Herrigel, Eugen

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Eugen Herrigel

Geboren 20. März 1884
in Lichtenau (Baden)
Verstorben 18. April 1955
in Partenkirchen
Staatsangehörigkeit Deutsches Reich
Volkszugehörigkeit Deutscher
Beruf Philosoph
Mitgliedschaft: NSDAP

Eugen Victor Herrigel (Lebensrune.png 20. März 1884 in Lichtenau (Baden), Todesrune.png 18. April 1955 in Partenkirchen) war ein deutscher Philosoph, der maßgeblich zur Bekanntheit des Zen in der westlichen Welt beitrug. Sein bekanntestes Werk ist Zen in der Kunst des Bogenschießens (1948).

Leben

Herrigel studierte von 1907 bis 1908 an der Universität Heidelberg evangelische Theologie, von 1908 bis 1913 Philosophie der neukantianischen Richtung und promovierte 1913 bei Wilhelm Windelband mit einer Arbeit über Die Logik der Zahl.

Nach seinem Kriegsdienst im ersten Weltkrieg widmete er sich beauftragt von Heinrich Rickert der Herausgabe der Schriften und des Nachlasses des früh im Krieg gefallenen Emil Lask, zu dem er eine gute Beziehung hatte.

1922 habilitierte Eugen Herrigel mit Urstoff und Urform, einer Arbeit ganz in der Tradition des Neukantianismus. In dieser Zeit lernte er durch japanische Gaststudenten den Zen-Buddhismus kennen und half 1925 bei der Fahnenkorrektur der Anthologie Zen: der lebendige Buddhismus in Japan von Shuej Ohasama [Ohazama Shuei], einem der vielen japanischen Studenten in Heidelberg, und August Faust.

Von 1924 bis 1929 lehrte Herrigel an der Kaiserlichen Tôhoku-Universität im japanischen Sendai Philosophie. Seine ihn begleitende schwangere Frau, Baronin Paula von Beulwitz (1893–1924), verstarb bald nach der Totgeburt einer Tochter. Am 16. September 1925 heiratete er seine zweite Frau, Auguste L. Seefried, die sich in Japan mit Ikebana, dem Blumenweg, beschäftigte[1]. Vom Frühjahr 1926 an nahm er mit seiner Frau Auguste (Gusty) und dem Dolmetscher Sozo Komachiya Unterricht im Bogenschießen bei Meister Awa Kenzo (阿波 研造; 1880–1939), einem Shadō-Lehrer. Awa hatte einen neuen Stil des Kyūjutsu entwickelt, den daishadõkyõ, eine esoterisch-mystische Lehrtradition. Obwohl Awa Zeit seines Lebens nie Zen praktizierte, glaubte Herrigel in dieser „Großen Lehre vom Weg des Schießens“ die spirituelle Wurzel japanischer Kultur entdeckt zu haben, was nach seinem Verständnis der Schriften D. T. Suzukis nahezu gleichbedeutend mit Zen war. Meister Awa verlieh Herrigel den 5.Dan und seiner Frau den 2. Dan in Kyūdō.

Nach seiner Rückkehr im Juli 1929 wurde Herrigel Professor für Philosophie an der Universität Erlangen. Ende desselben Jahres reichte er seine Arbeit Die metaphysische Form. Eine Auseinandersetzung mit Kant bei der Tôhoku-Universität ein und deren juristisch-philosophische Doppelfakultät verlieh ihm am 12. März 1930 den Ehren-Doktortitel (Bungaku hakushi).

Am 1. Mai 1937 trat Herrigel in die NSDAP ein.[2] In verschiedenen Schriften der folgenden Jahren stellte er u.a. die Gemeinsamkeiten in deutschen und japanischen Tugenden dar, darunter die Opferbereitschaft für das Vaterland und die Furchtlosigkeit vor dem Tode. Herrigel pries den unbedingten soldatischen Gehorsam zum Wohle des eigenen Volkes und schrieb 1944 über das Ethos des Samurai:[3]

„Denn wo in aller Welt ist die Unbedingtheit des Opfermutes und des Treuseins, durch welche sich der Samurai von gestern und der Soldat von heute auszeichnet noch anzutreffen – wen nicht gerade im deutschen Volke? Haben dies nicht die letzten fünf Kriegsjahre in geradezu erschütterndem Ausmaße bewiesen? Mögen die Unterschiede im einzelnen noch so groß sein, so verstehen wir unseren tapferen Bundesgenossen im fernen Osten doch in allem Wesentlichen, wie es für uns wie für ihn heiligste Überzeugung ist, daß, nach einem tiefen Wort Hölderlins, für das Vaterland noch keiner zu viel gefallen ist.“

1938 wurde er Prorektor und 1944/45 Rektor der Universität Erlangen.

Nach dem Krieg

Herrigel wurde im Januar 1946 von den Amerikanern aus der Universität entlassen. Hatte er bspw. zuvor noch in Nationalsozialismus und Philosophie geschrieben:[4]

„Der Kampf um die Seele des deutschen Volkes führte zum Ziel: Von einem Willen, von einer Gesinnung wird es beherrscht und bekennt sich zu seinem Führer in einer Geschlossenheit und Treue, die in der wechselvollen Geschichte des deutschen Volkes geradezu einzigartig dasteht. [...] Nur der hat in Zukunft Auftrag zur Philosophie, der mit allen fasern seines Herzens dem deutschen Volke angehört, mit ihm vom gleichen Blute durchpulst, vom gleichem Geiste getragen ist und daher aus tiefstem Grunde seiner Deutschheit heraus gestaltet und schafft.“

gehörte er nun zu denen, die schon immer dagegen waren und schrieb 1945 in seiner Selbstdarstellung für das Entnazifizierungsverfahren:[5]

„Ich habe mich nicht freiwillig zur Partei gemeldet sondern trat ihr erst auf Drängen 1937 bei. – Ich war ein Aktivist, aber nicht für sondern gegen die Hitlerei. – Es versteht sich von selbst, daß ich als Mann, der die Welt bis in den Fernen Osten hinein kennengelernt hat, die Rassenideologie und vor allem den Rassenhass grundsätzlich verwerfen musste.“

1948 wurde Herrigel als ordentlicher Professor rehabilitiert und mit dem Erreichen der Altergrenze gleichzeitig in den Ruhestand versetzt. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er im Garmisch und Murnau und verstarb am 18. März 1955 in Partenkirchen; sein Grab liegt auf dem dortigen Friedhof. Gusty Herrigel überlebte ihren Mann um neunzehn Jahre und starb siebenundachtzigjährig im Februar 1974.

Nach der Niederlage des Deutschen Reiches erschien Zen in der Kunst des Bogenschießens, der dem Zeitgeist angepasst auf dem 1936 veröffentlichten 20-seitigen Artikel „Die Ritterliche Kunst des Bogenschiessens“ aufbaut. Das sehr erfolgreiche Buch wurde 1953 ins Englische sowie 1956 ins Japanische übersetzt und trug wesentlich zum populären Bild des Zen in der westlichen Welt bei.

Veröffentlichungen

  • Zur Logik der Zahl. Dissertation. Bühl 1921
  • Vorwort des Herausgebers GS, Band I, 1923, S. V–XVI (5–16)
  • Emil Lasks Wertsystem. Versuch einer Darstellung aus seinem Nachlaß. In: Ratio, Band 12, 1923/24, S. 100–122
  • Ansätze zur Metaphysik in der gegenwärtigen deutschen Philosophie. Vortrag, 1925 (nicht erhalten).
  • Über Kants Lehre vom Primat der praktischen Vernunft. In: Shisou (Das Denken), Tokyo, 1925.
  • Urstoff und Urform. Ein Beitrag zur philosophischen Strukturlehre. J. C. B. Mohr, Tübingen 1926. [Heidelberger Habilitationsschrift, 1922]
  • Gelten, Wert, Sollen, Norm. In: Shisou (Das Denken), Tokyo, 1928.
  • Die metaphysische Form. Eine Auseinandersetzung mit Kant. Halbband 1: Der Mundus sensibilis. J. C. B. Mohr, Tübingen 1929.
  • Die Aufgabe der Philosophie im neuen Reich. in: Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, 1934, S. 26–32.
  • Nationalsozialismus und Philosophie. 1935. Unveröffentlichtes Typoskript, aufbewahrt in der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg. In: Zanshin. Das Kyudo-Magazin, Sonderausgabe, 2004, S. 50–55.
  • Die Ritterliche Kunst des Bogenschießens. In: Nippon. Zeitschrift für Japanologie. Band 2, Nr. 4, Oktober 1936, S. 193–212. englische Übersetzung von Lutgard Cunningham & Charles Harper.
  • Die Tradition im Japanischen Volks- und Kulturleben. In: Kulturmacht Japan. Richard Foester (Hrsg.), Die Pause, Wien, 1942, S. 14–15.
  • Das Ethos des Samurai. In: Feldpostbriefe der Philosophischen Fakultät, Band 3 (1944), S. 2–14.
  • Zen in der Kunst des Bogenschießens. Weller, Konstanz 1948; 2. vom Verfasser durchgesehene Auflage: Otto Wilhelm Barth, München-Planegg 1951; 43. Auflage ebd. 2003, ISBN 3-502-61115-7;
  • Der Zen-Weg. Aufzeichnungen aus dem Nachlass. Zusammengestellt und herausgegeben von Hermann Tausend. Mit einem Anhang bearbeitet von Gusty Herrigel. Otto Wilhelm Barth, München-Planegg 1958; 11. Auflage ebd. 1990, ISBN 3-502-64281-8
    • als Taschenbuch: Zen in der Kunst des Bogenschiessens. Der Zen-Weg. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2004, ISBN 3-596-16097-9; ebd. 2005, ISBN 3-596-50853-3
Herausgeberschaft
  • Emil Lask: Gesammelte Schriften. 3 Bände. Mohr, Tübingen 1923 (Band I, II), 1924 (Band III).

Siehe auch

Fußnoten

  1. 1958 veröffentlichte sie das Buch Der Blumenweg im Otto Wilhelm Barth Verlag, München.
  2. Er hatte die Mitgliedsnummer 5499332
  3. Herrigel 1944, S. 14. Nach 96-book.png PDF Matthis Obereisenbuchner: Eugen Herrigel und der westliche Blick auf die fernöstliche Kultur, S. 7 f.
  4. Herrigel 1935 S. 8 f. Zit. n. 96-book.png PDF Matthis Obereisenbuchner: Eugen Herrigel und der westliche Blick auf die fernöstliche Kultur, S. 7
  5. Hoff 2005, S.13. Zit. n. 96-book.png PDF Matthis Obereisenbuchner: Eugen Herrigel und der westliche Blick auf die fernöstliche Kultur, S. 8