Effenberg, Stefan

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Stefan Effenberg (Lebensrune.png 2. August 1968 in Hamburg) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler, ausgebildeter Trainer und Fernsehmoderator. Er war einer der besten und auch umstrittensten deutschen Mittelfeldspieler der BRD-Fußballgeschichte. Die Darstellung seines öffentlichen Lebens ist notwendig eine Darstellung der Extreme.

Stefan Effenberg

Leben

Jugend

Effenberg stammt aus einfachen Verhältnissen und zeichnete sich bereits frühzeitig durch einen hohen Spieltrieb aus, der sich letztlich im Fußball ausleben konnte. Seine ihm 1973 geschenkte Gitarre, die er fortan in jeder freien Minute zum Spielen benutzte, wurde von seinem Vater entnervt zertrümmert[1]

Seine Fußballkarriere begann als Kind beim Bramfelder SV und setzte sich ab 1974 beim SC Victoria Hamburg, dem Verein seines Vaters, fort. Dort verlief seine Laufbahn unauffällig, auch beim DFB-Länderpokal, der damaligen Talentschau des DFB, nahm kaum einer Notiz von ihm.

Lediglich Wolf Werner, damals Assistenztrainer von Jupp Heynckes, sah in Effenberg ein Talent und setzte sich für einen Transfer nach Mönchengladbach ein.

Stationen als professioneller Fußballer

Borussia Mönchengladbach

Von 1987 bis 1990 stand Effenberg bei Borussia Mönchengladbach unter Vertrag. Im Alter von 19 Jahren erkämpfte sich Effenberg einen Stammplatz in der Fußball-Bundesliga und zeichnete sich durch eine hohe Präsenz im Mittelfeldspiel aus. Noch Jahrzehnte später bezeichnete er Mönchengladbach als seinen Herzensverein, zu dem er auch 1994 noch einmal zurückkehren sollte.

FC Bayern München

Von 1992 bis 1994 spielte Effenberg in München, wobei er in 65 Spielen 19 Tore erzielte. Seine vorher an Mönchengladbach gezahlte Ablösesumme betrug ca. 4 Millionen D-Mark.

AC Florenz

Für seinen Wechsel zum AC Florenz bekam der FC Bayern München geschätzte 7,5 Millionen D-Mark[2]. Dort absolvierte Effenberg 56 Spiele und erzielte 12 Tore. Obwohl er von den Anhängern des Vereins bejubelt wurde wirkten die Vereinsführer auf einen Wechsel Effenbergs hin.

Borussia Mönchengladbach

Effenberg kehrte aus Italien, dem Einkommensparadies für Fußballspieler, zurück an den Niederrhein. Effenberg führte souverän das Spiel des schwächelnden Vereins und bewahrte den Verein auch vor einem drohenden Abstiegskampf. 1995 folgte der Gewinn des DFB-Pokals.

Zurück zum FC Bayern München

Effenbergs Dienste waren dem FC Bayern München rund 8,5 Millionen D-Mark wert.[3] Mit ihm als extrem dominanten Mittelfeldregisseur gewann der FC Bayern seinen ersten Titel der Champions-League, dem der Weltpokal für Vereinsmannschaften folgte.

VfL Wolfsburg

Effenberg wollte seine Karriere bereits beenden, als der damalige Manager des VfL Wolfsburg, Peter Pander, ihn zu einem Vertrag in der Autostadt überreden konnte. Effenberg lieferte eine starke Leistung ab, bevor er sich mit dem neuen Trainer Jürgen Röber überwarf und selber die Auflösung des Vertrages forderte.[4] Am 2. April 2003 endete seine Karriere in der Fußball-Bundesliga.

Ausklang der Profikarriere

Effenberg absolvierte danach ein Jahr in Katar für rund 2 Millionen Euro Nettogehalt. Er beendete seine Fußballerlaufbahn und zog sich vorübergehend zurück. Sein Abschiedsspiel inszenierte er 2005 im Stadion von Borussia Mönchengladbach.[5]

BRD-Nationalmannschaft

Effenberg absolvierte lediglich 35 Spiele für die BRD-Fußballnationalmannschaft. Er war Mitglied des BRD-Kaders bei der EM 1992 und der WM 1994. Dank seines umstrittenen Charakters pfiffen ihn selbst Anhänger der BRD-Mannschaft gnadenlos aus, was Effenberg mit dem Zeigen des Mittelfingers konterte.

Einen Tag später schickte ihn der damalige DFB-Trainer Berti Vogts nach Hause.[6] Sein Verhalten erklärte Effenberg später mit der Tatsache, daß „er den deutschen Adler auf der Brust hatte und um das Achtelfinale kämpfte“[7], weswegen er die Anfeindungen der BRD-Anhänger als unpassend empfand.

1998 erfolgte ein herzloses Wiedersehen von Effenberg mit der DFB-Elf; ein Ansinnen von Rudi Völler, ihn ab dem Jahr 2000 wieder in die DFB-Elf zurückzuholen lehnte er ab.

Titel

  • Deutscher Meister (BRD) 1999, 2000, 2001
  • DFB-Pokal-Sieger 1005, 2000
  • DFB-Liga-Pokal 1998, 1999, 2000
  • DFB-Super-Pokal 1990
  • UEFA-Champions-League 2001
  • UEFA Fußballer des Jahres 2001
  • Klubweltmeisterschaft 2001

Weitere Aktivitäten

Effenberg ist als Fußballexperte im BRD-Fernsehen tätig. Er absolvierte eine Trainerausbildung in Köln und ist nach wie vor ein kritischer Betrachter des Bundesligafußballs. Im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 2018 sprach sich Effenberg für den Rauswurf von Mesut Özil und Ilkay Gündogan aus der BRD-Fußballnationalmannschaft aus.[8]

Trainer

Am 13. Oktober 2015 wurde bekannt, daß Effenberg Trainer beim Zweitligaverein SC Paderborn wird. Dort steht er bis 2017 unter Vertrag.[9]

Am 2. März 2016 wurde Effenberg wegen Erfolglosigkeit entlassen.[10]

Kritik

Effenberg war ein brillanter Spieler, der totale Dominanz ausstrahlte, die auf und außerhalb des Spielfeldes auch abstoßende, arrogante, asoziale Züge trug. Er setzte Provokationen als Mittel zur Reizung seiner Gegenspieler bewußt zur Spielbeeinflußung ein. Die Schiedsrichter gaben ihm 114 Gelbe Karten, was bis heute Bundesligarekord darstellt. Gleichzeitig war Effenberg in seinen Vereinen ein unersetzbarer Mannschaftsspieler, der der verlängerte Arm des Trainers war und dabei loyal den Erfolg der Mannschaft in den Vordergrund stellte und zugleich polarisierte. Die FAZ nannte ihn einen „Egoisten und Mannschaftsführer zugleich“.

Probleme in der BRD

Effenbergs Vorschlag, den Arbeitslosen in der BRD die Zuwendungen bis auf ein Minimum zu kürzen, riefen ein großes Echo der BRD-Systempresse hervor. Er beleidigte ein BRD-Polizisten angeblich mit den Worten „du Arschloch“, was ihm eine 5-stellige Geldstrafe einbrachte. 1996 gab es gegen Effenberg den Verdacht der gefährlichen Körperverletzung, als er angeblich einen betrunkenen Mann in der Einfahrt zu seinem Haus zusammengetreten haben soll. Das Verfahren wurde 1997 eingestellt.[11]

Persönlichkeit

Effenberg war nie ein Freund etablierter Kräfte, sondern war auf Selbstdurchsetzung ausgerichtet. Diplomatie war nie seine Stärke und nach eigenen Aussagen auch nie beabsichtigt.[12] Er spielte im zentralen Mittelfeld und füllte diese Rolle neben seinen fußballerischen Fähigkeiten auch mit seiner Persönlichkeit aus. Die Sport-Bild nannte ihn einen „Mann für die Schlacht, der flache Hierarchien für einen Begriff aus dem Töpferkurs hält“.[13]

Nach seiner Aussage gibt es drei Effenbergs: Der Öffentliche, der für Journalisten und im Stadion; einen privaten, der ist für Freunde; den familiären, den wird nie jemand außerhalb kennenlernen.[14]

Effenberg plante die Übernahme der Führung von Borussia Mönchengladbach mit der „Initiative Borussia“. Nachdem er scheiterte, ist er als Experte für das Fernsehen tätig.

Familie

Effenberg hat 3 Kinder mit seiner ersten Frau; mit seiner zweiten Frau Claudia Effenberg war er Protagonist bei RTL, wo er Teile seines Privatlebens inszenierte (Effenbergs Heimspiel).

Autobiographie

2003 erschien seine Autobiographie Ich hab´s allen gezeigt, die von Kritikern zerrissen wurde.

Filmbeitrag

Verweise

Fußnoten

  1. Stefan Effenberg Autobiographie: „Ich hab´s allen gezeigt.“
  2. tz, 28. August 2009
  3. tz, 22. August 2012
  4. Der Spiegel 3. April 2003
  5. Rheinische Post, 22. Juli 2005
  6. Focus 26. Januar 2010
  7. EinesTages – Archiv des Spiegel, 23. Juni 2006
  8. Effenberg hätte sich Rauswurf von Özil und Gündogan gewünscht, Junge Freiheit, 13. Juni 2018
  9. Effenberg neuer Trainer des SC Paderborn, Der Spiegel, 13. Oktober 2015
  10. Paderborn trennt sich von Effenberg, Süddeutsche Zeitung, 3. März 2016
  11. Focus 11. Dezember 2003
  12. ndr.de, 2005
  13. Best of Bundesliga, 1990-2000
  14. ndr 2005