Domestikation

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Domestikation (von dem lateinischen Adjektiv domesticus; deutsch: häuslich, auf das Haus bezogen) ist die Umwandlung wilder Tiere in Haustiere; „domestizieren“ heißt: zum Haustier machen. Es handelt sich dabei um die auch als „Zähmung“, „Dressur“, „Domestizierung“ und „Abrichtung“ bezeichnete Bändigung wildlebender Tiere zu Haustieren. Auch die Züchtung wildwachsender Pflanzen zu Kulturpflanzen fällt unter den Begriff.

Die Domestikation des Wildpferdes fand wohl um 3000 vor unserer Zeitrechnung in Zentralasien statt. Durch die Verhaltensdomestikation und durch die Züchtung kann sich nicht allein die äußere Gestalt, sondern auch der ganze Körperbau der Tiere und ebenso ihr bleibendes Wesen, ihr Temperament, verändern. So hat sich etwa, als Folge der Domestikation, der Fortpflanzungszyklus des Hundes in der Weise ausgedehnt, so daß er jetzt viel mehr Nachkommen zur Welt bringt als der Wolf. Als Ausnahme gilt die Honigbiene, die ebenfalls seit Jahrtausenden domestiziert wird, ohne jedoch in ihren Insekten-Verhaltensmustern Veränderungen erfahren zu haben.

Natürliche Selektion und kulturelle Selektion

Ein generell wichtiger Evolutionsfaktor ist die natürliche Auslese oder Selektion. Ihre Wirkung besteht darin, daß die Häufigkeit von weniger tauglichen Individuen einer Gruppe von Lebewesen verringert wird. Das bedeutet, daß diejenigen Individuen, deren Gene eine günstige Anpassung an die bestehende Umwelt bewirken, eher überleben und sich fortpflanzen können, während andere Individuen zugrunde gehen. Hierdurch wirkt die (lokale und situative) Selektion als richtungsgebender Evolutionsfaktor.

Sie verschiebt so die Häufigkeiten bestimmter Gene in einer Population, indem sie die Nachkommenschaft des selektionsbegünstigten Genotyps gegenüber anderen erhöht. Es entsteht ein Selektionsdruck. Die Mutationen schaffen auf diese Weise gleichsam „Rohmaterial“ für die dann wirkende Auslese (Selektion). Während die Mutation Veränderungen in den Genen — und damit im Genotyp — bewirkt, wirkt die Selektion über den Phänotyp, d. h. über die ausgebildeten Merkmale. Insofern ist die Evolution primär durch die Wechselwirkung dieser beiden Faktoren bedingt.

Die Auslese kann jedoch auch durch Menschen erfolgen. Seit mehreren Jahrtausenden betreibt der Mensch gezielt Auslese, indem er bestimmte Tiere zur Zucht herausgreift. So wurden viele Tiere, die als Wildtiere lebten, eingefangen und gezähmt. Es wurden über viele Generationen hinweg bestimmte Eigenschaften herausgezüchtet. Als Beispiele dieser als Zucht und Domestikation bezeichneten Vorgehensweise sind neben unseren Milchkühen, dem Haushund, dem Pferd auch unsere Hausschweine zu nennen. Es wurden also immer die Tiere für die weitere Aufzucht selektiert, die bestimmte erwünschte Eigenschaften besaßen, die es zu erhalten oder zu verstärken galt. Vergleichbares gilt, wie gesagt, auch für die Züchtung von Kulturpflanzen aus Wildpflanzen.

Klarerweise folgt aus der strikten Einseitigkeit der Züchterentscheidungen das Problem, daß anschließend sichtbar werdende kränkliche (unerwünschte) Eigenschaften zusätzlich und ergänzend züchterisch bearbeitet werden müssen. Die kulturelle Selektion ist also stets und notwendig enger, sie ist simpler und weniger anspruchsvoll als die natürliche Lebensraumselektion.

Tierische Merkmalsänderungen durch Domestizierung

Mit der Domestizierung sind meist eine Reihe von typischen Merkmalsänderungen gegenüber der Wildform festzustellen (vgl. das Fuchsexperiment von Trut et al. sowie die Arbeiten von Hermann von Nathusius, siehe Literatur). Zu diesen Domestikationseffekten gehören:

  • Anatomische Veränderungen:
    • Ausbildung von Unterrassen mit zum Teil gravierenden Unterschieden im Erscheinungsbild. (Als konträre Beispiele: Siehe die beiden vom Wolf abstammenden Hunderassen Chihuahua und Bernhardiner.)
    • Reduzierung des Gebisses und von Hörnern
    • Reduzierung des Fells (zum Beispiel beim Hausschwein)
    • Farbänderung von Tarnfarben hin zu willkürlichen, auffälligen Farbvarianten (zum Beispiel Goldfisch oder Koi)
    • Auftreten von Hängeohren
    • Steilere Stirn
    • Abnahme der Gehirnmasse um 20 bis 30 Prozent, Rückgang der Großhirnrindenfurchung (insbesondere in den für die Verarbeitung der Sinneseindrücke bedeutsamen Gehirnarealen)
    • Reduzierungen im Verdauungstrakt
    • Verstärkung für den Menschen nützlicher Eigenschaften (zum Beispiel Milchleistung beim Rind)
  • Änderung der Ausprägung einiger Verhaltensweisen:
    • Reduzierte Aggressivität
    • Weniger gut entwickeltes Flucht- und Verteidigungsverhalten
    • Gesteigerte Fortpflanzungsrate; mitunter bis zur vollständigen Aufgabe der Saisonalität der Fortpflanzung
    • Ein weniger stark ausgeprägtes Brutpflegeverhalten

Die Anthropologie der Selbstdomestikation

Konrad Lorenz untersuchte zivilisatorisch bedenkliche Phänomene von Verweichlichung, von Instinktabflachung, von Kränklichkeit und von zielloser Triebhaftigkeit als Ausdruck einer unvermeidbaren oder kaum zu unterbindenden „Selbstdomestikation“ des Menschen.

Zitat

  • „Grausamkeit entsteht durch Domestikation. Der Trieb dient nicht mehr seinem naiven Zweck.“Robert Musil

Siehe auch

Literatur

  • Charles Darwin: Das Variieren der Tiere und Pflanzen im Zustande der Domestikation (1868).
  • Desmond Morris: Wie der Wolf ins Haus kam. Die Domestizierung von Hund und Katz. In: NZZ Folio. Die Zeitschrift der Neuen Zürcher Zeitung. Nr. 11, Verlag NZZ Folio, Zürich 1997
  • Konrad Lorenz: Durch Domestikation verursachte Störungen arteigenen Verhaltens. Zeitschrift für angewandte Psychologie und Charakterkunde 59, 1940, S. 70f.