Der Winter ist ein rechter Mann

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Der Winter ist ein rechter Mann ist ein 1783 von Matthias Claudius veröffentlichtes Gedicht, das unter dem Titel „Ein Lied hinterm Ofen zu singen“ erschien, jedoch unter ersterem bekannt wurde.

Veröffentlichung und Inhalt

Dieses Wintergedicht, das die kalte Jahreszeit auf humorvolle Weise porträtiert, ist im vierten Teil von Claudius’ „Sämtlichen Werken des Wandsbecker Bothen“ enthalten. Der Winter wird darin als „rechter“ und „kernfester“ Mann bezeichnet, der sich nichts aus Blumen und Vogelgesang macht und „alle warmen Sachen“ haßt. Freude bereitet es ihm dagegen, „wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht und Teich und Seen krachen“.

Vertonungen

Die früheste Vertonung erschien 1784 in Christoph Rheinecks „Dritter Lieder-Sammlung“, wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt und 1930 in das im Auftrag des Preußischen Kultusministeriums erschienene „Volksliederbuch für die Jugend“ aufgenommen. Johann Abraham Peter Schulz vertonte Ende des 18. Jahrhunderts für seine Sammlung „Lieder im Volkston“ sämtliche Gedichte von Claudius, so auch „Der Winter ist ein rechter Mann“. 1790 wurde das Gedicht neben Schulz von zwei weiteren Komponisten vertont: von Johann Adam Hiller und Johann Friedrich Rellstab. Rellstabs Fassung fand sogar Einzug in das bekannte „Mildheimische Liederbuch“ (1799) und wurde noch im 19. Jahrhundert im schulischen Gesangsunterricht gepflegt. In dem Liederbuch „Dreißig zweistimmige Kinderlieder für Volksschulen“ aus dem Jahre 1847 ist eine Vertonung von Friedrich Wilhelm Eigendorf enthalten. Eine Komposition von Franz Abt aus dem Jahre 1858 ist ebenfalls erhalten.

Auch im 21. Jahrhundert veröffentlichten mehrfach Komponisten oder Liedermacher ihre Vertonungen des Gedichtes. Die bekannteste und am weitesten verbreitete Fassung ist aber wohl die von Rolf Zuckowski, die 1986 erschien.[1]

Gedicht

Der Winter ist ein rechter Mann,
Kernfest und auf die Dauer;
Sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an,
Und scheut nicht Süß noch Sauer.
War je ein Mann gesund, ist er’s;
Er krankt und kränkelt nimmer,
Weiß nichts von Nachtschweiß noch Vapeurs,
Und schläft im kalten Zimmer.
Er zieht sein Hemd im Freien an,
Und läßt’s vorher nicht wärmen;
Und spottet über Fluß im Zahn
Und Kolik in Gedärmen.
Aus Blumen und aus Vogelsang
Weiß er sich nichts zu machen,
Haßt warmen Drang und warmen Klang
Und alle warmen Sachen.
Doch wenn die Füchse bellen sehr,
Wenn’s Holz im Ofen knittert,
Und um den Ofen Knecht und Herr
Die Hände reibt und zittert;
Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht
Und Teich’ und Seen krachen;
Das klingt ihm gut, das haßt er nicht,
Denn will er sich todt lachen. -
Sein Schloß von Eis liegt ganz hinaus
Beym Nordpol an dem Strande;
Doch hat er auch ein Sommerhaus
Im lieben Schweizerlande.
Da ist er denn bald dort bald hier,
Gut Regiment zu führen.
Und wenn er durchzieht, stehen wir
Und sehn ihn an und frieren.“[2]


Fußnoten

  1. Der Winter ist ein rechter Mann, Liederlexikon
  2. Matthias Claudius: Werke. Erster Band, Friedrich Andreas Perthes, Gotha 1865, S. 61