Schiller, Charlotte von

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„Sie war eine Frau, die unterschätzt wurde. Charlotte von Lengefeld (1766-1826), ab 1790 Charlotte von Schiller, wurde lange Zeit nur als Ehefrau und Mutter wahrgenommen und galt als geistlos und langweilig. Vor allem die 1830 erschienene Schiller-Biographie, die ihre Schwester Karoline von Wolzogen vier Jahre nach Charlottes Tod veröffentlichte, prägte dieses unzureichende Bild einer liebevollen, aber unscheinbaren Frau, die vor allem das Werk ihres Mannes Friedrich Schiller förderte.“[1]

Charlotte Luise Antoinette von Schiller, geborene von Lengefeld (von Schiller auch „Lolo“, „Lollo“ oder „Lotte“ genannt; Lebensrune.png 22. November 1766 in Rudolstadt; Todesrune.png 9. Juli 1826 in Bonn), war die Ehefrau von Friedrich von Schiller.

Leben

Charlotte war die jüngere Tochter von Carl Christoph von Lengefeld, Oberforstmeister am Hof von Schwarzburg-Rudolstadt, und Luise von Wurmb. »Lotte« und Schwester Caroline (1763-1847) bekamen eine für Mädchen ungewöhnlich gute Ausbildung, lasen gern und spielten draußen; besonders Lotte erkundete gern die Landschaft um ihr Gut nahe der schläfrigen Residenzstadt. 1775 starb der Vater, und Mutter und Töchter fanden sich bald in finanzieller Not. Pflichtbewusst rettete die 16-jährige Caroline die Familie durch eine von der Mutter arrangierte Verlobung mit dem wohlhabenden Rudolstädter Regierungsrat von Beulwitz, den sie zwei Jahre später heiratete, ohne ihn zu lieben. Die »Chère mère« nahm eine Stellung als Hofdame und Erzieherin am Rudolstädter Hof an und erhoffte für Charlotte eine ähnliche Position am nahegelegenen Hof von Sachsen-Weimar, wo deren Patin, Goethes langjährige Geliebte Charlotte von Stein, Hofdame war. Charlotte fand das Hofleben eher langweilig und verbrachte ihre Zeit lieber am Schreibtisch. Ihr Briefwechsel mit Knebel, einem älteren Verehrer am Weimarer Hof, zeigt sie als hochintelligente junge Frau mit selbständigem Geist and klugen Ansichten. Sie las und kommentierte griechische und römische Klassiker in Übersetzung, biographische und geographische Berichte, Schriften über alte und neuere Geschichte sowie Romane und Gedichte ihrer Zeit. Charlotte und Caroline erfuhren im Dezember 1787 eine unerwartete Wendung ihres Lebens, als der feurige junge Dichter Friedrich Schiller zusammen mit ihrem Vetter, Schillers Schulfreund Wilhelm von Wolzogen, überraschend in Rudolstadt auftauchte. Von den geistreichen Schwestern sofort angezogen, verliebte Schiller sich bald in beide, die ebenfalls von ihm begeistert waren. Vom Frühling bis zum Herbst 1788 verbrachten sie eine glückliche Zeit zusammen, und ein Jahr später hatte Caroline die Idee, Schiller sollte Charlotte heiraten. So könnten alle immer vereint bleiben – mochten vor allem Schiller und Caroline gedacht haben. In einem bemerkenswerten Brief versucht Schiller, die zweifelnde Charlotte zu überzeugen, dass seine Liebe zu Caroline ihr nichts von seiner Liebe nehme; […] Wie Pygmalion will er eine Frau, die er selbst formen kann. Tatsächlich sollten Charlottes absolute Hingabe an ihren Mann und sein Wohlergehen, ihr ruhiges Temperament und ihre praktischen Fähigkeiten sie zu einer viel geeigneteren Partnerin werden lassen als die leidenschaftliche und fordernde Caroline hätte sein können. Trotz Schillers bürgerlichen Status’ und seiner mageren finanziellen Aussichten heiratete ihn Charlotte am 22. Februar 1790. Die beiden wohnten zuerst in gemieteten Zimmern in Jena, wo der Bräutigam nun eine (praktisch unbesoldete) Stellung als außerordentlicher Professor für Philosophie und Geschichte innehatte. Die frischgebackene Ehefrau konnte verhindern, dass auch Caroline ein Zimmer im Haus erhielt. 1793 gebar Charlotte ihr erstes Kind, Karl. Sie sollten noch einen Sohn und zwei Töchter bekommen: Ernst (1796), Caroline (1799) and Emilie (1804). Schwester Carolines Ehe mit Beulwitz wurde 1794 geschieden, sie heiratete ihren Vetter von Wolzogen und eröffnete in Weimar einen Salon. 1794 begann Schillers fruchtbare literarische Freundschaft mit Goethe; fünf Jahre später zogen er und Charlotte nach Weimar. Trotz ihrer Beanspruchung durch Haushalt und Kinder, trotz ihrer eigenen und Schillers schwerer Krankheiten hatte Charlotte als intellektuelle Partnerin und Sekretärin ihres Mannes einen wichtigen Anteil an seinem Werk. Sie schrieb auch selbst und übersetzte Erzählungen, die dann – anonym – in seinen und anderen Zeitschriften erschienen. Nach 14 Jahren ständiger Krankheiten starb 1805 der erst 45-jährige Dichter. Charlottes Leben nach seinem Tod drehte sich um die Erziehung und Förderung ihrer Kinder, um die Pflege von Schillers Vermächtnis und seine Feier als großer Dichter. Sie unterhielt enge Beziehungen zur Hofgesellschaft und mit literarischen Persönlichkeiten wie Goethe, schrieb aber auch selbst und blieb immer interessiert an neueren literarischen Entwicklungen. Charlotte Schiller starb 1826 an den Folgen einer Augenoperation.[2]

Briefe

  • Heinrich Düntzer (Hg.): Briefe von Schillers Gattin an einen vertrauten Freund. Leipzig 1856.
  • Karl Ludwig Ritter von Urlichs (Hg.): Charlotte von Schiller und ihre Freunde. 3 Bde. Stuttgart 1860–1865.

Literatur

  • Karl Fulda: Leben Charlottens von Schiller, geborenen von Lengefeld (1878) (PDF-Datei)
  • Schiller und Lotte: Ein Briefwechsel (1908) (PDF-Dateien: Band 1, Band 2)

Fußnoten