Ha’am, Achad

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Achad Ha’am

Achad Ha’am, geb. als Ascher Ginsberg (Lebensrune.png 18. August 1856 in Skwyra bei Kiew, Ukraine; Todesrune.png 2. Januar 1927 in Tel Aviv), war ein zionistischer Aktivist, Hauptvertreter und „Erfinder“ des später so genannten Kultur-Zionismus, der Lehre vom „geistigen Zentrum“ (hebräisch merkas ruchani) in Palästina. Als „philosophischen Ausdeuter des historischen Judentums im national-biologischen Sinne“ charakterisiert das „Lexikon des Judentums“ den Schriftsteller Haam Achad.[1]

Werdegang

Achad Ha’am, der aus einer chassidisch geprägten Familie stammte, studierte in Berlin und Wien Philosophie und Naturwissenschaften und wurde ein Anhänger des Zionismus. Ab 1885 war er Aktivist der jüdischen Nationalbewegung Hovevei Zion, die noch Leo Pinsker mitbegründet hatte, und versuchte mit einer Bnei Moshe genannten geheimen Gruppe, Hovevei Zion von innen heraus zu einer im sprachlichen wie kulturellen Sinne hebräischen Organisation umzubauen. Nach zwei Palästinareisen 1891 und 1892 gelangte Ha’am zu der Ansicht, daß die Errichtung eines jüdischen Staates gerade dort zu vielen, teilweise schwerwiegenden Problemen führen würde und favorisierte von da an eine Vorgehensweise, die erst einmal wieder die jüdische Kultur in der Gegend zu verankern forderte.

1908 ging er nach London, 1922 nach Palästina. Er gilt als Schöpfer des „Kulturzionismus“, begriff den Zionismus als „überstaatliche jüdische Idee mit geistigem Zentrum in Palästina“, erhoffte jedoch die jüdische Renaissance in der Diaspora und geriet so in Widerspruch zu Theodor Herzl und dessen Anhängern. Ha’am zog aber andere Konsequenzen aus seinen Erkenntnissen: Während die Politischen Zionisten den Primat der Staatsgründung vertraten und gegebenenfalls auch auf andere Siedlungsgebiete ausgewichen wären, beschränkten Ginsberg und seine Anhänger lieber ihre politischen Ambitionen, bevorzugten dafür aber Erez Israel als Ziel. Zion als geistig-kulturelles Zentrum habe Vorrang vor dem politisch-wirtschaftlichen Aufbau und einer jüdischen Staatsgründung in Palästina. Im Zusammenhang damit forderte Achad Ha’am auch eine Verständigung mit den Arabern im Lande. Das kulturzionistische Anliegen wurde später auch von Martin Buber und anderen Intellektuellen vertreten und fand im zionistischen Bildungswesen auch Berücksichtigung.

Erst Chaim Weizmann gelang es, die beiden auseinandergefallenen zionistischen Fraktionen wieder zusammenzuführen.

1913 beantwortete Achad Ha’am in einem Brief die Frage „Was ist Judentum?“:

„Ich denke, Religion selbst ist nur eine der Formen von Kultur. Und Judentum ist weder das eine noch das andere, sondern die nationale Schaffenskraft, die sich in der Vergangenheit als hauptsächlich religiöse Kultur ausdrückte. In dieser Form wird sich das Judentum auch in Zukunft ausdrücken.“

Ha’am lebte ab 1907 als Handelsvertreter der Wissotzky Tee-Gesellschaft in London und ließ sich am 9. Januar 1922 in Tel-Aviv nieder,[2] wo er 1927 verstarb. Er war Ehrenbürger Tel-Avivs.

Achad Ha’am soll der eigentliche Verfasser der Protokolle der Weisen von Zion sein.

Bedeutung des Namens

Sein hebräisches Pseudonym bedeutet: „Einer aus dem Volke“; diesen Namen gab er sich selbst, um zum Ausdruck zu bringen, kein professioneller Schriftsteller zu sein, sondern nur einer aus dem jüdischen Volk, der für sein Volk schreibt und sich für es engagiert.

Zitate

  • „Alle wußten einfach als selbstverständliches Axiom, daß es auf der Schöpfungsleiter Stufen gebe: Mineralien, Pflanzen, Tiere, Menschen und zu oberst Juden.“[3]

Werke (Auswahl)

  • al paraschat ha-drachim („Am Scheidewege“), Aufsätze und Abhandlungen, 4 Bde., 1895
  • „Haschiloach“, wissenschaftliche Zeitschrift, 1897 ff.
  • bekannt auch der in Odessa geschriebene, erste Essay über ein zionistisches Thema: „Dies ist nicht der Weg“ (s. Weltnetz)

Literatur

  • Lexikon des Judentums, Bertelsmann Lexikon-Verlag, Gütersloh 1971, ISBN 3-570-05964-2, Sp. 24
  • Neues Lexikon des Judentums, Gütersloh/München 1992

Verweise

Fußnoten

  1. David Korn: Wer ist wer im Judentum?, FZ-Verlag, ISBN 3-924309-63-9
  2. Mordecai Naor: Eretz Israel, Könemann, Köln, 1998, ISBN 3-89508-594-4, Seite 119
  3. Am Scheidewege Band 2 Seite 200