Diskussion:Duzen

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@ Thore: Wiederum sehr gute Ergänzung von Dir (übrigens auch das von Dir eingesetzte Schopenhauer-Zitat andernorts ganz vorzüglich). Im Text steht gegenwärtig:

»In der Antike kannten das Altgriechische, Lateinische und Gotische ausschließlich das „Du“ als Anrede.«

Vielleicht sollte man Beispiele für formelle Anreden nennen. Papstbriefe, Bischofsbriefe, höfische Anschreiben; denn die eigentlichen Anredeformeln waren natürlich hochkompliziert und überaus streng. Eben »byzantinisch«. Jeder kleine Kurfürst und Fürstbischof hat schon gewußt, wie er Kennzeichen seines Standes markiert und deren Beachtung sicherstellt. Wer nächtens im weißen Königspelz mit schwarzem Einsatz herumschleicht, muß geradewegs damit rechnen, halbtot geschlagen zu werden von den Seinen des Königs, bis eine Anklage zustandekommt.

Überhaupt Kleiderkonventionen: Jeder Beruf, jeder Stand, alles und jedes textil markiert! Wir haben einfach heute kein Gespür mehr, wie formiert feudale Gesellschaften waren. Das sollte irgendwie erwähnt werden. Dann ist mir noch eingefallen, daß Breivik seine Staatsanwältin usw. geduzt hat. Wenn man protestantische Staatskirchen hat (oder gehabt hat), dann ist dergleichen die Norm. Statuskennzeichen werden dennoch munter produziert und deren Beachtung strikt eingefordert — nichts neues unter der Sonne...

~ CodexThelema 19:09, 17. Ernting (August) 2016 (CEST)

Das ist klar, die germanische, lateinische und altgriechische Antike hatte zahlreiche entschiedene andere Formen der Distinktion, die die fehlende sprachliche Anredeform wohl genügend ausgeglichen haben. Nur die sprachliche Form kannten sie nicht. So sehr ich ein Befürworter des heutigen "Sie" bin, kann ich auch nachempfinden, warum z.B. die Germanen und alten Griechen so etwas (in ihrem Fall zu Recht) in Bezug zu Königen etc. noch nicht kannten bzw. wohl noch nicht so nötig hatten. Denn je ursprünglicher und namentlich männlicher ein Volk noch ist, umso weniger unterwürfig gesinnt sind auch seine Mitglieder und deren Gesten und Sprache. Ich meine hier nicht Unbotmäßigkeit oder Disziplinlosigkeit, sondern den Stolz freier und dennoch freiwillig pflichterfüllender Menschen. Aber das heutige "Sie" ist ja – im Unterschied zu "Euer" u.Ä. – keine sprachliche "Sich-Unterstellen-Geste" mehr (bzw. dies nur noch im Gebrauch zwischen Kindern und Erwachsenen), sondern dient v.a. der (höflichen) Distanz, d.h. dem Zurückweisen billiger, vorschneller und letztlich zumeist wertloser, rein äußerlicher Fraternisierung, wie z.B. bei Kanaken allenthalben üblich. In diesem Sinne ist das "Sie" allerdings eine sprachkulturelle Errungenschaft der Neuzeit, die hier einmal der Antike und dem Mittelalter etwas voraus hat. Allerdings bin ich angesichts des totalen geistigen und moralischen Offenbarungseids des BRD-Viehs mittlerweile der Ansicht, daß man nach einer Umwälzung der heutigen Verhältnisse wieder das '"Euer Durchlaucht" etc. diesen Leuten zur Pflicht machen sollte. Zumindest bis irgendwann diesen degenerierten Sklavenseelen wieder besseres Menschentum folgen sollte. (wobei ich ja bekanntlich ohnehin vom finis terrae ausgehe) --Thore 20:06, 17. Ernting (August) 2016 (CEST)