Antisemiten-Petition

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In der Antisemiten-Petition wurde im Jahr 1881 die teilweise Wiederaufhebung der 1869 im Norddeutschen Bund eingeführten vollständigen Judenemanzipation gefordert. Die Initiatoren begannen 1880 damit Unterschriften von Unterstützern dieses Anliegens zu sammeln. Hauptinitiatoren waren der Leipziger Physik- und Astronomieprofessor Karl Friedrich Zöllner (1834–1882) und Max Liebermann von Sonnenberg, Bernhard Förster, Paul Förster und Ernst Henrici.

Forderungen

Die Antisemiten-Petition forderte die Einschränkung der 1869 für den Norddeutschen Bund und 1871 für das Deutsche Reich erfolgten Jüdischen Emanzipation. Begründet wurde dies durch die wirtschaftliche Ausbeutung und vorgebliche soziale wie rassenmäßige Zersetzung des deutschen Volkskörpers durch die Juden. Daher müsse ihr Vordringen in gesellschaftliche Schlüsselpositionen verhindert werden. Gefordert wurden im Einzelnen:

  1. Entfernung von Juden aus dem Staatsdienst und dem Heer, Zurückdrängung in der Justiz (dabei speziell der Ausschluss vom Richteramt)
  2. Verbot der Anstellung jüdischer Lehrer an Volksschulen, nur in Ausnahmen ihre Zulassung an höheren Schulen und Hochschulen
  3. Wiederaufnahme der amtlichen Statistik über die jüdische Bevölkerung.
  4. Einschränkung der Einwanderung von Juden aus Österreich-Ungarn und Russland.

Dazu das Handbuch der Judenfrage:

„Trotzdem war es der Bewegung möglich, schon 1880 an Bismarck eine ‚Antisemiten- Petition‘ zu senden, die rund 250.000 Unterschriften trug. Die Petition forderte Einschränkung oder Verhinderung der Einwanderung ausländischer Juden, ihre Ausschließung von allen obrigkeitlichen Stellungen, Erhaltung des christlichen Charakters der Volksschule, Wiederaufnahme der Statistik über die jüdische Bevölkerung. Am 20. November 1880 wurde die Petition im Preußischen Abgeordnetenhause beraten. Dabei gab der Zentrumsabgeordnete Bachern eindrucksvolle Beispiele des jüdischen Terrors, der Abgeordnete Stoecker sagte, wenn sich der Fortschritt (Demokraten) weiter mit dem Judentum identifiziere, würde das dieser Partei das Leben kosten. Besonders bemerkenswert sind die Ausführungen des damaligen Berliner Oberbürgermeisters Hobrecht, der den Liberalen zugehörte: »In einer gleichberechtigten Gesellschaft ist unerträglich dieses maßlose, fürchterliche Geschrei, wenn einem von ihnen auf die Hühneraugen getreten wird; und wenn gar jemand in einer abhängigen Stellung, dessen Amt ihn zu besonderer Diskretion verpflichtet, sich gegen einen Juden eine Taktlosigkeit oder Ungezogenheit zuschulden kommen läßt, was ja übel genug ist, dann hören sofort alle Rücksichten auf, dann sollen alle Behörden Zeugnis ablegen von der Tiefe ihrer Entrüstung. Es soll die ganze obrigkeitliche Gewalt aufgehoben werden, um die Unbill zu rächen.«“ [1]

Rezeption

Im Handbuch der Judenfrage von 1944 wurden die darin enthaltenden politischen Forderungen als recht zahm bezeichnet.[2] Die vollständige Rückgängigmachung der Judenemanzipation war durch die Petition nicht vorgesehen gewesen. Sie ging demnach eigentlich gar nicht weit genug und stellt selbst einen Kompromiß dar, wahrscheinlich weil man glaubte, daß noch weitergehende Vorstellungen überhaupt keine Aussicht auf Realisierung gehabt hätten.

Verweis

Fußnoten

  1. Handbuch der Judenfrage - Die wichtigsten Tatsachen zur Beurteilung des jüdischen Volkes (1944), S. 9
  2. Handbuch der Judenfrage - Die wichtigsten Tatsachen zur Beurteilung des jüdischen Volkes (1944), S. 317