Die mittelhochdeutsche Dichtung

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Buch

Titel: Die mittelhochdeutsche Dichtung
Autor: Friedrich Knorr
Verleger: Eugen Diederichs Verlag
Erscheinungsjahr: 1938

Die mittelhochdeutsche Dichtung ist ein Buch von Friedrich Knorr aus dem Jahre 1938.

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Dieses Werk bedeutet eine völlige Umwertung der großen Dichtungen unsres Mittelalters für die deutsche Geistesgeschichte. An Stelle der bisherigen literaturgeschichtlichen Auffassung, die die einzigartigen Epen des 13. Jahrhunderts als bloße Fortbildungen übernommener Stoffe ansah, gibt Friedrich Knorr eine Auslegung dieser gewaltigen Werke als unmittelbare Zeugnisse deutschen Schicksals in dieser Zeit, wie wir sie bisher überhaupt nicht hatten. An erster Stelle steht der Parzival von Wolfram, es folgen die Dichtungen Hartmann von Aue und der Tristan von Gottfried von Straßburg. In ihnen wird der Kampf um die Klärung der seelischen Mächte ausgetragen,

die diese Zeit bewegen. Und selbst das Nibelungenlied findet hier seine Einordnung, zumal es die Auffassung des Verfassers in ungeahnter Weise bestätigt. Es zeigt sich, daß es den Dichtern um die Gestaltung eines Anliegens von

tiefstem Ernst ging, das für die Geschichte unseres völkischen Schicksals von entscheidender Bedeutung gewesen ist. In allen ihren Schöpfungen wird das Grundgefüge menschlichen Daseins ergründet. Aus seiner Tiefe werden die Fragen gestellt nach dem Einzelnen und der Gemeinschaft, nach dem Schuldigwerden in der Welt, nach der geistigen und politischen Ordnung im Reich. Mit umfassendem Wissen folgt Friedrich Knorr Schritt um Schritt diesen Gedanken, die in der Gestaltung der Gemeinschaft als Reich abseits von der Kirche ihre abendländische Vollendung fanden. Das gibt diesen Schöpfungen eine Größe und Vollkommenbeit, wie sie die deutsche Dichtung seit her nicht wieder erreichte.

Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, Leipzig 2. November 1938, (PDF)