Bodfeld
Bodfeld war ein beliebter, im Harz bei Elbingerode gelegener Jagdhof der ottonischen und salischen Könige und Kaiser. Der dazugehörige Jagdbezirk (etwa 110 km²) wurde 1008 von Kaiser Heinrich II. an das Kloster Gandersheim übertragen; dieses belehnte damit die Grafen von Wernigerode, von denen Bodfeld 1420 an die Stolberger Grafen kam. Von letzteren gelangte es an die Welfen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Anhand der überlieferten Urkunden lassen sich mindestens 17 Aufenthalte von Königen oder Kaisern in Bodfeld nachweisen, die hier bei Jagden übernachteten. Heinrich I. weilte mehrfach in Bodfeld, so erkrankte er 935 hier, wie die vita Mathildis 968 beschreibt. Otto I. war mindestens dreimal, Otto II. viermal in Bodfeld. Otto III. besuchte 991 gemeinsam mit seiner Großmutter Adelheid mindestens 14 Tage Bodfeld und 995 noch einmal. Konrad II. war einmal, Heinrich III. mindestens viermal hier. Die letzte von ihm ausgestellte Urkunde wurde in Bodfeld erstellt (28. September 1056). Heinrich III. starb nach siebentägiger Krankheit am 5. Oktober 1056 in Bodfeld in Anwesenheit des Papstes Victor II. und vieler Reichsfürsten. Heinrich IV. wurde 1056 in Bodfeld zum deutschen König erhoben.[1]
Beginnend mit dem ausgehenden 13. Jahrhundert geriet der königliche Jagdhof Bodfeld und dessen genaue Lage in Vergessenheit. Erst durch die intensiven Forschungen von Paul Höfer wurde die Erinnerung an Bodfeld am Ende des 19. Jahrhunderts wiederbelebt. Angesichts des Ortsnamens Königshof (nach der Zusammenlegung mit Rothesütte heute Königshütte) wähnte er die Königsburg auf einer felsigen Anhöhe oberhalb des Zusammenflusses von Warmer und Kalter Bode. Er publizierte darüber mehrfach in der Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde. Seiner Meinung schloß sich u. a. auch C. Schuchhardt in seiner 1924 erschienenen Veröffentlichung „Die frühgeschichtlichen Befestigungen in Niedersachsen“ an. 1933 belegte der Burgenforscher Paul Grimm anhand der Tatsache, daß bei den Grabungen auf der Königsburg keinerlei rote Keramik gefunden wurde, daß die Königsburg keinesfalls in der Zeit der sächsischen Könige, sondern später errichtet wurde. Schuchhardt hatte bereits im Vorfeld dessen 1931 seine Meinung geändert.
Grimm vermutete Bodfeld nun auf der anderen, nördlichen Seite der Bode in der Nähe oder an der Stelle der Wüstung Lüttgen-Bodfeld, deren Andreaskirche im ausgehenden 19. Jahrhundert freigelegt worden war. Er ließ eine endgültige Aussage jedoch offen und schrieb: „Die genaue Lage des Jagdhofes Bodfeld festzustellen, bleibt späterer Forschung überlassen.“ (HZV, 66, S. 32)
Auch der Diplomatiker Carl Erdmann bezweifelte 1940 Höfers These und schloß sich der Meinung Grimms an. Andere Forscher, wie Friedrich Stolberg, Autor des 1967 erstmals erschienenen Standardwerkes „Befestigungsanlagen in und am Harz von der Frühgeschichte bis zur Neuzeit“, folgten und schrieben: Die Königsburg bei Königshütte „steht in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit dem jenseits der Bode gelegenen königlichen Jagdhof Bodfeld.“ (S. 211)
Erst modernste Infrarotluftbildtechnik, jüngste archäologische Analysen gefundener Steinobjekte und neueste historische Recherchen bestätigten das bereits früher bekannte Vorhandensein einer Pfalzanlage aus ottonischer Zeit am Schloßkopf am Oberlauf des Teufelsbaches im Drecktal nordöstlich von Elbingerode. Hierbei handelt es sich um den königlichen Jagdhof Bodfeld, obwohl der namensgebende Fluß Bode von hier aus etwa vier Kilometer entfernt liegt, was jedoch unwichtig erscheint, da das mittelalterliche Bodfeld ein weitläufiges Gebiet umfaßte.
Bodfeld scheint nicht primär eine Jagdpfalz, sondern ob des mittelalterlichen Harzbergbaus (Hüttenfunde rund um den Schloßkopf, hochmittelalterliche Trogwege) auch ein wichtiger administrativer Standort gewesen zu sein. Von Heinz A. Behrens liegt eine rekonstruierte Ansicht des einstigen Könighofes Bodfeld anhand des archäologischen Befundes vor.
Die Anlage am Schloßkopf entspricht der von Heinrich I. angelegten Pfalz Grone von der Baucharakteristik. Bereits Carl Erdmann hatte anhand der schriftlichen Überlieferung den in Quedlinburg beigesetzten König als Bauherren von Bodfeld bezeichnet und belegt, daß man „Bodfeld den politischen Charakter einer ‚Pfalz‘ nicht zusprechen“ kann (SuA, 17, S. 82). Dies untermauert auch die Tatsache, daß die sich im Bodfeld aufhaltenden Monarchen hier nachweislich kein wichtiges kirchliches Fest feierten, sondern dies stets in anderen Orten wie Quedlinburg, Magdeburg oder Goslar taten. Friedrich Stolberg hatte hingegen schon 1967 darauf hingewiesen, daß diese Anlage den sächsischen Jagdhöfen wie Siptenfelde verwandt ist und die Nähe zum Königsstieg einen Zusammenhang vermuten läßt. Mit großer Wahrscheinlichkeit gab es auch eine Verbindung dieses 1483 und 1531 erwähnten Jagdhauses mit dem 1343 in einer Urkunde der Grafen von Regenstein erwähnten Dorf Erdfelde an der alten Halberstädter Heerstraße, das nur 1,5 km entfernt lag und im Spätmittelalter zugunsten des benachbarten Elbingerode aufgegeben wurde.
Weitere Jagdhöfe im Harz
- Siptenfelde, hier urkundete Otto I. zweimal.
- Hasselfelde, hier weilte Heinrich III. mindestens zweimal.
Literatur
- Martin Prell: Auf alten Wegen zu neuen Erkenntnissen. Ein Beitrag zur Erforschung der mittelalterlichen Besiedlung der Elbingeröder Hochfläche im Harz. In: Nordharzer Jahrbuch 4, 1971, S. 7–27