Anredefall

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Der Anredefall (Latein Vokativ) ist ein in vielen Sprachen vorhandener Fall, der beim Zurufen oder Anreden gebraucht wird.

Im Deutschen und dem Großteile seiner germanischen Verwandten gibt es diesen Fall nach Auffassung der Sprachwissenschaft nicht, wohl aber in anderen indogermanischen und nichtindogermanischen Zungen.

Im Gotischen

Das Gotische ist eine jener germanischen Sprachen, die einen Anredefall aufweisen. Ähnlich wie im Latein fällt dabei das Endung-s des Nennfalles weg: aus 'wulfs' (Wolf) wird 'wulf' (Wolf!, Oh Wolf!). Bei weiblichen und sächlichen Wörtern gibt es keinen Anredefall mehr.

Im Lateinischen

  • Im Lateinischen ist dieser Fall bei männlichen Wörtern der o-Beugung durch ein „e“ gekennzeichnet:

So wird z.B. aus 'deus' (Gott) 'dive' (Gott! oder Oh Gott!) und aus 'servus' (Sklave) 'serve' (Sklave!, Oh Sklave!). Bei weiblichen und sächlichen Wörtern gibt es keinen Anredefall mehr. Die heutigen romanischen Tochtersprachen haben den Anredefall nicht erhalten - einzige Ausnahme bildet die rumänische Sprache, die ihn aufgrund des Einflusses slawischer Nachbarsprachen erhalten bzw. neu bilden konnte.

Im Slawischen

Vergleicht man die heute noch lebenden indogermanischen Sprachen, so fällt auf, daß die slawischen Völker die Anredefälle ihrer Sprachen am besten bewahrten. Den alten, aus indogermanischer Zeit ererbten Anredefall gänzlich erhalten haben beispielsweise das Serbokroatische, Tschechische oder Polnische. Im Obersorbischen blieb wie im Gotischen nur ein Anredefall für männliche Wörter erhalten, während er im Weißrussischen und Slowakischen ganz verschwand. Das Russische hingegen hat den Anredefall neu entwickelt.