Waldbauden im Kreisgebiet Freiwaldau und Freudenthal

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Waldbauten im Kreisgebiet Freiwaldau und Freudenthal ist ein Artikel von Rentmeister a. D. Max Müller aus der Zeitschrift Altvater – Zeitschrift des mähr.-schles. Sudeten-Gebirgs-Vereins (Ausgabe November/Dezember 1961), der eine Auflistung der verschiedenen Wald- und Schutzbauden im Bereich der Breslauer Bistumsherrschaften im Altvatergebirge beinhaltet.

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In den Heimatarchiven und anderen Stellen werden Erinnerungen in Wort und Bild aus dem Leben der Heimatvertriebenen gesammelt, gesichtet und gesichert. Zu diesen Erinnerungen gehören auch die Ortschroniken und zu diesen wiederum u. a. Aufzählungen und Geschichten aus dem Leben jener, die mit den Waldbauden und in den Waldbauden gelebt und viele Stunden dort zugebracht haben. Bei den Bistumsherrschaften fanden Tausende Landsleute ihren Lebensunterhalt. Mit dem Forstpersonal waren es die vielen Waldarbeiter, Kulturarbeiterinnen, Gäste u. a., die Tage und Stunden in den Waldbauden verlebten. Die Arbeit der Waldarbeiter war keine leichte und es ist verständlich, wenn nach der Tagesarbeit oft heitere Stunden bei einem frischgestopften Pfeifle, nach einem stärkenden Korn hinter dem warmen Kachelofen folgten. Schnurren wurden gesponnen und Anekdoten erzählt. Das waren unvergeßliche Stunden, das war der Baudenzauber daheim. Eine unbändige Jagdleidenschaft trieb manchen dazu, den Wildererstutzen zu ergreifen und unerlaubte Schüsse auf Wild usw. abzugeben. Hievon können Wilderergeschichten zur Genüge erzählen.

Göbelbaude, Revier Böhmischdorf
Rösselbaude, Revier Johannesberg
Georgsbaude, Revier Gabel, mit Blick auf den Altvater

Im letzten Heft des „Altvater“ wurde eine kurz gefaßte Geschichte über das Werden, Sein und Vergehen der Breslauer Bistumsherrschaften wiedergegeben, im nachstehenden wollen wir eine ebenso kurz gefaßte Aufzählung aller Arten von „Waldbauden“ bringen, die im Bereiche der ehemaligen Bistumsherrschaften standen und an die manche gute und böse Erinnerungen auftauchen. Die Frage: seit welcher Zeit bestehen denn überhaupt solche Schutzhütten? ist berechtigt. In alten Zeiten war die Holzentnahme aus den Wäldern frei, der Wald diente nebstbei auch als Weideland. Doch die Zeiten änderten sich: das Recht auf den freien Holzbezug, auf das freie Weideland mußte gegen das Vorrecht der Fürsten zurücktreten, daher der Name „Bannwald“. Der Bergbau in unseren Heimatbergen, der Eisenhüttenbetrieb, die Glashütten, die Köhlereien usw. hatten eine große Nachfrage nach Holz zur Folge. Bereits im 14. Jahrhundert wuchs diese Nachfrage ständig, es folgte damit auch eine allgemeine Verwertung aller Waldprodukte. Im 15. Jahrhundert wird eine gewisse „Waldpflege“ betrieben, und es wird von einer „festen Forstordnung“, von einem „geordneten Forstwirtschaftsbetrieb“ gesprochen. Im 16. Jahrhundert sind im Altvatergebirge Brettmühlen nachweisbar, die ersten allerdings mehr in der Ebene, die späteren auch im Gebirge, die alle der Bistumsherrschaft gehörten. Noch später sind Privat-Brettmühlen nachweisbar. Im Bereich der Breslauer Bistumsherrschaften gab es im 16. Jahrhundert „Rentkammern“, in denen Rechnungsbücher geführt wurden. An sich wiederholenden gleichen Tagen fanden Holzverkäufe statt.

Die Titel des notwendigen herrschaftlichen Forstpersonales wechselten im Laufe der Zeit: Waldförster, Forstknechte, Oberjäger, Jäger, Waldarbeiter, Revierjäger, Anlernlinge nannte man Waidburschen. Die höheren Verwaltungsbeamten bei der Herrschaft trugen folgende Titel: Amtsverwalter, Amtshauptmänner, Kollektoren, Forstmeister usw. Die Forstmeister im 18. Jahrhundert unterstanden dem Oberjägermeister, der seinen Sitz im Hofrichteramt zu Neisse hatte. Noch später, bis zum Jahre 1910, war das Forstmeister-System bei den Bistumsherrschaften, nach 1910 das Oberförster-System und ab 1920 wiederum ein Forstmeister-System.

Nach vorstehenden kurzen Ausführungen darf man mit einer gewissen Sicherheit annehmen, daß seit einer geordneten Wirtschaftsverwaltung, also seit dem 14./15. Jahrhundert, zumindest sehr einfache Schutzhütten bestanden, die dann zu weiteren Waldbauden für das Forstpersonal, zu Waldarbeiterbauden, als Futterschopfen und Pflanzschuldbauden führten. Zweck der Waldbauden: als Unterkunftsmöglichkeit nach forstlichen Kontrollgängen aller Art sowie als Schutz bei Wetterunbilden, Unterkunftsmöglichkeit für das Forstpersonal wie für die Wald- und Wegearbeiter, Köhler usw., zur Beobachtung von Witterungseinflüssen nach Regen, Schnee, Sturm usw. (Windbrüche, Schneebrüche), zur Beobachtung des Wildstandes (Wechselwild usw.), als Unterkunft für die „Hohe Zeit der Waidmänner“: Hirsch-Rehbrunft, Auerhahn, Schildhahn, Haselhuhn-Balz, als Unterkunftsraum für Jagdgäste, zu Forsteinrichtungsarbeiten u. a. m. Die Raumeinteilung der Waldbauden: meist ein Vorraum, im Vorraum der sogenannte Kellerverschlag, eine Küche mit Kachelofen und Pritschen für das Forstpersonal, ein größerer Raum für die Gäste mit Kachelofen und Betten, vor der Baude ein überdachter oder offener Vorbau. Die Waldaufseher oder Förster herrschten in diesen „heiligen Hallen“ als getreuliche Baudenväter oder Baudenwarte und verstanden es vorzüglich, eine kräftige Baudensuppe zuzubereiten, besonders dann, wenn draußen „Puttermilch“ herrschte und somit jede Arbeit im Forste ruhte.

Wer eine Breslauer Bistumskarte nach dem Stande vom 1. Jänner 1929 im Größenverhältnisse 1 : 75.000 besitzt, kann heute noch diesen Erinnerungsstätten nachgehen. (...)


Schutzhütten im Breslauer Bistumsbereich nach Revieren. Stand: 1939

Johannesberg:

3 Schutzbezirke: Krebsgrund-Waldhaus, Grenzdorf und Waldeck. 4 Waldbauden: Rösselbaude, meist für Jagdgäste Sr. Eminenz auf Schloß Johannesberg mit sehr schöner Aussicht, Ottmachauer Staubecken, preuß. Tiefebene, Granitberge bei Strehlen, Nesselkoppenkamm, Grabenwiesenbaude, Schwarzbergbaude und die Pflanzschuldbaude.

Petersdorf:

3 Schutzbezirke: Brettgrund, Petersdorf und Gigersberg. 1 Waldbaude: die Spitzbergbaude Abtg. 24, 3 Pflanzschuldbauden Abt 15 usw., 4 transportable Schutzhütten, 4 Futterschopfen, 1 Feuerwachtturm am Spitzberg zur Beobachtung der ganzen Gegend bei Waldbrandgefahr.

Scherichbaude, Revier Thomasdorf
Alte Fichtlichbaude, Revier Lindewiese (abgebrannt)
Neunerbaude, Revier Hermannstadt
Hirschwiesenbaude, Revier Dittershof

Gurschdorf:

3 Schutzbezirke: Steingrund, Mittelteil, Niesnersberg. 1 Keilbaude, Abt 20/21 = Steingrund, 1 Wiesenbruchbaude Abt 24, beim Drei-Borne (Steinlehnb.), mehrere Futterschopfen, 1 Hauptbergbaude Abt 69, erbaut von Forstm. Schnürch, Schutzbezirk Niesnersberg.

Setzdorf:

6 Schutzbezirke: Polke, Langerberg, Weidensümpfe, Oberlehne, Kaltenstein, Niederer Meierhof. 6 Waldbauden: darunter die Bornsteinbaude, die Wutschierlingsbaude, die Langebergbaude, 7 Arbeiterbauden, 2 Pflanzschulbauden.

Rothwasser:

3 Schutzbezirke: 1 Nesselkoppenbaude mit weitem Fernblick bis Jauernig und Richtung Neisse. 3 Futterschopfen.

Lindewiese:

5 Schutzbezirke: Kalkhau, Loge, Ober-Lindewiese, Ramsau und Kirchgrund, 1 Schneebergbaude unterhalb der Hochschar, 1 Fichtlichbaude an der Setzdorfer Reviergrenze, 1 alte Fichtlichbaude abgebrannt, eine Anzahl Arbeiterbauden, Futterschopfen, 5 Pflanzschulbauden.

Adelsdorf:

5 Schutzbezirke: Biberteich, Adelsdorf, Thomasdorf, Wütseifen und Philippsdorf, 1 Querlehnbaude in der Nähe des Heidebrünnel, 1 Mühlbachbaude, 1 Blasbalgbaude, 1 Ascherbettbaude, 1 Brandlehnbaude, 1 Hohe Hügelbaude, 1 Glasebergbaude, 1 Wütseifenbaude, 1 Schwarzeköppelbaude, 1 Hirschgrabenbaude, 7 Arbeiterbauden, 4 Pflanzschulbauden.

Thomasdorf:

Schutzbezirke ?: 1 Hasensprungbaude, 1 Scherichbaude bei Philippsdorf, 1 Urlichbaude (später Revier Dittershof), 1 Brendelbaude, 1 Kleine Keilbaude, 1 Große Keilbaude, 1 Hubertusbaude Abt 106 am Kleinen Vater, ein sehr günstiges Hochwildterrain.

Dittershof:

6 Schutzbezirke: Rauschbach, Streitenhau, Hirschwiesen, Fietzenhau, 30 Bauden aller Art einschließlich Futterschopfen, hierunter: die 1 Gaiersbergbaude Abt 57: Auerhahn- und Haselwildrevier um die Urlichkoppe, 1 Lochbergbaude Abt 66 (Lochgraben, Lochwasser), 1 Hirschwiesenbaude Abt 16, eine der schönsten, 1 Kreuzergrabenbaude. Die „Tanne“ in der großen Rauschbach gelegen mit einem Alter von 250 bis 300 Jahren, kaum daß sie von den Armen von 5 Männern umfaßt werden konnte. 1 Sausumpfbaude, 1 alte Hirschwiesenbaude Abt 14, 1 Dreizehner-Baude.

Böhmischdorf:

3 Schutzbezirke: Saubsdorf, Böhmischdorf und Lindewiese. 1 47ger-Baude Abt 47, 1 Göbelbaude, 1 Drehlehnbaude, 1 Schwarzebergbaude, Futterschopfen Abt 40.

Zuckmantel-Niklasdorf:

6 Schutzbezirke: Koppen, Blauerstollen, Mariahilf, Kahlerberg, 2 Schutzbezirke hievon in Niklasdorf, Elsnitz, 1 Querbergbaude Abt 15 Mariahilf, 1 Blauenstollenbaude Abt 37, 1 Koppenbaude Abt 41 - Bischofskoppe, 1 Franskygründelbaude Abt 45 = Kammerbaude, 1 kleine Jagd- und Schutzhütte Abt 46, 1 kleine Jagd- und Schutzhütte Abt 51, 2 Pflanzschulbauden, Stangenlehne und Annakapelle, 1 Waldbaude aus dem ehem. Niklasdorfer Revier, Abt 15, eine Anzahl Futterschopfen, 1 Annabaude = Schutzbezirk Kahlerberg.

Reihwiesen:

4 Schutzbezirke: Neu-Reihwiesen, Alt-Reihwiesen, Obergrund und Brettmühlgrund. 1 Schloßbergbaude Abt 47 beim Koberstein, 1 Oppabaude Abt 29, 1 Auerhahnbaude Abt 42 beim Hohen Urlich, 1 alte Waldbaude, 3 Futterschopfen.

Hermannstadt:

5 Schutzbezirke: 2 für den Gebirgsanteil und 3 für die stark zugezogenen Waldanteile, 3 Waldbauden, hierunter die „Neunerbaude“, 4 Arbeiterbauden, 1 Quarkseifenbaude, 1 in der Senke zwischen Urlich und Bärenfang mit dem prächtigsten Rund-Fernblick bis zu den Karpaten, 1 Rübsamenbaude.

Buchbergsthal:

5 Schutzbezirke: Steinseifen, Weißenseifen, Vorwald, Querlehne, Obereinsiedel, 1 Heinrichsbaude für den Direktor der Zivnostenska Banka Belosrikek, 1 Hubertusbaude Abt 17 mit herrlichem Ausblick auf den Altvater, 1 Schützenkammbaude in Einsiedel, 1 Johannes - auch Hirschbad-Baude genannt am Bärenfang - Querlehne, 1 Rübsamenbaude am Rübsamen, 1 Dürrenbergbaude unter dem „Dürrenberge“ (nach einem großen Waldbrand so genannt), 6 Arbeiterbauden, Futterschopfen.

Gabel:

Schutzbezirke ?: 1 Königsbaude am Fuß des Kleinen Vaters, 1 Georgsbaude, benannt nach Kardinal Kopp, 1 „Salettel“ neben dem Forstverwalterhaus in der Gabel für hohe Jagdgäste seiner Eminenz. 2 Schutzbezirke: Gebirgsteil und Niederteil, die Grenze zwischen beiden Schutzbezirken bildete die Straße Freiwaldau-Thomasdorf-Würbenthal. 1 Waldbaude, die „Georgsbaude“, genannt nach dem Kardinal Dr. Georg Kopp, erbaut in den 90er Jahren unter Obf. König, sie war die einzige Baude, die privilegiert das große Breslauer Bistumswappen mit Fürstenhut und Purpurmantel in Farben tragen durfte. Das Wappen wurde in der Eisenhütte Buchbergsthal gegossen, ansonsten trugen die herrschaftlichen Wohnhäuser dieses Wappen. Diese Georgsbaude war wunderschön in der Landschaft gelegen. In der Georgsbaude wurde - mit wenigen anderen Ausnahmen - ein Baudenbuch geführt. Heute gehört dieses überaus schön ausgeführte Baudenbuch in das Familienarchiv der Hohlbaum und ist in dem Besitz des Dr. med. Erich Hohlbaum, Weißenburg, Bayern. Das Baudenbuch enthält geschichtlich-wertvolle Eintragungen und Unterschriften. 1 alte Arbeiterbaude steht in der Nähe der Georgsbaude, 1 Arbeiterbaude im Niederteil, errichtet um 1930, 1 Pflanzschulbaude, die für das Forstpersonal später hergerichtet wurde, 1 Zitterfloßbaude, genannt nach dem Bächlein Zitter, 1 „Salettel“ neben der feb. Forstmeisterei in Gabel für hohe Jagdgäste der Fürstbischöfe.

In jedem feb. Forstreviere wurden auftragsgemäß ein „Forstliches Gedenkbuch“ geführt, leider wird ein solches wohl kaum mit „herübergekommen“ sein.

Quelle: Altvater – Zeitschrift des mähr.-schles. Sudeten-Gebirgs-Vereins, Ausgabe November/Dezember 1961, Seite 143-145