Bragarfull

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Bragarfull (oder Bragafull) bezeichnet zugleich ein Trinkgefäß sowie die altgermanische Sitte der Nordländer, bei besonderen Festlichkeiten, namentlich beim Totenschmaus und am Julabend, feierlich zu geloben, eine Tat innerhalb eines kürzeren Zeitraums auszuführen. Diese Gelübde geschahen, in dem man den vollen Becher (full) ergriff.[1]

Snorri Sturluson beschreibt in seiner Heimskringla, in der Saga von König Hákon dem Guten, die Sitte des Bragarfull wiederum folgendermaßen:

… Feuer waren in der Mitte des Tempelflurs angezündet und Kessel sollten darüber sein, und man sollte die vollen Becher über das Feuer hin reichen. Der Veranstalter und Leiter des Festes (der Gode) aber sollte die Becher und die ganze Opferspeise segnen. Zuerst sollte man den Odinsbecher für den Sieg und die Herrschaft seines Königs trinken, und dann die Becher des Njörd und des Frey für fruchtbares Jahr und Frieden. Danach pflegten manche Männer den Bragi-Becher (bragafull) zu trinken. Man trank auch Becher auf seine Verwandten, die schon im Grabe lagen, und diese nannte man Gedächtnisbecher (minni) …[2]

In der Ynglinga Saga (auch Teil der Heimskringla) schreibt Snorri folgendes:

… Es war in jener Zeit Sitte, daß, wenn ein Erbmahl stattfinden sollte für Könige oder Jarle, der, welcher es veranstaltete und die Erbschaft antreten sollte, auf einen Schemel vor dem Hochsitz saß, bis der Becher hereingebracht war, den man Bragibecher (bragafull) nannte. Er sollte dann aufstehen, um den Bragibecher (bragafull) entgegenzunehmen, und ein strenges Gelübde ablegen, dann aber den Becher leeren. Dann sollte man ihn auf den Hochsitz geleiten, der seinem Vater gehört hatte. Nun erst war er voller Besitzer des Erbes seines Vaters geworden. So geschah es nun auch hier, und als der Bragibecher (bragafull) hereinkam, stand König Ingjald auf und ergriff ein großes Stierhorn. Er legt ein Gelübde darauf ab, daß er nach allen vier Himmelsrichtungen sein Reich um die Hälfte vergrößern wolle oder sterben. Darauf trank er das Horn aus. …[3]

Die Fagrskinna (Ein Geschichtsbuch über die norwegischen Könige aus dem 13. Jahrhundert) erwähnt mit Bezug auf den Dänenkönig Sven Gabelbart einen zeremoniellen Umtrunk zunächst auf die „Größten seiner Sippe“, dann auf den Gott Donar (bzw. nordgerm. Thor) und letztlich auf die anderen Asengötter. Im Anschluss wurde der bragarfull geleert. Als der Sumbelgeber getrunken hatte schwor er einen Eid, der auch von den anderen Anwesenden geleistet werden musste. Erst danach begab er sich auf den Thron seines verstorbenen Vorgängers.

In einem Prosa-Abschnitt des Edda-Liedes Helgakviða Hjörvarðssonar heißt es:

Da fuhr Hedin auf Julabend einsam heim aus dem Wald und fand ein Zauberweib. Sie ritt einen Wolf und hatte Schlangen zu Zäumen und bot dem Hedin ihre Folge. Nein, sprach er. Da sprach sie: „Das sollst du mir entgelten bei Bragis Becher (bragarfull. Abends wurden Gelübde verheißen und der Sühneber vorgeführt, auf den die Männer die Hände legten und bei Bragis Becher (bragarfull) Gelübde taten. Hedin vermaß sich eines Gelübdes auf Swawa, Eilimis Tochter, seines Bruders Geliebte. Danach gereute es ihn so sehr, daß er fortging auf wilden Stegen südlich ins Land, wo er seinen Bruder Helgi traf.

Fußnoten

  1. Brockhaus' Konversationslexikon, 14. Auflage, 1894-1896
  2. Snorris Königsbuch (Heimskringla) übertragen von Felix Niedner, „Die Geschichte von König Hakon dem Guten - 14. Die Blutopfer“, Sammlung Thule, Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf-Köln 1965
  3. Snorris Königsbuch (Heimskringla) übertragen von Felix Niedner, „Die Geschichte von den Ynglingen - 36. Die Brandleging in Upsala“, Sammlung Thule, Eugen Diederichs Verlag Düsseldorf-Köln 1965