Bastardland
Das Bastardland war eine Region im Herzen des ehemaligen deutschen Schutzgebietes Deutsch-Südwestafrika südlich von Windhuk.
Name
Der Name des Bastardlandes leitet sich von den dort ansässigen Bastards ab, die eine Mischrasse aus Buren und Hottentotten bildeten.
Historische Quellen
- Aus Otto Reiners Buch „Die größere Heimat - Lebensgeschichte eines Auswanderers“ (1926):
- „Das Bastardland mit seiner sonderbaren Bevölkerung bot sehr viel Interessantes. Die Sprache der Bastards ist Kap-Holländisch. Dies verstand Hermann glücklicherweise ganz gut. Der Zufall wollte es, daß er den ersten Abend bei einer Bastardwitwe mit zwei Kindern verbrachte; es wurde ihm zum Abendessen Dickmilch, Brot und Fleisch gereicht, später gab es noch eine Tasse wohlschmeckenden Tees. Die Bastards sind Nachkommen der Buren, die sich mit Hottentotten vermischt und früher in Südafrika gelebt haben. Aber die Buren empfanden den Bastardstamm als Kulturschande und machten ihm das Leben so schwer, daß er sich endlich entschloß, nach Norden zu wandern. So sind die Bastards schließlich nach Südwest gekommen. (...) Mehr feindliche als freundliche Blicke begegneten ihm auf seiner ferneren Reise bei den anderen Bastards, und Gastfreundschaft genoß er nur noch einige Male in sehr beschränktem Maße. So war er schließlich froh, als ihn der kleine Landeskundige aus dem Bastardlande heraus in westlicher Richtung in bergiges, schönes Grasland führte.“
- Aus dem „Buch der deutschen Kolonien“ von Dr. Anton Mayer (um 1935):
- „Durch die „große Scharte“ des Auasgebirges führt der Weg von Windhuk in das Land der B a s t a r d s mit dem Hauptort Rehoboth; es zeigt etwa denselben landschaftlichen Charakter wie das Hereroland, hat die besten Weidegründe und wird von öden Bergzügen begrenzt, die noch verhältnismäßig wenig erforscht sind, wie das von Bergdamaras bewohnte Hakosgebirge im Norden. (...) Das Bastardland leitet uns noch weiter nach Süden in das Namaland. (...) Eine Ausnahmestellung unter den Eingeborenen nahmen die Bastards ein - nicht die zufälligen Produkte vorübergehender Vereinigungen von Weiß und Schwarz, die häufig die schlechten Eigenschaften beider Stammrassen in sich vereinten, sondern der „Stamm“ der Bastards, der vor mehr als 100 Jahren durch Vereinigung von Buren und Hottentotten entstanden, zu einem Volk geworden ist und eine selbstständige Rasse bildet. Sie wurden von der deutschen Verwaltung besonders gut behandelt. Ihr Gebiet in der Gegend von Rehoboth bestand aus dem fruchtbarsten Weideland des ganzen Schutzgebietes und war durch besondere Maßnahmen geschützt; z.B. durfte kein Farmer hier Land erwerben. Stets waren die Bastards der deutschen Regierung freundlich und beteiligten sich an keinem Aufstand; während des großen Aufstandes [der Herero] nahm sogar eine Bastardkompanie auf seiten der Weißen am Kampf gegen die Farbigen teil. (...) Die Bastards lohnten es den Deutschen schlecht; sie kehrten sich während des Weltkrieges als einziger Eingeborenenstamm, von den Engländern verhetzt und gekauft, gegen die Deutschen, und zwar zeigten sie sich von einer Grausamkeit gegen die weißen Farmer und deren Familien, die früher von den Hereros und Hottentotten auch nicht übertroffen worden war. (...) Die Bastards leben auf einer verhältnismäßig hohen Stufe der Zivilisation. Außer Garten- und Ackerbau beschäftigen sie sich fast ausschließlich mit Vieh-, vor allem mit Pferdezucht, und produzierten ein kleines, aber hartes und bedürfnisloses Pferd, das der Schutztruppe gute Dienste geleistet hat. Es ist mit dem auf dem östlichen Schauplatz des Weltkrieges berühmt gewordenen „Panjepferd“, dem struppigen, ausdauernden polnischen Gaul zu vergleichen. Das Volk der Bastards hat nach dem Kriege eine bedeutsame Veränderung erfahren: Unter der deutschen Herrschaft war der Schnapsverkauf verboten, die Engländer haben ihn, nach bewährtem Rezept, zur Unschädlichmachung von Eingeborenen in reichlichen Mengen zugelassen. Viele Bastards, die früher wohlhabend waren, sind infolge ihrer bereitwillig unterstützten Trunksucht verarmt; ihr Vermögen und ihr Land gehören den neuen Herren.“