Einmal im Jahr, in der heiligen Nacht (Gedicht)
Einmal im Jahr, in der heiligen Nacht ist ein deutsches Gedicht von Thilo Scheller von 1934.[1] Darin beschreibt er, wie die gefallenen Soldaten zu Weihnachten wieder nach Hause kommen, denn sie leben weiter im Geiste und in den Herzen der Zurückgebliebenen.
Text
- Einmal im Jahr, in der heiligen Nacht,
- verlassen die toten Soldaten die Wacht,
- die sie für Deutschlands Zukunft stehen
- und kommen nach Haus, nach Art und Ordnung zu sehen.
- Schweigend treten sie ein in den festlichen Raum –
- den Tritt der genagelten Stiefel, man hört ihn kaum –
- sie stellen sich still zu Vater und Mutter und Kind,
- aber sie spüren, daß sie erwartete Gäste sind:
- Es brennt für sie eine rote Kerze am Tannenbaum,
- es steht für sie ein Stuhl am gedeckten Tisch,
- es glüht für sie im Glase dunkel der Wein.
- Und in die Weihnachtslieder, gläubig und frisch,
- stimmen sie fröhlichen Herzens mit ein.
- Hinter dem Bild mit dem Stahlhelm dort an der Wand
- steckt ein Tannenzweig mit silbernem Stern.
- Es duftet nach Tannen und Apfel und Mandelkern,
- und es ist alles wie sonst – und der Tod ist so fern. –
- Wenn dann die Kerzen am Lichterbaum zu Ende gebrannt,
- legt der tote Soldat die erdverkrustete Hand
- jedem der Kinder leise aufs junge Haupt:
- „Wir starben für euch, weil wir an Deutschland geglaubt.“
- Einmal im Jahr, in der heiligen Nacht,
- beziehen die toten Soldaten wieder die ewige Wacht.