Auslieferung internierter Wehrmachtsangehöriger durch Schweden an die Sowjetunion

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Die Auslieferung internierter Wehrmachtsangehöriger durch Schweden an die Sowjetunion ereignete sich im November 1945.

Bei den Internierten handelte es sich um Schiffbrüchige, die bei der Flucht vor der Roten Armee mit Ziel Schleswig-Holstein aus den letzten Brückenköpfen der Wehrmacht im östlichen Ostseeraum – der Halbinsel Hela, der Weichselmündung, Kurischen Nehrung und Kurland (Lettland) – mit Booten, Schiffen und Flugzeugen an der schwedischen Küste gestrandet waren. Nur einem Teil gelang es, nach Instandsetzung der Fahrzeuge die Flucht fortzusetzen. 3.000 deutsche Soldaten wurden in mehreren schwedischen Lagern (Backamo, Ränneslätt, Rinkaby) interniert. Dabei soll ihnen unter Hinweis auf die Genfer Konventionen versichert worden sein, dass sie keine Auslieferung an die Sowjetunion zu fürchten hätten.

Die sowjetische Regierung bat bald darauf Schweden um Auslieferung der nach dem Zusammenbruch eingetroffenen Soldaten. Die schwedische Regierung erklärte daraufhin in einem geheimen Schreiben, alle seit dem 1. Mai Angekommenen auszuliefern. Im November 1945 schickte die Sowjetunion das Frachtschiff „Kuban“ nach Trelleborg.

Als der Auslieferungstermin zwei Wochen vorher bekannt wurde, kam es zu passivem Widerstand der Wehrmachtssoldaten, von denen ein Teil in einen Hungerstreik trat. Da mehrere schwedische Offiziere die Vollstreckung des Auslieferungsbefehls verweigerten, wurde die Staatspolizei (Statspolisen) mit der Durchführung beauftragt. Als am 30. November 1945, dem Tag der Auslieferung, die Soldaten, mit den Armen ineinander verhakt, den Abmarsch verweigerten, konnte der Widerstand nur mit massivem Knüppeleinsatz gebrochen werden. Es kam hierbei zu Selbsttötungen und Selbstverstümmelungen: Viele Soldaten schnitten sich die Pulsader auf. Auf diese Ereignisse geht der u. a. vom früheren SS-Offizier und späteren Sachbuchautor Paul Carell verwendete Begriff „Blutiger Freitag“ zurück.

Im ersten Transport wurden 1.600 Mann ausgeliefert. Die Verwundeten folgten in zwei Transporten am 17. Dezember 1945 und 24. Januar 1946. Die einzelnen Transporte wurden zunächst im Lager „Zuckerfabrik“ in Libau / Lettland gesammelt. Im Lagerjargon wurden diese Internierten auch „Schwedenfahrer“ genannt. Außerdem wurden etwa 500 Mann an Großbritannien ausgeliefert. Einigen Männern gelang die Flucht. Von den 2.522 an die Sowjetunion Ausgelieferten – darunter 146 baltische freiwillige Wehrmachtssoldaten – starben etwa 1.200. Die Unterlagen zu diesen Vorgängen waren bis 1990 für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Die Auslieferung der Soldaten erfolgte in einer Zeit der Annäherung Schwedens an die Sowjetunion, mit der 1946 ein Wirtschaftsabkommen abgeschlossen wurde.

Literatur

  • Franz W. Seidler: Deutsche Opfer: Kriegs- und Nachkriegsverbrechen alliierter Täter, Pour le Mérite Verlag, 2013, ISBN 978-3932381669, S. 170–174
  • Enar Runsteen (2001): Schutzlos in Schweden – Schicksale deutscher Soldaten 1945/46, Gerig Verlag, Königstein, ISBN 3-928275-58-5
  • Jörgen Detlefsen: Auslieferungspolitik mit Rücksicht auf Stalin, Der Tagesspiegel, 26. Februar 1996, S. 5
  • Paul Carell (1980): Die Gefangenen. Deutsche Soldaten hinter Stacheldraht (Kapitel: Der Sündenfall Schwedens), Ullstein Verlag