Danziger Zollinspektorenstreit
Der sogenannte Zollinspektorenstreit war ein Versuch Polens, das Deutsche Reich bereits im August 1939 in einen Krieg zu hetzen, da es auf Grund der englischen Garantieerklärung an einem Kriegsausbruch gegen Deutschland starkes Interesse hatte.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Die Verfolgung der Deutschen in Polen und die Fluchtwelle von Volksdeutschen aus Polen in das Reichsgebiet erreichten zu dieser Zeit ihren Gipfel. Seit Großbritannien eine Garantie angeboten und Frankreich seine militärische Unterstützung versprochen hatte, wuchs in Polen ein Gefühl von Siegessicherheit in seinem seit langem geplanten Krieg gegen Deutschland. Ab Mai 1939 steigerten sich die Ausschreitungen gegen die volksdeutsche Minderheit in Polen weiter. Auf dem Lande wurden Höfe deutscher Besitzer in großer Zahl angezündet, die Bauern vertrieben, Deutsche in den Städten verprügelt, in Einzelfällen sogar totgeschlagen. Deutschsprachige Gottesdienste wurden häufig gestürmt und aufgelöst. Die Deutsche Reichsregierung mußte im Sommer 1939 Auffanglager für die Vertriebenen einrichten. Ab Juni 1939 fuhren polnische Militärtransporte ungestört durch das deutsche Danziger Gebiet, ohne daß sie, wie es vereinbart war, vorher beim Danziger Senat gemeldet wurden. Die polnischen Wachmannschaften im Munitionsdepot auf der Westerplatte wurden in provozierender Art und Weise auf 240 Mann verstärkt, obwohl der Völkerbund nur 88 Polen auf diesem deutschen Reichsgebiet zugelassen hatte.
Polnische Kriegshetze
Die Polen verschärften ihre schikanösen Kontrollen und ihr Verhalten gegenüber den Danzigern im sogenannten kleinen Grenzverkehr, der für die Menschen dort in ihrer Insellage, nach der Abtrennung von Deutschland durch den Versailler Schandvertrag, von besonderer Bedeutung war. Die polnischen Zollbeamten maßten sich gegenüber ihren deutschen Kollegen Befehlsbefugnisse an, die sie so nicht hatten, und die Zahl der polnischen Beamten wurde wesentlich erhöht. Die deutsche Polizei gab an, ein Teil der zusätzlichen Zollbeamten gehöre dem polnischen Nachrichtendienst an und werde auf diese Weise nach Danzig eingeschleust. Die Polen verzögerten absichtlich die Ausfuhr Danziger Agrar- und Fischereiprodukte. In dieser Lage beschwerte sich der Präsident des Danziger Senats Arthur Greiser beim polnischen Generalkommissar über diese Vorfälle und kündigte an, daß deutsche Zollbeamte von den polnischen in Zukunft keine Weisungen mehr entgegennehmen würden. Der polnische Generalkommissar Marjan Chodacki schickte dem Präsidenten Greiser als Antwort postwendend ein Ultimatum, diese Weisung bis 18 Uhr des gleichen Tags zurückzunehmen, andernfalls
- „wird die polnische Regierung unverzüglich Vergeltung gegen die freie Stadt anwenden“.
Außerdem teilte Chodacki mit, daß der polnische Zoll ab sofort zusätzlich bewaffnet sein würde.
- Das Auswärtige Amt übermittelte dem polnischen Geschäftsträger in Berlin die Missbilligung der Reichsregierung zum Zollinspektorenstreit, zum Ultimatum und zur Drohung gegenüber der Danziger Bevölkerung. Der teilte nach Rücksprache mit seinem Ministerium in Warschau tags darauf mit, daß Polen jede Einmischung der Deutschen Reichsregierung in die polnischen Beziehungen zum Freistaat [Danzig] zu Lasten Polens als „Angriffshandlung“ [sic!] betrachten werde. Angesichts des unbedeutenden Zollstreits in Danzig war das eine ganz massive Drohung, zumal Großbritannien und Frankreich zugesichert hatten, Polen in jedem von (und gegen) Deutschland ausgelösten Krieg zu unterstützen. Hitler zeigte sich über die polnische Reaktion empört. Verschärfend wirkten Meldungen der polnischen Presse, Hitler habe im Zollstreit „klein beigegeben“ und eine einzige, ein wenig schroffe Note habe genügt, „ihn in die Knie zu zwingen“.[1]
Adolf Hitler, vom Senatspräsidenten um Rat gefragt, drängte, für Entspannung zu sorgen um „die Angelegenheit nicht noch mehr zu vergiften“. Es gelang dem Präsidenten Greiser den Generalkommissar Chodacki zu bewegen, das Ultimatum aufzuheben.