D’Astorga, Emanuele
Emanuele Gioacchino Cesare Baron Rincón d’Astorga (* 20. März 1680 (?)[1] in Augusta (Sizilien); † 21. August 1736 (?) in Schloß Raudnitz an der Elbe, Böhmen) war ein italienischer Komponist und ein durch sein Lebensschicksal bekanntgewordener Adliger.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Geboren wurde Emanuele als Sohn des kaiserlichen Obersten Girolamo Capece, der wegen Teilnahme an einem Aufstand gegen König Philipp V. von Spanien am 3. Oktober 1701 in Neapel hingerichtet wurde. Emanuele wurde wahrscheinlich 1702, als Philipp V. das Königreich beider Sizilien besuchte, von diesem mit nach Spanien genommen und in das in der Provinz Leon gelegene Kloster Astorga gebracht; seither führte er statt des geächteten Namens Capece den Namen dieses Klosters. Von dort kam er, wahrscheinlich 1711, nach Österreich, das er jetzt als seine Heimat betrachtete. Er starb dort im Kreise von Verwandten auf dem böhmischen Schloß Raudnitz an der Elbe. Von seinen Kompositionen ist ein (erst im 19. Jahrhundert gedrucktes) „Stabat mater“ in B-dur deshalb so bekannt und berühmt geworden, weil man es in Verbindung brachte mit den Seelenqualen, die er und seine angeblich auf dem Richtplatz unter Krämpfen verschiedene Mutter erduldeten, als sie der Enthauptung seines Vaters beiwohnen mußten; doch sind die Erzählungen hierüber nirgends beglaubigt. Astorga komponierte mehrere Kirchenstücke ähnlicher Art, unter denen eine Messe in G-moll hervorzuheben ist. In besonderem Ansehen stand er unter seinen Zeitgenossen wegen seiner italienischen Solokantaten, die noch in ziemlicher Anzahl existieren und ihn als Verehrer Alessandro Scarlattis kennzeichnen. Handschriftlich existiert auch eine unbedeutende Oper „Dafne“.[2]
Werke
- 208 handschriftlich überlieferte Kammerkantaten für Singstimme und Generalbass
- Cantadas humanas a solo, 12 Kammerkantaten für Singstimme und Generalbass (Lissabon 1726)
- Presso i momenti estremi, Kammerkantate für Singstimme und 3-stimmiges Streichorchester
- E pur Cesare ha vinto, Kammerkantate für Singstimme und 4-stimmiges Streichorchester
- Antri spelanche, Kammerkantate für Singstimme, Generalbass und obligates Violoncello
- 7 Kammerduette für 2 Singstimmen und Generalbass
- Caro tu patri, Kammerduett für 2 Singstimmen und 4-stimmiges Streichorchester
- Stabat mater c-Moll für Soli, Chor, Orchester und Orgel (1707?)
- La moglie nemica, Oper (UA Palermo 1698, nur Libretto erhalten)
- Dafni, Oper (UA Genua 1709, nur Libretto und 1. Akt erhalten)
Literatur
- Constantin von Wurzbach: d’Astorga, Emanuel. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Band 1. Verlag L. C. Zamarski, Wien 1856–1891, S. 81–82
- Hans Volkmann: Emanuel d’Astorga. 2 Bde., Leipzig 1911-1919. (Netzbuch)