Bismarckturm (Tübingen)
Daten | |
---|---|
Zustand: | Existiert |
Turmart: | Aussichtsturm |
Land: | Deutsches Reich |
Gau: | Baden-Württemberg |
Stadt: | Tübingen |
Standort: | Lichtenberger Weg |
Höhe: | 16 m |
Kosten: | 23.000 RM |
Grundsteinlegung: | |
Einweihung: | 7. Dezember 1907 |
Baumeister : | Franz Bärtle |
Der Bismarckturm der Stadt Tübingen in Baden-Württemberg ist ein zu Ehren des 1890 entlassenen ersten deutschen Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck errichtetes Bismarck-Denkmal. Diese studentische Initiative für diesen Bismarckturm wurde vom König Wilhelm II. von Württemberg Mitte 1899 durch eine „namhafte Summe“ unterstützt.
Inhaltsverzeichnis
Bauplanung
Der Bau einer eigenen Bismarcksäule für Tübingen war innerhalb der Studentenschaft zunächst umstritten. Im Januar 1899 lehnten die Tübinger Verbindungen den Bau einer Säule zunächst ab. Trotzdem nahmen 900 Studenten am 18. Januar 1899 an einem Fackelzug zu Ehren Bismarcks zum Kaiser-Wilhelm-Turm Tübingen teil. Bei einer Vertretersitzung der Studentenschaft am 16. Februar 1899 wurde mit knapper Mehrheit für den Bau einer Bismarcksäule entschieden. Die Tübinger Studentenschaft sammelte Geldmittel für den Bau der Säule. Bereits zu Beginn des Sommersemesters 1899 waren die Vorbereitungen soweit gediehen, dass der geplante Bau als gesichert galt. Als Standort favorisierte die Studentenschaft die Eberhardshöhe. Die geplante Bausumme wurde auf 8.000 Mark geschätzt. Die Spenden flossen jedoch nur zögerlich, bis Februar 1900 waren erst 2.800 Mark gesammelt. Zur Spendengewinnung wurde am 21. Juni 1902 ein Fackelzug der Studentenschafts-Korporationen zu Ehren Bismarcks durchgeführt. Im Jahre 1903 wurden mehrere Vorträge „zum Besten der Bismarcksäule“ gehalten. Es wurde ein Denkmalskomitee unter Vorsitz der Professoren Dr. Schleich und Dr. Frank gebildet. Das Komitee entschied sich für den preisgekrönten Entwurf „Götterdämmerung“ des Architekten Wilhelm Kreis. Im November 1903 wurde der Schlossberg als Standort für die Bismarcksäule bestimmt. Die Stadt Tübingen stellten den Bauplatz (höchster Punkt auf dem Schlossberg) kostenlos zur Verfügung. Die Studentenschaft hatte bereits Jahre zuvor eine besondere Beziehung zum Schlossberg, da sie zu Ehren der Reichsgründung im Jahre 1871 am 18. Januar jährlich einen Fackelzug zum Schlossberg veranstaltete und Feuer entzündete. Ab 1904 wurden keine Fackelzüge der Studentenschaft mehr durchgeführt, da man mit den eingesparten Geldern für den Fackelzug den Bau der Säule unterstützen wollte. Zur Gewinnung weiterer Spenden hielten Professoren Vorträge zugunsten der Bismarcksäule. Im Jahr 1904 war der Baufonds auf 16.000 Mark angewachsen, im Mai 1905 waren bereits 20.000 Mark gesammelt worden. Das Baugesuch für den Turm wurde im Juli 1907 genehmigt.
Bauarbeiten
Die Bauarbeiten wurden von Regierungsbaumeister Franz Bärtle aus Tübingen ausgeführt. Der 16 m hohe Bismarckturm wurde aus Tuffstein (aus Gönningen und Seeburg) sowie grobkörnigem Sandstein errichtet.
Turmbeschreibung
Die Turmbasis des Aussichtsturmes mit Feuerschale besteht aus einem dreistufigen Podest, wobei die unteren beiden Podeststufen aufgrund der an der Vorderseite befindlichen Außentreppe unregelmäßig gebaut sind (Polygon). Die obere Podeststufe wurde quadratisch angelegt (8,75 m x 8,75 m). Darauf erhebt sich der quadratische Turmsockel mit einer Kantenlänge von 7,75 m x 7,75 m. Die untere Podeststufe ist 0,60 m hoch. Die Höhen der 2. und 3. Podeststufe betragen 1,30 m bzw. 0,30 m (Gesamthöhe der Podeststufen bis zum Turmsockel: 2,20 m). Eine 2,80 m breite Treppe mit zwölf Stufen auf der Frontseite (Nordosten) führt mittig zur 2,25 m hohen und 1 m breiten hölzernen Eingangstür der Bismarcksäule. Die vier Kanten des Schaftes bestehen - wie bei dem Entwurf „Götterdämmerung“ typisch - aus Dreiviertelsäulen, die von einem Architrav mit zweistufigem Oberbau zusammengehalten werden. Die Dreiviertelsäulen sind bei der Tübinger Säule sehr wuchtig ausgeführt. Über eine schmale Holztreppe war die 20 m² große Aussichtsplattform mit Feuerschale erreichbar. Bei diesem Bismarckturm wurde auf die Anbringung eines Bismarck-Wappens oder einer Inschrift verzichtet.
Turmgeschichte
Die Einweihung der Bismarcksäule wurde am 07. Dezember 1907 durch die Studentenschaft feierlich begangen. Zum ersten Mal wurde an diesem Tag die Feuerschale auf dem Turmkopf entzündet. Am Einweihungstag wurde die Bismarcksäule der Stadt Tübingen übereignet. Am 22. Juni 1914 fand ein studentischer Fackelzug zur Bismarcksäule statt. 1959 planten die Stadtwerke, einen Wasser-Hochbehälter in den Turm einzubauen. Diese Idee wurde jedoch verworfen. Die morsche Holztreppe wurde im Jahr 1969 für 3.000 Mark erneuert. Über 51 Holz- und 12 Stahlstufen war die Aussichtsplattform erreichbar. Der Bismarckturm wurde trotz dieser Sanierungsmaßnahme nicht für Besucher geöffnet. Bis zum Jahr 1999 verfiel der Bismarckturm immer weiter. Bedingt durch Vandalismusschäden (u.a. mehrere Brände) blieb der Turm bis Anfang November 1999 verschlossen. Der Aussichtsturm wurde bis 1999 nie öffentlich zugänglich gemacht, nur die Studentenschaft nutzte den Aussichtsturm gelegentlich. Ein Tübinger Ehepaar spendete im Jahre 1999 die kompletten Kosten für eine Sanierung des Turmes in Höhe von 64.000 DM. Damit konnte der Turm saniert werden. Am 14. November 1999 wurde er offiziell wiedereröffnet. Die Feuerschale wurde bei der Sanierung entfernt. Ein Schild linksseitig der Eingangstür weist darauf hin, daß der Turm durch die Tübinger Kulturstiftung mit Hilfe der Spende des Tübinger Ehepaares erneuert wurde. Im Jahr 2010 war die Aussicht vom Turm durch Bäume stark eingeschränkt.
Literatur
- Sieglinde Seele: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, 387-388
- Sieglinde Seele; Mannheim (Archiv Seele): Bismarckturm von Tübingen (Baden-Württemberg)
- Valentin von Bismarck, : Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 146 „Bismarck-Feuersäule zu Tübingen", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Mathias Kotowski: Die öffentliche Universität, Franz-Steiner-Verlag 1999 (Dissertation), S. 63ff.
- Zeitschriften des Bismarck-Bundes; 2. Jahrgang 1904 (Nr. 2 u. 9), 3. Jahrgang 1905 (Nr. 2, 5, 8 u. 11), 4. Jahrgang 1906 (Nr. 1), 6. Jahrgang 1908 (Nr. 1)
- Schwäbisches Tageblatt vom 8. September 1971
- Marc Zirlewagen: „Sinnbild der Einheit-Deutschlands - Die Bismarcksäule auf der Rothenburg im Kyffhäuser“, S. 94-96, BoD Norderstedt, 2014