Auf Tigerjagd nach Indien
Filmdaten | |
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Deutscher Titel: | Auf Tigerjagd nach Indien |
Produktionsland: | Weimarer Republik |
Erscheinungsjahr: | 1930 |
Stab | |
Dramaturgische Bearbeitung: | Richard Hutter |
Produktion: | Melophonfilm |
Musik: | Wolfgang Zeller |
Sprecher: | Lorenz Hagenbeck |
Auf Tigerjagd nach Indien ist ein deutscher Kulturfilm von ca. 1930; er war einer der ersten Raubtier-Tonfilme.
Handlung
Hagenbeck, der große Tierfreund aus Stellingen, spricht. Und zu seinen Worten entrollen sich noch niemals vorher gezeigte Bilder einer Großwildjagd in den geheimnisvollen Dschungeln Indiens. Wir sehen zuerst eine Jagd auf den wilden Elefanten. Der Elefant wird zur Strecke gebracht, er war ein sogenannter „Einzelgänger“, ein besonders bösartiger Bursche, der abgeschossen werden mußte, weil er zu einer gefährlichen Bedrohung für die Dschungelbewohner wurde. Der Dschungelschreck ist tot! Darüber herrscht unter den Eingeborenen großer Jubel. Das Ereignis muß gebührend gefeiert werden. Die Kamera beobachtet die Eingeborenen bei ihren aus uralter Überlieferung stammenden Tänzen, wir hören die seltsamen Melodien, die diese Tänze begleiten.
Von den Vorbergen Mysores in Ost-Indien, wo der wilde Elefant haust, geht es nach Nord-Indien, wo man noch vereinzelt einen anderen Riesen des Tiergeschlechts findet, das indische Panzernashorn, den einhörnigen Dickhäuter, der von allen noch vorkommenden Arten der interessanteste ist und auch die afrikanische Form an Größe bei weitem übertrifft. Hier sehen wir – zum ersten Male auf freier Wildbahn kinematographisch aufgenommen – eine Nashornmutter mit ihrem Baby. Wir können das ungeschlachte Tier aus nächster Nähe beobachten. Bis auf 30 Meter kommt es an die Kamera heran. Wir erblicken seinen enormen Kopf auf dem felligen Nacken und verfolgen die grotesken Bewegungen seines schwerfälligen Körpers, als wenn wir – wie Hagenbeck sagt – die Expedition selbst miterlebt hätten. Und wie im Nebenbei schauen wir auf dieser Dschungelfahrt noch allerlei andere Wunder der Tierwelt.
Am Wasserloch erscheinen die graziösen Hirschziegen-Antilopen. Der hübsche gefleckte Axishirsch, Sambor- und Barasinga-Hirsch, Krokodile, Wildschweine, dann die in Indien wildlebenden Vorfahren unserer Haushühner. Und dann gibt uns die Expedition auch mannigfachen interessanten Aufschluß über das Leben und Treiben, die Sitten und Gebräuche der Eingeborenen in den Dörfern und Städten Indiens. Wir fahren auf eigenartigem Kahn den Gondakfluß aufwärts nach Nepal. Die tönenden Bilder geben eine eindringliche Impression des geheimnisvollen Indiens mit seinen fanatischen Büßern an heiligen Stätten, wir hören den Straßensänger, sehen nahe beisammen den seltsamen Gegensatz der elektrischen Straßenbahn zu dem einheimischen Gefährt, der „Ecka“ und dem Ochsenkarren, können einen Blick tun in das eifrige Kommen und Gehen des indischen Bazarlebens, betrachten die Arbeit und das Familienleben der indischen Frau, die oft schon mit elf Jahren Mutter eines vergnügten Babys ist. Wir hören und sehen den feierlich gemessenen Tanz des Nautsch-Girls, der Tempeltänzerin, die bizarren religiösen Maskentänze in den Wallfahrtsorten, die unabsehbaren Menschenmengen, die das heilige Bad im Ganges nehmen, die Scharen der Bettler, die dort ihre Armut und ihre Gebrechen auffallend zur Schau stellen, um Mitleid zu erregen.
Wir sehen prächtig bemalte heilige Tempel-Elefanten bei den Prozessionen und fleißige Elefanten als Zyklopen-Arbeiter auf den Holzplätzen. Elefanten als gut dressierte Reit- und Tragtiere, Elefanten bei ihrem lustigen abendlichen Bad nach den Mühen des Tages.
Und dann kommen wir zum Höhepunkt der Expeditionserlebnisse – zur Tigerjagd, die nur mit Hilfe der Maharadschas durchführbar ist, denn nur diese indischen Fürsten besitzen die großen Elefantenherden, die man für diese Jagd benötigt. Wir sehen, wie die Elefantenkarawane zum Jagdlager anmarschiert und sich dort versammelt und wie sie dann auszieht in den unzugänglichen Dschungel, den nur der Elefant durchdringen kann. Wie der Ring der Elefanten das Lager des Tigers umstellt und er herausgetrieben wird aus seinem Versteck. Wie er die Keife durchbricht und in wilder Flucht wieder das schützende Dschungeldickicht zu erreichen sucht. Tigergebrüll und das aufgeregte Trompeten der Elefanten vereinigen sich zu einer hier noch nie gehörten Symphonie des indischen Dschungels. Bis dann der Kopfschuß des kühnen Großwildjägers die gefährliche Riesenkatze zu Boden streckt. Über dies und noch vieles Interessante von der Expedition und von seinen persönlichen Erlebnissen in Indien spricht Hagenbeck, während die einzigartigen Bilder an uns vorüberziehen.