Faurisson, Robert
Robert Faurisson ( 25. Januar 1929 in Shepperton in Surrey, England; 21. Oktober 2018 in Vichy) war ein französischer Literaturwissenschaftler und einer der bekanntesten Revisionisten, der den Einsatz von Gaskammern in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern sowie die systematische Vernichtung der Juden und anderer Gruppen durch die Nationalsozialisten bestritt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Robert Faurisson studierte an der Sorbonne und lehrte von 1974 bis 1979 Literatur an der Universität von Lyon. Er veröffentlichte Bücher über Lautréamont (1971), Arthur Rimbaud (1972) sowie Gérard de Nerval (1977). Im Oktober 1973 wurde er zum „Maître de Conférences” an der Universität Lyon-2 ernannt, womit er in die oberste Stufe der Universitätsprofessoren aufrückte.
Seit 1974 publizierte Faurisson – nach dem persönlichen Besuch von Konzentrationslagern – geschichtsrevisionistische Broschüren und Artikel, was dazu führte, daß er von seiner akademischen Stelle an die zentrale französische Institution für Fernunterricht versetzt wurde und seine oben genannten Bücher in der Forschungsdiskussion weitgehend ignoriert werden, was auch durch Literaturwissenschaftler, die keine Sympathien mit Faurissons Ansichten hegen, als eine Form der Zensur beklagt wurde.[1]
Einem größeren Publikum wurde Faurisson durch die Veröffentlichung dreier Leserbriefe bekannt, die im Dezember 1978 und im Januar und Februar 1979 in der französischen Tageszeitung Le Monde erschienen und in denen er die Existenz sowohl von Gaskammern in Konzentrationslagern als auch einer systematischen Judenvernichtung überhaupt bestritt. Auf deutsch wurden seine Ansichten erstmals in dem im Jahr 1978 veröffentlichten und u.a. in der BRD verbotenen Buch „Es gab keine Gaskammern” bekannt.
Seine geschichtsrevisionistischen Ansichten lösten weltweit heftige Reaktionen aus und so kam es neben den bereits erwähnten beruflichen Repressionen auch zu Drohungen gegen seine Person. 1989 wurde ihm dann bei einem von mehreren tätlichen Übergriffen in Vichy der Kiefer gebrochen und Schlimmeres konnte nur verhindert werden, weil ein Fischer, der diesen Überfall zufällig gesehen hatte, ihm zur Hilfe kam.
Nach der Verabschiedung der Loi Gayssot im Jahre 1990, eines französischen Gesetzes, welches das öffentliche Bezweifeln des Holocaust unter Strafe stellt, wurde Faurisson im Jahre 1991 wegen Verstoßes gegen dieses Gesetz verurteilt. Faurissons Klage vom 9. Dezember 1992 wegen der Verletzung seines Rechtes auf freie Meinungsäußerung bei der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen wurde am 8. November 1996 abschlägig beschieden.[2] Weitere Prozesse folgten, unter anderem im Zusammenhang mit einer Publikation auf der Weltnetzseite der „Association des anciens amateurs de récits de guerre et d’holocauste” (AAARGH) im Jahr 1998, bei dem er aus Mangel an Beweisen für seine Verfasserschaft freigesprochen wurde. Zuletzt wurde Faurisson im Juli 2006 wegen der „Bezweiflung des Holocaust” in einem Interview mit dem iranischen Fernsehsender „Sahar 1”, das im Februar 2005 stattgefunden hatte, angeklagt. Am 3. Oktober 2006 wurde er dafür zu einer Haftstrafe von drei Monaten auf Bewährung und zu einer Geldstrafe von 7.500 Euro verurteilt.[3]
Ende 2008 trat Faurisson mit dem politischen Aktivisten und Komiker Dieudonné M’bala M’bala auf der Bühne und in einem Video auf und feierte seinen 80. Geburtstag in dessen Theater.
Revisionistische Thesen
Beeinflußt von den Werken der beiden frühesten französischen Revisionisten Paul Rassinier und Maurice Bardèche sowie der Lektüre eines im Jahre 1960 in der Zeit erschienenen Leserbriefes des Leiters des Münchener Institutes für Zeitgeschichte, Martin Broszat, in dem dieser feststellte, daß in den Duschräumen des KL Dachau keine Häftlinge vergast worden seien, kam er nach längerer Beschäftigung mit dem Thema zu der Überzeugung, daß es niemals Gaskammern, in denen massenweise Menschen getötet wurden, in Deutschland gegeben haben könne.
Im Jahre 1987 veröffentlichte Faurisson in der Zeitschrift Annales d’histoire révisioniste einen Brief von Jean Beaufret, in dem dieser ihm seiner Zustimmung zu seinen Thesen versicherte. Beaufret war ehemaliges Mitglied der Résistance und der maßgebliche Übersetzer und Vermittler der Schriften von Martin Heidegger nach Frankreich.[4]
Im Jahre 1991 veröffentlichte Faurisson zusammen mit Siegfried Verbeke die Broschüre Het „Dagboek” van Anne Frank. Een kritische benadering, die in den Niederlanden verboten wurde, in der er darlegt, das Tagebuch der Anne Frank sei eine Fälschung, da die Schrift der überlieferten Manuskripte nicht die eines Kindes sei.[5]
Außerdem prangerte Faurisson jahrzehntelang die Knechtung der Palästinenser durch die Israelis an und gab wiederholt arabischen Zeitschriften und Fernsehsendern Interviews, in denen er erklärte, der Kampf gegen Israel und die Aufdeckung der Wahrheit betreffend den Holocaust gehörten untrennbar zusammen.[6] In der algerischen, arabischsprachigen Tageszeitung Echorouk sagte er bspw.:
- „Palästina wird erneut ein freies Land werden, in dem Muslime, Christen, Juden und andere zusammen leben können. Dies ist zumindest der Wunsch, den ich selber hege, ich, der seit 34 Jahren in Frankreich wie eine Art Palästinenser behandelt werde. Ich sagte auf der unter der Aegis des Präsidenten Ahmadinejad stehenden ‚Holocaust-Konferenz‘ am 11. und 12. Dezember 2006: ‚Wir alle haben das Mittel, um bei der Befreiung Palästinas zu helfen. Diese Mittel besteht in der Bekanntmachung der Ergebnisse der revisionistischen Forschung. [...] Es wäre absurd zu versuchen, sich gegen das israelische Militär zu verteidigen, während man ihre primäre weltweite Propagandawaffe verschont.‘“[7]
Faurisson nahm im Dezember 2006 an der sogenannten Holocaust-Konferenz in Teheran teil. Daraufhin eröffnete die Staatsanwaltschaft Paris eine Voruntersuchung gegen ihn.
Faurisson-Kontroverse
Noam Chomsky (Jude) unterzeichnete im Herbst 1979 nach den verbalen und brachialen Angriffen auf Faurisson eine Petition zugunsten Faurissons, die sich für das Recht auf freie Meinungsäußerung einsetzte, und die zur sogenannten Faurisson-Kontroverse führte.
Kritik und Kritiker
Zu seinen Kritiker zählen hauptsächlich Deborah E. Lipstadt (Jüdin)[8], Pierre Vidal-Naquet (Jude)[9], Werner Cohn (Jude)[10] und der für die jüdische Beate-Klarsfeld-Stiftung arbeitende Jean-Claude Pressac.[11]
Sonstiges
2002 und 2003 wurden Faurissons Schätzungen der Opferzahlen in der französischen Enzyklopädie „Quid“ aufgeführt, was zu Klagen gegen den Verlag führte.
Zitate
- „Die amerikanisch-zionistische Achse hat die deutschen Kinder phosphorisiert, die japanischen Kinder atomisiert, die vietnamesischen Kinder mit Agent Orange behandelt und die irakischen Kinder mit abgereichertem Uran. Es wird Zeit, daß die Besiegten, die Erniedrigten und Geschmähten mit dem zurückschlagen, was ich seit langem als die ,Atombombe der armen Leute’ bezeichne, d. h. mittels des geschichtlichen Revisionismus. Diese Waffe tötet niemanden und entstellt niemanden.“[12]
Werke
Der Vertrieb und das Zugänglichmachen der Publikationen Faurissons zum Holocaustthema sind in der BRD nach § 130 StGB (Volksverhetzung) sowie in weiteren Ländern, die sich diesbezüglichen Vorgaben jüdischer Kampfgruppen unterworfen haben, nach entsprechenden strafrechtlichen Bestimmungen verboten.
- Is The Diary of Anne Frank genuine? in: The Journal of Historical Review, Spring 1982 (Vol. 3, No. 2), page 147[13]
- Die Siege des Revisionismus (2006, 25 S., Text)
- Der Revisionismus von Pius XII. (2006, 37 S., Text)
- Ich suchte und fand die Wahrheit (1982, 49 S., Text)
Siehe auch
Literatur
- Serge Thion: Historische Wahrheit oder Politische Wahrheit? Die Macht der Medien: der Fall Faurisson
- Exactitude. Festschrift for Robert Faurisson to his 75birthday, Theses & Dissertations Press, 2004, ISBN 1-59148-004-3
Verweise
- Holocaust-Handbücher
- archive.org – Weltnetzarchiv mit Suchfunktion