Blaustrumpf

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Zeichnung von Thomas Rowlandson (1756–1827), „Zusammenbruch des Blaustrumpfklubs“ (1815)

Blaustrumpf (engl. blue stocking; frz. bas bleu) ist ein im 19. Jahrhundert verbreiteter Spottname für damalige gelehrte Frauen, die ihren meist affektiert-schöngeistigen Neigungen zuliebe die häuslichen Pflichten vernachlässigten und ihre gelehrten Kenntnisse selbstgefällig zur Schau trugen. Die „Blaustrümpfe“ zählten zu den ersten Elementen des sogenannten Feminismus und waren in ihrer selbstgerechten Ignoranz und allgemeinen Blasiertheit die historischen Vorläuferfiguren der seit den 1970er Jahren im Zuge des Egalitarismus erscheinenden Emanzen.

Mit dem Ausdruck „blue stockings“ soll zuerst der holländische Admiral Boscawen während eines Aufenthalts in England die (noch nicht lange aufgekommenen) Gesellschaften bezeichnet haben, an denen Herren und Damen zwecks „geistvoller Unterhaltung“ teilnahmen, und Anlass zu dieser Bezeichnung der Umstand gewesen sein, dass in einer ebensolchen, durch die Londoner Literatin Elizabeth Montagu (1718–1800) in ihrem Salon veranstalteten Gesellschaft für „schöngeistige Partys“ der Botaniker Benjamin Stillingfleet (gest. 1771) in blauen Kniestrümpfen erschien[1]. Der Name fand bald weite Verbreitung; die restlos herabsetzende, spotthafte und despektierliche Bedeutung hat das Wort erst allmählich erhalten.

Einen ganz anderen Ursprung besitzt die zweite, bereits im 19. Jahrhundert kaum mehr übliche Bedeutung „Spion, Angeber, Verleumder“[2]. Diese soll entweder (nach Grimm) eine Übertragung vom Teufel sein, der plötzlich den schwarzen Bocksfuß zeigt, oder vom blaustrümpfigen Polizisten herrühren.

Siehe auch

Fußnoten

  1. So berichtet in: John Doran: A lady of the last century (Mrs. Elizabeth Montagu), illustrated in her unpublished letters. With a chapter on Blue Stockings. 1873, Kapitel 11
  2. z.B. noch bei Schiller, „Räuber“, II, 3