Heidenreich, Fritz (1872)

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Alter Adler Fritz Heidenreich vor seinem zweiten selbst entworfenen und gebauten Eindecker

Fritz Heidenreich (Lebensrune.png 24. November 1872 in Bromberg, Schlesien; 1937 in Breslau) war ein deutscher Mechaniker, Radrennfahrer, Unternehmer und Luftfahrtpionier. Er war Gründungsmitglied und Angehöriger der Sportkommission des Schlesischen Flugsport-Clubs mit Sitz in Breslau sowie im Jahre 1910 Gewinner des „Lanz-Preises der Lüfte“, der 1908 von dem Maschinenfabrikanten und Luftschiffbauer Karl Lanz zur Förderung der deutschen Luftfahrttechnik ausgelobt wurde.

Werdegang

Heidenreich baute auch Flugmaschinen für andere
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Fritz Heidenreich 1872 1937 (2).png
Fritz Heidenreich GmbH.jpg

Fritz Heidenreich den Mechanikerberuf und war als Amateur-Radrennfahrer erfolgreich. Im Jahre 1892 gründete er zusammen mit seinen Brüdern einen Fahrradhandel in Breslau. Erste Versuche mit Gleitflugapparaten führen ihn 1908 an die Hänge von Nippern im Kreis Neimark/Niederschlesien. Um 1909 konstruierte und baute er seinen ersten Eindecker, der mit einem „Deutschen Anzani Typ“ (Weiland & Gildemeyer Motor 25/30 PS[1]) ausgestattet wurde, welcher eine Holzschraube von 1,8 m Durchmesser antrieb. Das Gesamtgewicht der Maschine betrug nur 150 kg, wovon der Motor 80 kg beanspruchte. Das Flugzeug war ca. 7 Meter lang und verfügte über eine 20-Quadratmeter-Tragfläche. Auf diesem Eindecker erfüllte Fritz Heidenreich am 23. September 1910 in Breslau die Voraussetzungen für das Flugmaschinenführer-Zeugnis, er bekam seinen F.A.I.-Ausweis mit der Nummer 28. Da Heidenreichs Flieger ein rein deutsches Produkt war, bekam er aus dem Fördertopf von Karl Lanz den 5. Lanz-Preis der Lüfte (Zusatzpreis), dotiert mit 1.500,- Mark, zugesprochen. Sein erstes Flugapparat war wohl aufgrund seines schwachen Motors nur zu kürzeren Flügen geeignet.

Sein zweiter Eindeckerentwurf wurde durch einen Vierzylindermoter von Hans Grade mit 40 PS angetrieben. Es war ein luftgekühlter Zweitaktmotor mit Magnetzündung, die 2 m messende Holzschraube war direkt auf die Motorachse befestigt. Das Gesamtgewicht der Maschine betrug 170 kg. Diese zweite Maschine von Heidenreich war von den Grade-Eindeckern inspiriert. Mit diesem Baumuster nahm Heidenreich an verschiedenen inländischen Flugveranstaltungen in den Jahren 1910 und 1911 teil, so z. B. an der Nationalen Berlin-Johannisthaler Flugwoche vom 9.–16. Oktober 1910 (insgesamt 22 Flieger mit 34 Maschinen) sowie an dem Deutschen Rundflug 1910 und 1911. Sein Fahrrad-Großhandel in der Freiburger Straße 21 florierte, auch stellte er unter dem Markennamen „Aero“ mit seiner „Fritz Heidenreich G.m.b.H.“ selbst Fahrräder her.

„Fritz Heidenreich ist zunächst als Amateur Rennradfahrer und Mechaniker erfolgreich. Dann befasst er sich intensiv mit dem Thema Flugmechanik. Seine ersten fliegerischen Versuche unternimmt er mit Gleitfliegern auf den Hängen von Nippern im Kreis Neumark in Niederschlesien. Sein erstes eigenes Gleitflugzeug besteht aus zwei Tragflächen, aber ohne eigentlichen Rumpf. Bereits in den Jahren 1908/09 folgt der Eigenbau eines Eindeckers. Dieser verfügt über einen deutschen Motor und lehnt sich an den Flugapparat von Hans Grade an, allerdings mit einer anderen Konstruktion. Das Flugzeug war etwa 7 m lang und die Tragflächen hatten eine Fläche von etwa 20 qm. Aufgrund des hohen Gewichts des doch recht schwachen 24 PS-Motors kann der Flugpionier keine größeren Erfolge erzielen. Immerhin schafft er es, einmal 50 m hoch und ein anderes mal über 100 m weit zu fliegen. Fritz Heidenreich ist Mitbegründer des schlesischen Flugsport-Klubs in Breslau und nimmt 1910 und 1911 an der nationalen Berlin-Johannistaler Flugwoche und beim Deutschen Rundflug teil. Seine Flugversuche verfolgen zahlreiche Schaulustige, nicht nur in Breslau, sondern auch in Brieg, Schweidnitz, Reichenbach und Neisse. Nachdem Ersten Weltkrieg finden diese fliegerischen Aktivitäten keine Fortsetzung. Die Zeit ist für diese Pioniertaten nicht geeignet.“[2]

Fliegermeldungen

  • „Fritz Heidenreich sollte am 25 September Schaufliegen in Liegnitz veranstalten. Die Begeisterung des Publikums in Liegnitz war sehr groß. Als Heidenreich seine Maschine flugbereit machte, waren wohl 40.000 Menschen anwesend – aber nur als Zaungäste! Sie belagerten zwei öffentliche neben dem Fluggelände gelegene Wege und gedachten so kostenlos ihren Hunger nach aviatischen Genüssen befriedigen zu können. Heidenreich dachte aber mit vollem Recht nicht daran, mehrere hundert Mark seines eigenen Geldes zu opfern, um den Liegnitzern völlig gratis die erste Flugmaschine vorführen zu dürfen. Er setzte sich vielmehr nach vergeblichem Warten auf zahlende Gäste (von denen bis zur festgesetzten Zeit nur 250 gekommen waren) auf sein Automobil und fuhr davon. Die langen, recht humoristisch wirkenden Gesichter der Liegnitzer dürften ihm einigermaßen Entschädigung für die pekuniären Unkosten und den persönlichen Ärger gewesen sein. So müßten es alle deutschen Flieger machen.“ — in: „Flugsport“, Nr. 19, Frankfurt a. M., 5. Oktober 1910
  • „Der Schlesische Flugsportklub hielt am 21. Oktober im Theaterrestaurant eine Mitgliederversammlung ab, in der u. a. auch über die Flugveranstaltungen des Breslauer Aviatikers Heidenreich, die am Sonntag, Montag, Dienstag und Mittwoch, nachmittags von 3 Uhr an auf dem Flugplatze der ‚Ofi‘ in Wilhelmsruh stattfanden, beraten wurde. Eröffnet wurde die Versammlung durch einen Bericht des Vorsitzenden des Klubs Professor Dr. Lummer über den Luftschiffertag in Dresden. Der Flieger Fritz Heidenreich erzählte dann interessante persönliche Erlebnisse von der Berliner Flugwoche und sprach nach den Erfahrungen dieser Woche über den derzeitigen Stand der deutschen Flugtechnik. Er führte dabei aus, daß sich die deutsche Flugtechnik in letzter Zeit außerordentlich entwickelt habe. Die Flieger hätten diesmal eine viel größere Sicherheit gezeigt. Nach seinen Beobachtungen – er selbst fliegt einen Eindecker – scheine es leichter zu sein, im Zweidecker als im Eindecker zu fliegen, weil der Zweidecker besser das Gleichgewicht halte; er sei daher besonders für Höhenflüge und Wind geeignet. Der Eindecker nehme dagegen die Kurven besser wie der Zweidecker. Neue Typen von Flugmaschinen seien auf der Flugwoche nicht zu sehen gewesen. Die einzelnen Konstruktionen hätten ihre besonderen Vorzüge wie auch ihre Fehler. So hat sich bei dem Wrightapparat, mit dem Robert Thelen flog, während des Fluges ein Schaden an der Kettenführung eingestellt wie bei dem Unfall des Aviatikers Haas.[3] Nur durch die Geschicklichkeit Thelens sei ein schlimmer Unfall vermieden worden. Er selbst habe mit viel Widrigkeiten zu kämpfen gehabt. Zunächst sei sein Apparat völlig zertrümmert angekommen und er habe ihn wieder ‚zusammennageln‘ müssen. Völlig unzutreffend habe das ‚Berliner Tageblatt‘ berichtet, daß sein Apparat vom Ausschusse beanstandet worden sei. Bei den Versuchsfahrten habe sein Motor wiederholt versagt, ein Zylinder nach dem andern sei ihm weggeplatzt und schließlich habe er, um überhaupt noch starten zu können, einen rohen Zylinder als letzten Ersatz einbauen müssen. Mit diesem sei er gerade noch vor Beendigung der Flugwoche um den Zusatzpreis des Lanzpreises geflogen. Die Bestimmung dafür sei das Fliegen einer Acht um zwei etwa tausend Meter voneinander stehender Pfosten. Trotz des starken Windes sei er gut um die Kurven gekommen und sei – um den Preis sicher zu haben – noch ein Stück über das Ziel hinausgeflogen, als plötzlich schon beim Ausrollen, unversehens ein großer Flugapparat, der Zweidecker des Fliegers Brunnhuber,[4] der gerade abfliegen wollte, mit ihm seitlich karambulierte. Beide Apparate stürzten um und wurden arg beschädigt; bei seinem Apparat brach, wie er ausführte, der rechte Flügel und das Steuer weg; die Flieger selbst kamen ohne Verletzungen davon. Der Vorsitzende Professor Dr. Lummer sprach nach dem Vortrage die Hoffnung aus, dem Aviatiker bald einen vollkommenen Motor beschaffen zu können. Der Motor ist nach der Flugwoche in der Fabrik mehrmals untersucht und ergänzt worden; zur Sicherheit hatte aber Heidenreich für die Flugvorführungen in Wilhelmsruh noch seinen zweiten Motor in Stand gesetzt. Um für die Aviatik Propaganda zu machen, wurde ein besonderer Ausschuß gewählt. In diesem Winter sollen wieder verschiedene Vorträge gehalten werden, den ersten hält der Vorsitzende des Klubs, Professor Dr. Lummer, über ‚Die physikalischen Grundlagen der Flugtechnik‘.“ — in: „Flugsport“, Nr. 21, Frankfurt a. M., 2. November 1910
  • „Am 7. Dezember gewann unser Flieger Fr. Heidenreich auf dem Gandauer Exerzierplatz den 1 Preis des Klubs, nachdem er den 2. bereits bei Ablegung der Pilotenprüfung errungen hatte. Heidenreich erzielte in den letzten Tagen eine Flugdauer von 21 Minuten. Auch Herr Ing. Fahlbusch hat seine Flugversuche auf seinem vollständig umgebauten und neuerdings mit einem 50 PS. Argusmotor versehenen Apparat eigener Konstruktion wieder aufgenommen.“Offizielle Mitteilungen des Schlesischen Flugsport-Club, in: „Flugsport“, Nr. 24, Frankfurt a. M., 21. Dezember 1910
  • „Fritz Heidenreich, Breslau hat wieder einen neuen Eindecker fertiggestellt. Zum Betriebe dient ein luftgekühlter 4 Cyl.-Motor von 35 PS Mit dieser Maschine führte Heidenreich am 11. Dezember 1910 einen Flug von 30 km aus. Die Fluggeschwindigkeit betrug 90 km.“ — in: „Flugsport“, Nr. 1, Frankfurt a. M., 4. Januar 1911
  • „Fritz Heidenreich führte am 2. Mai 1911, nachmittags 5 Uhr auf seinem Eindecker mehrere Flüge aus. Beim Start tauchte plötzlich, als sich die Maschine kaum 1 m über dem Boden befand, aus einer Bodensenkung ein Mensch auf. Heidenreich mußte scharf abbiegen und stieß gegen einen Erdhaufen. Die Maschine überschlug sich. Der Flieger blieb unverletzt. […] Die diesjährige nationale Flugwoche Berlin-Johannisthal findet in der Zeit vom 4.–11. Juni in Johannisthal statt. Meldeschluß war am 13. Mai abends 6 Uhr. Es können sich nur Flieger deutscher Nationalität beteiligen, die vor dem Meldeschluß im Besitz eines Führerzeugnisses für Flugzeuge sind, das von einer der F. A. I. angehörigen Sportmacht ausgestellt ist, oder die vor dem Meldeschluß die Bedingungen des Führerzeugnisses erfüllt haben und vor Beginn der Wettbewerbe im Besitz des Führerzeugnisses sind. Ferner ist Bedingung, daß die Teilnehmer bei Wettbewerben noch keinen Geldpreis von 5.000 Mark oder mehr gewonnen haben. An Preisen stehen 30.800 Mark zur Verfügung.“ — in: „Flugsport“, Nr. 11, Frankfurt a. M., 1911

Nach der „Himmelsstürmerei“

Ob er im Ersten Weltkrieg vom Deutschen Heer oder von der Landwehr einberufen wurde, ist unbekannt, jedoch aufgrund des Alters unwahrscheinlich. Auch sind Flugaktivitäten Heidenreichs nach 1911/12 nicht protokolliert. Es scheint so, daß er sich ins Geschäftsleben zurückgezogen hat und das riskante und kostspielige Fliegerabenteuer den Jüngeren überlassen hat.

Fußnoten

  1. Weiland & Gildemeyer, Motorenfabrik, Essen a. d. Ruhr, Rellinghauser Straße 70, Automobil- und Aero- Material en gros lieferten als Spezialität Flugmotore vom Typ 25/30 PS
  2. Fritz Heidenreich, Oberschlesisches Landesmuseum
  3. Im Zeitraum vom 27. September bis zum 1. Oktober 1910 veranstaltete der Aeroclub von Deutschland, auch Kaiserlicher Aeroclub genannt, einen Wettbewerb für den ersten Überlandflug von Trier nach Metz, der auch als Wettfernfliegen bezeichnet wurde. Das ausgeschriebene Preisgeld lag bei insgesamt 25.000 Mark, aufgeteilt zu 20.000 M. als 1. Preis, 4.000 M. als 2. Preis und gegebenenfalls 1.000 M. für Vor- oder Nachflüge. Die Preise sollten zur Verteilung gelangen, falls die Flieger ohne Zwischenlandung von Trier nach Metz fliegen würden. Heinrich Friedrich Haas mit der Startnummer 4 seinen Flug am Samstag, den 1. Oktober 1910 gestartet und erreichte kurze Zeit später die ca. 20 Kilometer entfernte Ortschaft Wellen, als ihm in einer Höhe von 150 Metern sein Wright-Flyer zusammenbrach und er abstürzte. Die Maschine stürzte dabei kurz hinter den Wellener Kalkwerken in einen Birnbaum und zwei Stabsärzte, die dem Flugapparat in einem Automobil gefolgt waren und sofort zur Stelle waren, konnten nur den Tod von Haas feststellen. Ein Mechaniker aus Trier, der kurz darauf am Unglücksort eingetroffen war, erklärte, daß ein Bruch in der Kettenführung den Unfall herbeigeführt habe. Sieger des Flugwettbewerbs wurde Emile Jeannin auf einem Aviatik-Doppeldecker. Paul Engelhard und Robert Thelen erhielten vom Preisgericht je 2.000 Mark. Heinrich Haas hatte bereits für die Johannisthaler Flugwoche vom 9. bis 16. Oktober 1910 geplant und sich dort sowohl mit Körting- als auch Argus-Motoren für die Wright-Flugzeuge gemeldet.
  4. Simon Brunnhuber, Alter Adler Nr. 20, flog einen Zweidecker, einen Albatros-Farman mit 50 PS.