Rudolstadt
Staat: | Deutsches Reich |
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Gau: | Thüringen |
Landkreis: | Saalfeld-Rudolstadt |
Provinz: | Schwarzburg-Rudolstadt |
Einwohner (2012): | 22.811 |
Bevölkerungsdichte: | 411 Ew. p. km² |
Fläche: | 55,38 km² |
Höhe: | 195 m ü. NN |
Postleitzahl: | 07407 |
Telefon-Vorwahl: | 03672 |
Kfz-Kennzeichen: | SLF (alt: RU) |
Koordinaten: | 50° 43′ N, 11° 20′ O |
Rudolstadt befindet sich entweder unter Fremdherrschaft oder wird durch die BRD oder BRÖ staatsähnlich verwaltet. | |
Bundesland: | Freistaat Thüringen |
Bürgermeister: | Jörg Reichl (Bürger für Rudolstadt) |
Rudolstadt ist eine deutsche Stadt im Kreis Saalfeld-Rudolstadt und die Residenz des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die fürstliche Residenz Rudolstadt liegt eingebettet in einem waldumgebenen Tal und zieht sich am Fluss Saale entlang, die hier am „Saaleknie“ einen Bogen von Süden nach Osten schlägt. Die Landschaft wird neben dem Tal der Saale von drei weiteren Faktoren bestimmt: Im Norden und Westen der Stadt erstreckt sich die wasserarme, dünn besiedelte Muschelkalkformation der Ilm-Saale-Platte, im Süden beginnt das Thüringer Schiefergebirge und östlich der Saale liegt die Hintere Heide, die vom Hausberg, dem 481 Meter hohen Kulm dominiert wird.
Geschichte
Ältere Zeit
776 wurde der Ort dann erstmals urkundlich als Rudolfestat (Siedlungsstätte des Rudolf) als Schenkung Karls des Großen an das Kloster Hersfeld erwähnt.
Anfang des 13. Jahrhundert war Rudolstadt im Besitz der Grafen von Orlamünde, von denen es um 1300 teilweise und 1334 ganz an die Grafen von Schwarzburg überging. Zwischen den Jahren 1264 und 1334 sind in Rudolstadt die „Niedere Burg“ und die „Obere Burg“ (Heidecksburg) urkundlich nachgewiesen. Erstere stand vermutlich im Bereich der heutigen Ludwigstraße und Burgstraße, die andere auf der späteren Schlossterasse. 1217 ist ein an der in der Altstadt stehenden einstigen Pfarr- und späteren Stadtkirche des Hl. Andreas wirkender Pfarrer Heinrich beurkundet.
Seit etwa 1340 war Rudolstadt im Besitz der Grafschaft Schwarzburg, deren Hauptstadt sie später wurde und bis 1920 blieb.
1345 erlitten die beiden Burgen und die Stadt (Ratshaus nebst einem großen Teil der alten und neuen Stadt) erhebliche Zerstörungen durch ein Erfurter Heer im Rahmen des Thüringischen Grafenkrieges. Im Zuge des Wiederaufbaus von 1345 bis 1437 bekam die Stadt ein vollkommen neues Gesicht (Erweiterung der Stadtbefestigung). Zwischen 1434 und 1448 wurde die obere Burg zu einer dreiflügligen Anlage erweitert. 1548 standen an der Stelle des unteren Schlosses freie Siedelhöfe von Lehensleuten der Schwarzburger Grafen.
Jüngere Zeit
1500 bis 1918
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die ursprüngliche „Neustadt“ zur „Alten Neustadt“ und die „Neue Neustadt“ bebaut.
Eine kulturelle Blütezeit brachte das 18. und 19. Jahrhundert der Stadt, als hier zahlreiche Künstler lebten und arbeiteten. Auch Friedrich Schiller weilte oft in der Stadt.
1918 bis 1945
Im Juli 1939 fand auf der Saalewiese die Leistungsschau der Hitlerjugend Thüringens statt. Die Saalewiese war das traditionelle Aufmarschgelände der Stadt. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Gelände schon von dem neugebauten Hermann-Göring-Heim der ansässigen HJ überragt. In der Nähe des Heimes waren Spiel- und Sportplätze wie auch das Schwimmbad vorhanden. Der Appellplatz des Heimes war zur Wiese ausgerichtet. Südlich der Einrichtung wurde eine Turn- und Spielwiese angelegt. Im Untergeschoß waren neun Scharräume, drei Führerzimmer, eine Fahnenhalle und die Vorhalle. Im Obergeschoß befanden sich der Feierraum für rund 1000 Personen, sechs Scharräume, ein Gefolgschaftsraum und Führerzimmer. Im tieferliegenden Hof waren drei Werkräume, Luftschutzkeller ua. eingerichtet. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurde der Ortsteil Volkstedt am 10. April 1945 von VS-amerikanischen Luftterroristen bombardiert. Im Ortsteil Schaala war bis zu seiner Flucht 1941 der spätere französische Präsident und Höchstgradfreimaurer François Mitterrand untergebracht.
Eingangsgebäude mit Langemarck-Halle
1945 bis heute
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Rudolstadt-Schwarza zu einem Zentrum der chemischen Industrie in der DDR. Mehr als 6.000 Beschäftigte fanden im damaligen Chemiefaserkombinat „Wilhelm Pieck“ Arbeit und noch mehrere Tausend im Bereich der Zulieferindustrie.
1952 wurde der Landkreis Rudolstadt in den Kreis Rudolstadt umgewandelt und in seinem Zuschnitt verändert. Auch wurde das Land Thüringen aufgelöst und der Kreis Rudolstadt dem Bezirk Gera zugeordnet. Kurz zuvor wurde der an Rudolstadt grenzende Industrieort Schwarza eingemeindet.
Bekannte, in Rudolstadt geborene Personen
- Wilhelm Abeken (1813–1843), Archäologe
- Johann Heinrich Abicht (1762–1816), Philosoph
- Tino Brandt (geb. 1975), vermeintlicher Nationalist und Mitarbeiter des BRD-„Verfassungs“-Schutzes
- Ludwig Friedrich Cellarius (1745–1818), Theologe
- Walter Chemnitz (1901–1947), Politiker (KPD)
- Johann Ernst Falke (1805–1880), Tierarzt
- Christian Ernst Graf (1723–1804), Komponist
- Friedrich Hartmann Graf (1727–1795), Komponist
- Friedrich Carl Hönniger (1812–1864), Beamter, Anwalt und demokratischer Politiker
- Christoph Ludwig Kämmerer (1755–1797), Naturforscher
- Gerd Freiherr von Ketelhodt (1915–1976), Generalstabsoffizier und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
- Martin Gottlieb Klauer (1742–1801), Bildhauer
- Heinrich Christoph Koch (1749–1816), Musiktheoretiker
- Simone Lange (geb. 1976), Politikerin (SPD)
- Charlotte von Lengefeld (1766–1826), Schillers Frau
- Heinrich Leo (1799–1878), Historiker
- Johann Ludwig Ernst Morgenstern (1738–1819), Maler
- Horst von Necker (1903–1979), Generalmajor und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
- Friedrich Christoph Perthes (1772–1843), Buchhändler und Verleger der Goethezeit
- Justus Perthes (1749–1816), Buchhändler und Verleger
- Alfred Schlemm (1894–1986), General der Fallschirmtruppe und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
- Johann Peter Schwarz (1721–1781), Theologe
- Anton Sommer (1816–1888), Dialektdichter
- Walther Sommer (1893–1946), Jurist in der Partei-Kanzlei der NSDAP
- Caroline von Wolzogen (1763–1847), Schillers Schwägerin und Autorin
Verweise
- Bombardierung Rudolstadts, Fn-Saalfeld, 11. April 2014