Lyssenko, Trofim
Trofim Denissowitsch Lyssenko ( 29. September 1898 in Karlowka/Poltawa, Russisches Reich; 20. November 1976 in Moskau) war ein sowjetischer Biologe.
Leben und Wirken
Trofim Denisowitsch Lyssenko wurde als Sohn eines Bauern in dem ukrainischen Dorf Karlowka geboren. Von 1913 bis 1921 besuchte er landwirtschaftliche Schulen in Poltawa und Uman und war dann einige Zeit an einem Samenzuchtinstitut tätig. 1925 verließ er das Landwirtschaftliche Institut in Kiew mit dem Titel eines Agronomen. Danach gehörte er drei Jahre lang dem wissenschaftlichen Forschungsstab der landwirtschaftlichen Versuchsanstalt in Gandsha (heute Kirovobad) in Aserbeidschan an und versuchte dort als Anhänger des Genetikers Mitschurin die „Vererbung erworbener Eigenschaften“ zu praktizieren. Auf dem Bauernhof seines Vaters führte er Versuche mit „vernalisiertem“ (verjüngtem) Korn durch und erfand so die Methoden der „Vernalisierung“ und „Jarowisierung“ (Verwandlung) von Winter- in Sommerweizen durch entsprechende Behandlung während der Keimung. Dabei baute Lyssenko auf den langjährigen Arbeiten des Gartenbaupraktikers Iwan Mitschurin (1855–1935) auf. 1929 ging er an das Allunions-Institut für Genetik und Saatzucht in Odessa, dessen Leitung er von 1934 bis 1939 innehatte. 1935 wurde er Mitglied und 1938 Präsident der Allunions-Akademie für Landwirtschaft (bis 1956). Lyssenko entwickelte die „dialektisch-materialistische“ Lehre, die die Erbgesetze außer acht ließ und Umwelteinflüsse als entscheidend ansah. Er war nie Parteimitglied, aber Günstling der höchsten bolschewistischen Parteifunktionäre. Rund 30 Jahre lang beherrschte seine „Lehre der Genetik“ die Sowjetunion, bis er 1964 wegen Scharlatanerie jäh gestürzt wurde. Er war maßgeblich an der Unterdrückung erbbiologischer Erkenntnisse beteiligt sowie an Experimenten in der Landwirtschaft, die zu gigantischen Mißernten führten. Lyssenko war Mitglied der Staatskommission der Bolschewisten, die das Massaker von Katyn der Deutschen Wehrmacht anlasteten.[1]