemand finden konnte. Mit Buck und sechs weiteren Hunden brechen sie schließlich auf und ziehen mehrere Monate durch das Land. Zwar gelingt es ihnen nicht, jene verfallene Hütte, von welcher man sagen hörte, zu finden, jedoch finden sie dafür eine sehr ergiebige Goldwaschstelle. Buck treibt sich während die Männer Gold gewinnen in der Umgebung herum, wo er auch den Blutdurst immer mehr kennenlernt und auch ohne Rücksicht auf das Gesetz des Stärkeren jagt. Er trifft dabei auch auf den "wilden Bruder", einen Wolf, zu dem er ein gutes Verhältnis aufbaut. Dieser will, daß Buck ihm folgt, doch Buck beschließt sich zu Thornton zurückzukehren. Als er nach vier Tagen jedoch das Lager wieder erreicht, findet er die beiden Begleiter tot auf, ermordet von Yeehats-Indianern. Er verfolgt Thorntons Spur, doch diese führt zum Wasser. Buck wird sich bewußt, daß sein Herr nicht mehr am Leben ist. Er zieht alleine durch die Gegend und trifft den Wolf wieder, schließt sich schließlich einem Rudel an. Dort gelingt es ihm auch, sich zum Leitwolf zu machen, denn nicht lange danach berichten die Yeehats von einer neuen auffällig gefärbten Wolfssorte und einem sogenannten "Geisterhund", welche diese anführt und äußerst klug vorgeht. Das Rudel fällt vor allem durch Überfalle mit Nahrungsraub auf, gegen welche man sich kaum erwehren kann. Buck ist somit wieder auf dem Weg seiner Vorfahren angekommen.
Literatur
- Jerôme von Gebsattel: s. v. The Call of the Wild, in: Kindlers Literatur Lexikon (Bd. 2), Zürich 1981, S. 1726f.