Commodore 64
Der Commodore 64 (kurz: C64 oder umgangssprachlich 64er) war der beliebteste und meistverkaufteste Heimcomputer der 1980er Jahre, der von der us-amerikanischen Firma Commodore von 1982 bis 1993 gebaut und verkauft wurde. Er wurde innerhalb der deutschen Staaten in der Anfangszeit als VC-64 (Abkürzung für VolksComputer), außerhalb der deutschsprachigen Länder auch als VIC-64, CBM-64 oder „sixty-four“ (alternativ auch C=64) bezeichnet. In der deutschen C64-Szene wird er auch als CeVi bezeichnet. Diese Bezeichnung ist erst seit wenigen Jahren verbreitet, zur Hochzeit des Gerätes wurde es verkürzt „64er“ gennant. Der Commodore 64 ist der Nachfolger des ersten Farben darstellenden Heimcomputers VC 20, sein Nachfolger ist der C128, jedoch wurde dieser eigentlich als Bürocomputer gebaut. Der C64 wurde zweimal zum Computer des Jahres in der Kategorie Heim-Computer durch ein internationales Gremium von Redakteuren der Computerfachzeitschriften gewählt.
Es gibt Aussagen, daß der C64 über 30 Millionen mal weltweit verkauft wurde, jedoch scheint der Wert von 17 Millionen realistischer, wovon etwa 3,05 Millionen in der BRD verkauft worden sind. Der Mauerfall 1989 brachte – jedenfalls in der BRD – für den C64 noch einmal einen zusätzlichen Verkaufsschub, so daß dieser hier bis zum Untergang der Firma Commodore verkauft wurde, obwohl es in der Zwischenzeit weitere erfolgreiche Heimcomputer wie den Amiga (ebenfalls von Commodore) oder den Atari ST gab.
Inhaltsverzeichnis
Damalige Vorteile
Der Vorteil des C64 war es nicht nur, daß er den gesamten 16-Bit-Adressraum von 64 KByte ausschöpfen konnte und daß er viele Musik- und Grafikmöglichkeiten (wie Sprites, HiRes, Mehrfarbigkeit {„Multicolor“}) mitbrachte, sondern daß der Anwender schon bestehende VC20-Peripheriegeräte sofort oder nach einem kleinen Umbau nutzen konnte. Weiterhin konnte auf einfache Commodore-BASIC-Programme bis zur Version 2.0 zurückgegriffen werden oder sogar durch eigene Anpassung auf fremde BASIC-Programme. Zusätzlich war es mit der Z80-Steckkarte möglich, auch auf umfangreiche Software des Betriebsystems CP/M zurückzugreifen. Mit weiteren Steckmodulen konnte ebenfalls andere Programmiersprachen wie Logo oder Pascal genutzt werden oder auf entsprechende Programme zurückgegriffen werden.
Relativ schnell produzierten verschiedene Medienkonzerne (Markt & Technik, Data Becker, Heise Verlag), durch ihre Vorerfahrung mit dem VC20, Bücher und Zeitschriften für den C64. Insbesondere waren Computerzeitschriften mit dem Schwerpunkt C64 beliebt wie Computer Persönlich, P.M. Computerheft, Homecomputer, Computer Kontakt, Happy Computer, HC, Commodore Welt, 64'er, Datawelt, Computronic oder RUN, da diese für relativ wenig Geld viele recht gute Programme zum abtippen (sogenannte „Listings“) enthielten. Allerdings konnten sich auch professionelle Computermagazine wie die MC, CHIP oder C'T nicht der Heimcomputerwelle entziehen und brachten entsprechende „Listings“ zum C64/128 oder VC20 heraus.
Die recht teure Software gab es auch für die „Datasette“ (Gerät zur Datenspeicherung auf einer herkömmlichen Musikkassette) und auf Diskette, nicht nur von Commodore, wobei eine preiswerte Lösung entweder die Programmservicedisketten der o.g. Computerzeitschriften waren oder ab 1985 das erste Computermagazin mit Datenträger, namens INPUT 64. Nachfolgend erschienen zahlreiche mehr oder weniger bekannte Diskettenmagazine wie Magic Disk 64, Game On oder Golden Disk 64 an den Zeitschriftenkiosken. Diese waren etwas teurer als die normalen Computerzeitschriften boten aber auch in digitaler Form interessante Reportagen und Berichte an.
Der Einführungspreis des C64 lag am Anfang bei ca. 1395 DM (unter 600 US-Dollar), jedoch durch zahlreichen Verkauf sank dieser recht schnell ab, insbesondere seit bei Aldi 1987 eine eigene C64-Version verkauft wurde.
Aufbau
Den Commodore 64 gibt es in mehreren Modellversionen. Die Urform ist ein graues, in Brotkastenform gestaltetes Gehäuse mit schwarzen Tasten und etwas heller hervorgehobenen Funktionstasten. Daher wird dieses Modell auch in der C64-Szene als Brotkasten bezeichnet. Auch wenn nachfolgende Versionen etwas moderner, heller oder flacher waren, bleibt er ein Tastencomputer (ausgenommen „SX64“, „C64 Game System“, „C64 WebIt“, „C64DTV“) und besitzt folgende Anschlüsse, Schalter oder Schnittstellen:
Rechte Seite
- Zwei Spielanschlüsse (engl.: Controlports, 9 polig, E) zum Anschluss von Joystick, „Lightpen“, Maus oder ein Paar „Paddles“
- Ein-/Ausschalter
- Stromanschluss („Power“; 7 polig) für die Stromversorgungseinheit (4 polig)
Rückseite
- Hauptspeichererweiterung (Expansionsanschluss; 44 polig; E/A) zum Anschluss für Steckmodule
- TV-Anschluss, Antennenbuchse (HF-Modulator-Ausgang) zum Anschluss an ein Fernsehgerät (je nach Version NTSC oder PAL)
- Audio-/Videobuchse (5 oder 8 polig; A) für den Anschluss eines Monitors VC-1510/1701/02/1804 oder einer Stereoanlage
- Serieller Bus bzw. Serielle Schnittstelle (IEEE-488, 6 polig, E/A) zum Anschluss für ein Diskettenlaufwerk VC-1541/VC-1570/VC-1571/VC-1581 oder einen Drucker MPS 801/802/803, VC-1515/1525/1526
- Kassette-/Datasetten-Anschluss (Kassettenanschluss 12 polig; E/A) zum Anschluss eines Kassetten- oder Datasettenlaufwerks VC-1530 bzw. CN2
- Anwenderschnittstelle („Userport“) (RS-232 bzw. Centronics; 24 polig; E/A) zum Anschluss für Steckmodule, „Resettaster“ oder eines Modems
Hauptplatine
- Prozessor: MOS 651] oder 8500 mit ca. 1 MHz Speichertakt
- Speicher: 64 KByte dynamisches RAM, davon sind 38911 Bytes frei unter BASIC nutzbar. Zusätzlich 1024x4 Bits statisches Farbram.
- ROM: 20 KByte gesamt, aufgeteilt in:
- CBM BASIC V2.0 (8 KByte) (40960-49151 ; $A000-$BFFF)
- KERNAL (Kernel) (8 KByte) (57344-65535 ; $E000-$FFFF)
- Zeichensatz (4 KByte) (53248-57343 ; $D000-$DFFF ; liegt im gleichen Bereich wie der VIC)
- Anmerkung: In neueren Versionen ist der BASIC- und KERNAL-Bereich in einem 16KByte-Chip untergebracht.
- Grafik: Der VIC-II
- NTSC-Version: 6566/6567/8562
- PAL-Version: 6569/8565
- Darstellungen im Textmodus (entweder Großschrift-/Grafikzeichen oder Groß-/Kleinschrift) 40 (Spalten) * 25 (Zeilen) Zeichen oder im Grafikmodus (Hires|HiRes) 320*200 Bildpunkte in 16 Farben, 16 Rahmenfarben und 16 Hintergrundfarben oder Vielfarbmodus; 4 Farben) 160*200 Pixel, zusätzlich 8 Sprites (HiRes oder mehrfarbig) in BASIC
- Klang/Musik: Der SID 6581/8580 wird zur Tonerzeugung genutzt und kann 3 unabhängige Stimmen mit Tönen von über 8 Oktaven (ca. 123 Töne) oder Geräusche und zusätzliche Filterung erzeugen.
- Speicherverwaltung: programmierter PLA (PLA (82S100)
- Tastatur: 66 Tasten (QWERTY), die mehrfach belegt sind
- Sonstiges: 2 Interface-Chips CIA-6526 für die E/A-Steuerung (Ein-/Ausgabe)
- Abmessungen: 404*216*75mm; C64-C: 414*243*59mm
- Gewicht: 1820 g / C64-C: 1710 g
- Stromversorgung: 5V=; 9V~ über Netzteil mit 220V bei 50Hz
- Leistungsaufnahme: 15W
Technische Details
CPU : 6510 @ 0.9852486MHz (PAL) 1.0227273MHz (NTSC) RAM : 64 Kb DRAM .5 Kb SRAM (color RAM $d800-dbff) ROM : 20kB ROM gesamt, in drei ROMs : - 8k BASIC V2 ($a000-bfff) - 8k Kernal ($e000-ffff) - 4k Character ROM ($d000-dfff) (Bei neueren Platinen befinden BASIC und Kernal sich in einem 16 Kb-ROM) Grafik : VIC-II ($d000-d3ff) Sound : SID ($d400-d7ff) Schnittstellen : Userport Expansionsport Audio-/Videobuchse Kassettenport Joystick (2x) Serieller IEC-Port TV Tastatur : 66 Tasten (zusätzliche Grafiksymbole) Stromversorgung : Extern (9V AC, +5V DC)
Varianten
Der C64 wurde relativ lange produziert, daher existieren nicht nur verschiedenfarbige (braun, weiss) Gehäuseformen (Brotkasten, flache Tastatur) sondern auch verschiedene Computersysteme auf der Technologie des C64 (siehe auch C64_Baureihe). Neben einem Lerncomputer mit eingebautem Monitor, der als PET 64 (ab Ende 1982) bezeichnet wurde, gab es eine mobile Version mit eingebautem Mini-Monitor und Diskettenlaufwerk, der als SX64 (ab 1983) erschien. Weiterhin wurde im Jahre 1990 zeitweise eine Spielekonsole namens C64 Games System verkauft. Ebenfalls basierte der in Japan entwickelte Spielecomputer VC 10 (1982) auf C64-Technologie.
- 1982, C64: Der Ur-C64 im Brotkastengehäuse, 1983 in Deutschland
- 1982, PET 64: Der Educator 64, ein C64 in einem PET Gehäuse. Wurde an Schulen verkauft
- 1983, SX64: Der SX64 war ein tragbarer C64 mit eingebautem Monitor
- 1986, C64C: Der C64 im flachen Tastaturgehäuse (Keil)
- 1984 in den USA, 1986 in der BRD: Goldene C64-Serie
- Limitierte Auflage des C64 im goldfarbigen Gehäuse - 1987, C64G: Kostenreduzierter C64 im Brotkastengehäuse
- 1987, C64CR: Kostenreduzierter C64 im flachen Tastaturgehäuse.
- 1988, Aldi-C64: Kostenreduzierter C64, der über die Kette Aldi verkauft wurde.
- 1989, C64GS: C64 der als Spielekonsole verkauft wurde und eingeschränkt (ohne Tastatur, minimale Anschlüsse) nutzbar war.
Nutzung
Nach dem Einschalten des C64 kann unter BASIC 2.0 entweder ein Programm von einem Datenträger geladen werden, um es auszuführen oder zu bearbeiten, oder selber geschrieben werden, um es anschließend abzuspeichern und dann zu starten. Weiterhin kann der Datenträger wie eine Diskette bearbeitet werden oder die Programmliste ausgedruckt werden. Einen Überblick über die Möglichkeiten mit BASIC zeigt der Artikel C64-Befehle.
Über weitere Programme oder Steckmodule können auch noch andere Programmiersprachen wie Logo und Pascal oder Software des Betriebssystems CP/M genutzt werden.
Softwarekompatibilität VC 20, C64 und C128 bzw. CBMs
Bedingt, dass alle diese Computer BASIC der Version 2.0 beinhalten, sind sie einigermassen kompatibel zueinander. Dabei ist der C128 im vorgesehenen C64-Modus erheblich kompatibler zum C64 als andere Modelle. Der VC 20, dessen Speicheradressräume allein schon wegen des geringeren Arbeitsspeichers anders belegt sind, kann mit wenigen Anpassungen auch einfache Basicprogramme des C64 ausführen. Komplexere Anwendungen sind nicht ohne weiteres übertragbar, so kann der VC 20 wegen der Hardwareunterschiede z.B. keine Sprites darstellen. Bestimmte BASIC-Programme des PET oder der PC-CBM-Serie (3000/4000/8000) können nach Anpassung bis zu der BASIC-Version 2.0 ebenfalls auf dem C64 genutzt werden, wenn diese z.B. keine Speicheradressen über POKEs, PEEKs ansprechen und auf bestimmte Grafikdarstellungen verzichten. Software der BASIC-Versionen höher als 2.0 können auf dem C64 nicht genutzt werden.
Sonstiges
Obwohl Commodore 1994 untergegangen ist, existiert immer noch eine recht lebendige C64-Gemeinde. Daraus gehen öfters private Projekte hervor, die es schaffen, aktuelle Computertechnologie auch für den C64 nutzbar zu machen. So gibt es mittlerweile die Möglichkeiten z.B. Speicherkarten zu beschreiben, MP3-Dateien abzuspielen, das Weltnetz zu nutzen, IDE-Festplatten und CD/DVD-Laufwerke anzuschließen.