Schlacht bei Sandfontein

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Die Schlacht bei Sandfontein fand vom 26. bis zum 29. September 1914 in Deutsch-Südwestafrika zwischen deutschen Truppen und englischen Truppen mit deren Söldnern statt.

Schlacht gewonnen, aber trotzdem die Kolonie verloren

Quelle
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Am 5. August 1914 traf in Deutsch-Südwestafrika die Nachricht von der englischen Kriegserklärung an das Reich ein. Daraufhin rief Gouverneur Theodor Seitz (1863–1949) am 7. August den Belagerungszustand aus und ließ die Schutztruppe mobil machen. Zwar enthielt die Berliner Kongoakte von 1885 den Passus, dass die Kolonien der europäischen Großmächte im Kriegsfall wie Neutrale behandelt werden sollten, doch glaubte man in Windhuk nicht an die Bereitschaft der Gegenseite, sich an diese Abmachung zu halten. Und tatsächlich befahl der Premierminister der zum britischen Empire gehörenden Südafrikanischen Union, Louis Botha (1862–1919), schon am 10. August, die Küstenhäfen Deutsch-Südwestafrikas einzunehmen, wohingegen er sich mit einer formellen Kriegserklärung noch bis zum 9. September Zeit ließ.
Damit standen nun 100.770 Soldaten der Union gegen 1.967 Angehörige der Schutztruppe – das war ein Kräfteverhältnis von mehr als 50 zu 1. Deshalb konnten die deutschen Reiter weder die Besetzung der Hafenstadt Lüderitz noch die Deportation der dortigen Zivilbevölkerung in Konzentrationslager bei Pretoria und Pietermaritzburg verhindern. Ebenso machtlos waren sie gegen den Grenzübertritt der britisch-südafrikanischen Streitmacht „Force A“, die aus 3.120 Mann bestand. Deren Kommandeur, Brigadegeneral Henry T. Lukin (1860–1925), beging allerdings den Fehler, nach der Durchquerung des Oranje-Flusses einen nächtlichen Gewaltmarsch bis zu den 45 Kilometer entfernten Quellen von Sandfontein anzuordnen. An dessen Ende am Morgen des 26. September waren nämlich sowohl seine Soldaten als auch deren 4.347 Lasttiere derart dehydriert, dass sie kurz vor dem Zusammenbruch standen. Darum unterblieb eine ausreichende Sicherung bei der Ankunft an der Wasserstelle, wo bereits um die 1.700 Schutztruppler unter Oberstleutnant Joachim von Heydebreck (1861–1914) auf den Feind warteten.
Die Deutschen wußten schon seit Tagen, daß der feindliche Verband hier vorbeikommen würde. Zum einen hatten dies die beiden Luftaufklärer gemeldet, zum anderen blieb Lukin auch gar keine Alternative zum Wasserfassen in Sandfontein, wenn er weiter in die Kolonie hinein vorstoßen wollte. Und so gerieten die halbverdursteten South African Mounted Rifleman (S.A.M.R.) direkt an den ersehnten Quellen in die tödlichen Maschinengewehrsalven der deutschen Verteidiger, wobei ihnen bald klar wurde, daß sie von drei Seiten eingekesselt waren: Im Süden lag das I. Feldbataillon unter Major Emil von Rappard (1863–1914), auf die Ostflanke drückte das II. Feldbataillon, das vom legendären Helden des Herero-Krieges, dem Major und Pour-le-Mérite-Träger Victor Franke (1866–1936), angeführt wurde, und im Westen verhinderte das III. Feldbataillon von Major Hermann Ritter (1873–?) jedwedes Ausweichen.
In dieser desaströsen Situation, die Lukin offenkundig vollkommen überforderte, avancierte Lieutenant-Colonel Reginald C. Grant zum Retter auf britisch-südafrikanischer Seite: Trotz einer Verwundung gelang es dem Kommandeur des ersten Regimentes der S.A.M.R, das bedrängte Truppenkontingent auf eine Anhöhe zu führen, wo es dem Feuer des Gegners deutlich weniger ausgesetzt war. Allerdings saßen die gescheiterten Angreifer dort dann auch in der Falle, weil die vier permanent feuernden Maschinengewehre der Schutztruppe jedwede weitere Absetzbewegung unmöglich machten und zudem wieder kein Wasser geschöpft werden konnte. Ebenso gelang es Grant nicht, Verstärkung anfordern, denn Heydebrecks Leute hatten vorsorglich alle Telefon- und Telegraphenleitungen hin zur Grenze gekappt.
An den nächsten beiden Tagen versuchten die britisch-südafrikanischen Soldaten, ihre an für sich überlegene Artillerie effektiv in Stellung beziehungsweise zum Einsatz zu bringen, was jedoch letztlich scheiterte. Daher vermochten die drei Bataillone der Schutztruppe, immer näher heranzurücken und einen derart starken Beschuss mit Maschinengewehren und Geschützen vorzunehmen, daß die Invasoren schließlich am Abend des 29. September die weiße Flagge hissten. Im Anschluss an diese Kapitulation stillten beide Seiten zunächst gemeinschaftlich ihren brennenden Durst, dann gratulierte Heydebreck Grant, der nun mit seinen Männern in deutsche Gefangenschaft ging, zur bravurösen Gegenwehr. Gleichzeitig allerdings zeigte sich der Kommandeur der Schutztruppe auch sehr erbost über das Ausmaß, in dem Südafrika schwarze Soldaten gegen die Deutschen aufgeboten hatte. Deshalb schickte er umgehend eine geharnischte Protestnote an die Botha-Regierung.
Auf britisch-südafrikanischer Seite forderte die verlorene Schlacht von Sandfontein 50 Tote und 100 Verwundete; die Schutztruppe verlor hingegen nur 14 Mann, darunter jedoch auch den aus Preußen stammenden Major von Rappard, der bereits am ersten Tag gefallen war. Aufgrund der erlittenen Schlappe agierten die Truppen der Südafrikanischen Union nachfolgend erst einmal deutlich vorsichtiger, zumal es jetzt auch noch Probleme mit burischen Freischärlern gab, welche sich auf die Seite der Deutschen schlugen.
Dennoch aber geriet das kleine Kontingent der Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika im weiteren Verlauf des Ersten Weltkrieges zunehmend in die Defensive, da die personelle und materielle Übermacht Südafrikas einfach zu groß war. So konnte Botha, der am 11. Februar 1915 den persönlichen Oberbefehl über die Streitkräfte des Dominions übernahm, eine finale Offensive mit 35.000 Mann und zahllosen Kraftfahrzeugen starten, woraufhin der Schutztruppe nur die Möglichkeit blieb, sich in den nördlichen Landesteil zurückzuziehen. Dem folgten der Fall von Windhuk am 12. Mai 1915 und die Niederlage in der Schlacht von Otavifontein am 1. Juli. Neun Tage später unterzeichneten Gouverneur Seitz und Oberstleutnant Franke, der nach dem Unfalltod von Heydebrecks als neuer Kommandeur der Schutztruppe fungierte, am Meilenstein 200 der Otavibahn einen Waffenstillstandsvertrag, der de facto einer Kapitulationsurkunde gleichkam. Damit war der Weg frei für die Annexion der deutschen Kolonie durch Südafrika.
Allerdings ging die Kolonie im Jahr darauf dennoch verloren, weil die materiellen und personellen Ressourcen des Gegners einfach größer waren.
Quelle: Vor 100 Jahren schlugen 1700 Schutztruppler 3120 Briten und Südafrikaner bei Sandfontein in Deutsch-Südwestafrika[1]


Fußnoten

  1. Text aus: PAZ, Ausgabe 38/14 vom 20. September 2014