Diet
Diet ist ein Ausdruck für „Volk“. Es setzt ein ahd. diota (immer weiblich) oder diot (m., w. oder s.) und mhd. diet fort, und geht auf ein urgerm. *þeuda zurück. Innergermanisch verwandt sind got., aengl. þéod oder þiod, altsächs. thioda oder thiod, altfries. thiade, altn. þiod oder þydi.[1]
Erläuterung
Die Wortherkunft ist unsicher, es wurden Zusammenhänge mit got. þius „Bub“ und þiudans „König“ erstellt. Ein uridg. *teuta „Volk, (Volks-)Stamm“ wurde im Rahmen der Rekonstruktion der indogermanischen Ursprache angedacht. Das grammatische Geschlecht des Substantivs schwankt schon im Ahd., im Mhd. ist es meist weiblich, daneben aber auch sächlich.
Mhd. diet wird im Spätmittelalter selten, und stirbt in der frühneuhochdeutschen Schriftsprache aus, ist aber erhalten in nhd. Personennamen als Diet-, in Dietrich, Diether, Dietmar usw. und in Ortsnamen wie Dietingen, Dietkirchen, Dietikon usw. Im schwäbischen Dialekt blieb „der Diet“ in der Bedeutung „Mensch“ erhalten. In einem Ablassbrief von 1423 erscheint undiet als eine schimpfliche Benennung, ähnlich wie „Unmensch“ ( das undiet des verdammten volks der Hussen und Wiclefiten).
Das urgermanische *þeuda scheint der Begriff zu sein, der am nächsten an eine germanische Selbstbezeichnung (Autonym) herankommt: es werden damit nur germanischsprachige Stämme bezeichnet, während nichtgermanischsprachige (d. h. Keltisch- und Romanischsprecher) als walha (Welsch) benannt werden.
Das Adjektiv *þiudiskaz, „zum Volke gehörig, volkstümlich, vulgär“ (auch „heidnisch“, d. h. „im Volksglauben“) wurde in der Folge (spätestens ab dem 8. Jahrhundert in der ahd. Form diutiscund latinisiert als theodiscus) zur Bezeichnung der nichtlateinischen Mundarten, woraus sich die Bedeutung Deutsch ableitet.
Im Neuheidentum nordamerikanischer Prägung wurde der Begriff wiederbelebt in der englischen Bezeichnung Theodism.