Grade, Hans

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Alter Adler Hans Grade; sein älterer Bruder Wilhelm Grade war als Berufsoffizier ebenfalls der Luftfahrt verfallen.

Johannes „Hans“ Gustav Paul Grade (Lebensrune.png 17. Mai 1879 in Köslin, Provinz Pommern, Preußen; Todesrune.png 22. Oktober 1946 in Borkheide) war ein deutscher Maschinenbauer, Unternehmer und Flugpionier. Er gehört mit Gustav Weißkopf, Karl Jatho und den Gebrüdern Wright zu den ersten Motorfliegern der Luftfahrtgeschichte. Er erhielt am 1. Februar 1910 das deutsche Flugmaschinenführer-Zeugnis Nr. 2[1] durch den Deutschen Luftschiffer-Verband. Am selben Tag erhielt August Euler die Nr. 1, da er schon im Dezember 1909, und somit knapp früher als Grade, die Voraussetzungen hierfür erfolgreich bestanden hatte. Grades Eindecker „Libelle“ steht bis heute im Deutschen Museum in München auf einem Ehrenplatz.

Leben

Grade-Dreidecker
Hans Grade (x) mit seinem Eindecker „Libelle“ auf dem Flugplatz Johannisthal
Fest der Flieger 1934 im Zoologischen Garten, Berlin; Pioniere der Luftfahrt wurden geehrt: von links nach rechts: Robert Thelen, Walter Mackenthun, Geheimer Rat Johann Schütte, Bruno Loerzer (Präsident des DLV), Staatsekretär Erhard Milch, Prof. von Parseval und Hans Grade
Hans Grade vor seinem Heim; Bildunterschrift: „60. Geburtstag von Hans Grade. Am 17. Mai begeht der bekannte Flugpionier, Hans Grade, in Borkheide (Mark) seinen 60. Geburtstag. Grade ist einer der bekanntesten deutschen Sportflieger der Vorkriegszeit und beteiligt sich noch heute mit seiner alten Maschine an Flugveranstaltungen.“

Hans Grade, Sohn des Seminarlehrer in Köslin Wilhelm Grade und dessen Frau Anna, geb. Walter, baute um 1895 sein erstes Flugmodell. Als Heranwachsender hatte er die Schriften des Flugpioniers Otto Lilienthal über den Flug der Vögel verschlungen. Im Oktober 1899, nach dem Abitur, trat Grade eine Praktikantenstelle in einer Maschinenbaufabrik in Grevenbroich an. Hier begannen seine ersten Versuche einen Zwei-Takt-Verbrennungsmotor zu konstruieren und zu bauen. Er studierte von 1900 bis 1904 als Mitglied der Berliner Burschenschaft Gothia Maschinenbau und Elektrotechnik an der Technischen Hochschule in (Berlin-)Charlottenburg. Während dieser Zeit konstruierte er sein erstes Motorrad.

„Nach dem Studium kehrt Grade für kurze Zeit in seine Heimatstadt Köslin zurück, wo ihm sein Förderer, mit 25 Jahren, die Leitung einer kleinen Motorenwerkstatt überträgt. Aber bald stößt die Werkstatt an ihre Kapazitätsgrenzen. Schon im September 1905 werden die Grade-Motorenwerke GmbH in Magdeburg gegründet. Grade bringt seine zahlreichen Patente in die Gesellschaft mit ein. Es werden hauptsächlich stationäre 2-Takt-Motoren nach Grades Patenten gebaut, aber auch seine kleinen Motorradmotoren werden weiterentwickelt. Sie sind bei Motorradrennen, an denen Hans Grade auch selbst teilnimmt, den üblichen Vier-Takt-Motoren weit überlegen. Im Zusammenhang mit den Motorradrennen lernt er auch seine spätere Frau Käthe Grothum, die Tochter des Rennbahnbesitzers, kennen. Nach den Erfolgen mit kleinen Motorradmotoren wagt er sich an den Bau eines leichten Mehrzylinder-Zwei-Takt-Motors, die Voraussetzung für die Verwirklichung seiner Flugzeugpläne. Am 2. November 1908 gelingt ihm mit seinem Dreidecker ein erster „Sprung“ von ca. 50m auf dem Cracauer Anger in Magdeburg. Der Tag endet aber mit einer Bruchlandung da eine Frau in die Flugbahn lief, die ersten Flüge fanden nur 1-2 Meter über der Erde statt. Nach Reparatur und einigen Veränderungen am Flugapparat, schafft Grade am 21.12.1908 Flüge von 100-400 Metern und bleibt bis zu 40 Sekunden in der Luft. Doch er ist mit den Leistungen des Dreideckers nicht zufrieden. In nur zweieinhalb Monaten baut er seinen leichten Eindecker mit einem 4-Zylinder-2-Takt-Motor. Der Cracauer Anger ist aber jetzt für größere Flüge zu klein. Ein geeignetes Gelände wird in der Nähe von Berlin, in Bork, heute Borkheide, gefunden. Im August 1909 siedelt Hans Grade mit seiner Werkstatt nach Bork über, um sich auf den ‚Lanz-Preis der Lüfte‘ vorzubereiten.“[2]

1905 gründete er die „Grade-Motoren-Werke GmbH“ zu Magdeburg. Der gelernte Maschinenbauingenieur entwickelte sich zu einem Luftfahrtpionier. 1907 wurde er dann Einjährig-Freiwilliger beim Magdeburger-Pionierbataillon Nr. 4. Mit einer Eigenkonstruktion eines Flugapparats und den dazugehörigen Motor gelang ihm der erfolgreiche Motorflug am 28. Oktober 1908 in Magdeburg. Es knatterte, es ruckelte, aber der Luftsprung mit Motorunterstützung (8 Meter hoch, 60 Meter weit) gelang, aber als der Dreidecker wieder den Boden des Exerzierplatzes auf den Elbwiesen berührte, zerbrach er beim Ausweichen einer Frau, die in die Flugbahn gelaufen war. Grade blieb weitgehend unversehrt, er erinnerte sich später:

„Da saß ich nun wie Scipio auf den Trümmern von Karthago. Vor mir der erste Bruch – hinter mir der erste Flug. Stolz wie ein Spanier!“

Ein Jahr später, am 30. Oktober 1909, gewann er nach einem schnellen Flug von 2 Minuten 43 Sekunden auf dem Flugplatz Johannisthal den mit 40.000 Reichsmark dotierten Lanz-Preis der Lüfte, dessen Ausschreibungsbedingungen festlegten, daß ein deutscher Flugzeugführer mit einer Flugmaschine deutscher Konstruktion und deutschen Materials um zwei Wendepfähle, 1.000 Meter voneinander entfernt, eine Acht zu fliegen hätte. Bei großen Flugschauen im In- und Ausland (bis Ägypten) trat er mit seiner „Libelle“ auf. Dieser Flugapparat verdiente seinen Namen: Bei einer Spannweite von 10,5 Metern war er mit 130 Kilogramm sehr leicht, machte einen fast zerbrechlichen Eindruck und war gerade deshalb aber mindestens so elegant wie das fliegende Insekt. Flügel und Heckleitwerk bildeten mit Tuch bespannte Holzgerippe, die mit Stangen verbunden waren. Wie ein Spinnennetz waren über und unter den Tragflächen Seile gespannt. Der 40 Kilogramm leichte V-Motor war in den Flügel integriert. Direkt darunter schaukelte der tollkühne Flieger in einem Freiluftsitz und steuerte das Fluggefährt mit einem einzelnen Hebel. Auch deshalb bekam der Apparat bei den Flugschauen vom Publikum den Spitznamen „lebensgefährliche Mausefalle“. Im September 1910 glückte ihm mit 4 Stunden und 30 Minuten der erste Dauerflug mit einem Eindecker, am 30. Oktober desselben Jahres gelang ihm ein etwa 60 Kilometer langer Überlandflug, und im April 1911 stellte er mit 1.450 Metern einen Höhenrekord für Dreidecker auf. Bis 1913 sammelte der wagemutige Flieger ein, was für fliegerische Höchstleistung ausgelobt wurde – etwa dreißig Preise insgesamt.

1910 errichtete er in Bork eine Flugzeugfabrik und gründete die erste Flugschule in Deutschland. Es wurden 80 Flugzeuge gebaut und um 130 Schüler ausgebildet. Als 1912 zum ersten Mal Briefe und Postkarten auf dem schnellen Luftweg zu ihren Empfängern kamen, geschah dies auf Initiative Hans Grades und mit einem Flugzeug aus seiner Produktion. Seinen ersten Versuch mit dem ersten Wasserflugzeug unternahm er am 21. August 1912 in Blankensee bei Trebbin. Hans Grade baute 1913 das erste für den Rückenflug geeignete Flugzeug. Von 1914 an beschäftigte er sich vor allem mit Reparaturen von Kampfflugzeugen der Fliegertruppe und entwickelte einen Traktor. Leider überlebte seine mit diesem Preisgeld gegründete kleine Flugzeugfabrikation nicht den Versailler Schandvertrag, nach anderen Quellen verkaufte Hans Grade seine Fabrik schon 1917 an einen Konkurrenten, angeblich infolge von Querelen um die Immobilie. Bereits 1915 hatte er den ersten deutschen Kleinwagen entwickelt, gründete 1921 die „Grade Automobilwerke AG“, und begann 1922 mit dessen Produktion. Grades Kleinwagen 4/16 PS profitierte unübersehbar von den Kenntnissen seines Konstrukteurs aus dem Flugzeugbau und war im Jahr 1924 der meistverkaufte Kleinwagen in Deutschland. Es wurden bis 1927 bis zu 2000 Autos produziert. In Grades Automobilwerk wurden bis zu 800 Arbeiter beschäftigt. Zu seinen bekanntesten Erprobungsfahrern gehörte Reinhold Böhm. Dennoch machte Grade mit der Autofabrik 1927 während der Vorboten der Weltwirtschaftskrise Konkurs.

Seine originelle getriebelose Autokonstruktion erlag der Konkurrenz und zu Beginn der 1930er Jahre arbeitete er an kleinen Aufträgen großer Flugzeugfirmen. NSDAP-Mitglied Grade hielt sich mit Forschungsaufträgen aus der Industrie über Wasser. In dem Film „Ziel in den Wolken“ von 1938, der den Wettkampf um den Lanz-Preis fast dreißig Jahre zuvor noch einmal filmisch aufleben ließ, spielte er sich selbst. 1938 wurde er in Magdeburg, wo er seine Fliegerlaufbahn begann, mit dem „Hans Grade Erinnerungsflug“ geehrt. Im Sommer 1939 flog Grade ein letztes Mal auf einem Flugtag in Tempelhof. Während des Zweiten Weltkriegs tüftelte er an Dieselmotoren und rüstete Lastkraftwagen für die Organisation Todt um.

Verein deutscher Flugtechniker

In Berlin wurde am 10. Februar 1909 der „Verein deutscher Flugtechniker“ gegründet. Initiatoren der Vereinigung waren Fritz Huth (1872–1948), der Luftschiff-Konstrukteur August von Parseval (1861–1942), der Flugpionier und spätere Staatssekretär im Reichsluftamt August Euler (1868–1957) und der Ingenieur und Herausgeber der seit 1908 erscheinenden Zeitschrift „Flugsport“ Carl Oskar Ursinus (1878–1952), die eine Anzahl ernstzunehmender Flugtechniker um sich sammeln. Satzungsgemäßes Ziel des Vereins ist „die Konstruktion von Flugapparaten und die Ausübung des Flugsports zu fördern“. Zum Vereinsvorsitzenden wird Fritz Huth, der Eigentümer der „Flugmaschinen- und Motorengesellschaft mbH“ in Berlin-Johannisthal ernannt.

Im März 1910 wurde der Verein in Frankfurt am Main als „Verein Deutscher Flugzeug-Industrieller“ neu gegründet und damit der erste deutsche Luftfahrtindustrie-Verband ins Leben gerufen. Zu den dem Verband beitretenden Gründungsunternehmen zählten die Albatroswerke GmbH, die Automobil- und Aviatik GmbH, die Dorner Flugzeug-Gesellschaft mbH, die August Euler Flugzeugwerke, die Hans-Grade Flieger-Werke, die Harlan Flugzeugwerke GmbH, die Edmund Rumpler Luftfahrzeugbau und die Flugmaschine Wright GmbH. 1919 erfolgte die Umbenennung in „Verband Deutscher Luftfahrtzeug-Industrieller“ und in den 1920er Jahren in „Reichsverband der Deutschen Luftfahrtindustrie“.

Kurzbiographie

Grabstätte des Ehepaars Grade in Borkheide
Gedenkmünze „60 Jahre Flugpost“, 1972
Flugpionier Hans Grade, Erinnerungen von Manfred Günther, Berlin 1990
Sondermarke der Deutschen Post „100 Jahre Motorflug“
Hans Grade wurde am 17.5.1879 in Köslin/Pommern als jüngstes von vier Geschwistern geboren. Köslin, etwa 10km von der Ostseeküste entfernt, war damals Garnisons- und Beamtenstadt, Zentrum des Verwaltungsbezirks Köslin. Grades Vater lehrte am dortigen königlichen Lehrerbildungsseminar und führte damit die Tradition seiner Vorfahren fort. In der Familie gab es keinerlei technische Ambitionen und das weitere Umfeld war auch überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Unabhängig davon entwickelte sich aber bei Hans Grade schon früh das Interesse für Technik. Mit etwa 15 Jahren baute er sein erstes Flugmodell, das er vom Dach des väterlichen Hauses starten ließ. Es landete auch gleich in einer Fensterscheibe. Sein Vater war von diesen technischen Spielereien nicht begeistert. Er hoffte, daß Hans dem Vorbild seines Bruders folgen würde, der nach dem Abitur eine militärische Laufbahn einschlug. Eine Beamtenkarriere oder Lehrtätigkeit schwebte ihm vor. Aber die Neigungen des Sohnes gingen in eine andere Richtung. Während seiner Zeit auf dem Gymnasium beschäftigte er sich mit verschiedenen techn. Basteleien. Allerdings nur außerhalb der Schulzeit, denn vom Gymnasium kamen keine techn. Anregungen. Mit großem Interesse verfolgte er in den Zeitungen die Flugversuche von Otto Lilienthal. Im Zahnarzt der Familie lernt Hans durch Zufall einen begeisterten Flugmodellbauer kennen. Er hat jetzt öfter Zahnweh und die beiden verbringen viel Zeit in der Modellbauwerkstatt des Arztes. Bei ihm lernte er auch das Buch von Otto Lilienthal „Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst“ kennen und machte sich mit den Grundprinzipien des Fliegens vertraut. Einen ersten Denkanstoß in Richtung Motorenbau bekam Grade in jungen Jahren 1898 auf der Kösliner Gewerbeausstellung. Vater Grade hatte sich inzwischen mit dem Berufswunsch seines Sohnes, Ingenieur zu werden, abgefunden und ihm eine Praktikantenstelle, nach bestandenem Abitur, in einer Maschinenbaufabrik in Grevenbroich, in Aussicht gestellt. Im Oktober 1899 tritt er die Stelle an. Hier werden unter anderem Dampfmaschinen bis zu 6000 PS gebaut. Grade durchläuft alle Praktika die man für ein Maschinenbaustudium benötigt z. B. Holzmodellbau, Gießerei, Schmiede, Dreherei, Schlosserei, Montage. Hier beginnen auch seine ersten Versuche einen 2-Takt-Verbrennungsmotor zu konstruieren und zu bauen. Im Herbst 1900 beginnt er sein Studium an der Technischen Hochschule in Charlottenburg, heute Technische Universität Berlin-Charlottenburg. Hier hatte auch schon Otto Lilienthal studiert, als die Hochschule noch Königliche Gewerbeakademie war. Während des Studiums arbeitet er in der Freizeit an seinem 2-Takt-Motorenprojekt weiter und meldet seine ersten Patente an. Als der Motor läuft, baut er ihn in einen Fahrradrahmen ein und knattert durch Berlin, was auch sofort Ärger mit der Polizei gibt. Noch während des Studiums wird ein Industrieller auf sein Motorzweirad aufmerksam und ermöglicht ihm die Teilnahme an der Automobil-Ausstellung 1903 in Berlin. Nach dem Studium kehrt Grade für kurze Zeit in seine Heimatstadt Köslin zurück, wo ihm sein Förderer, mit 25 Jahren, die Leitung einer kleinen Motorenwerkstatt überträgt. Aber bald stößt die Werkstatt an ihre Kapazitätsgrenzen. Schon im September 1905 werden die Grade-Motorenwerke GmbH in Magdeburg gegründet. Grade bringt seine zahlreichen Patente in die Gesellschaft mit ein, das Finanzielle regelt sein Gönner, der Unternehmer Oswald Hentschel. Es werden hauptsächlich stationäre 2-Takt-Motoren nach Grades Patenten gebaut, aber auch seine kleinen Motorradmotoren werden weiterentwickelt. Sie sind bei Motorradrennen, an denen Hans Grade auch selbst teilnimmt, den üblichen 4-Takt-Motoren weit überlegen. Im Zusammenhang mit den Motorradrennen lernt er auch seine spätere Frau Käthe Grothum, die Tochter des Rennbahnbesitzers, kennen. Nach den Erfolgen mit kleinen Motorradmotoren wagt er sich an den Bau eines leichten Mehrzylinder-2-Takt-Motors, die Voraussetzung für die Verwirklichung seiner Flugzeugpläne. Aber jetzt muß er erst einmal seinen Militärdienst ableisten. Als Ingenieur kann er dies als Einjährig-Freiwilliger beim Magdeburger-Pionierbataillon Nr. 4. Sein Kompaniechef, interessiert an Grades Flugzeugplänen, unterstützte ihn nach Kräften. Er stellte ihm einen Werkstattschuppen auf dem Truppenübungsgelände zur Verfügung und auch Soldaten als Helfer. Am 2. November 1908 gelingt ihm mit seinem Dreidecker ein erster „Sprung“ von ca. 50 m auf dem Cracauer Anger in Magdeburg. Der Tag endet aber mit einer Bruchlandung, da eine Frau in die Flugbahn lief, die ersten Flüge fanden nur 1–2 m über der Erde statt. Nach Reparatur und einigen Veränderungen am Flugapparat, schafft Grade am 21.12.1908 Flüge von 100–400m und bleibt bis zu 40 sec in der Luft. Doch er ist mit den Leistungen des Dreideckers nicht zufrieden. In nur zweieinhalb Monaten baut er seinen leichten Eindecker mit einem 4-Zylinder-2-Takt-Motor. Der Cracauer Anger ist aber jetzt für größere Flüge zu klein. Ein geeignetes Gelände wird in der Nähe von Berlin, in Bork, heute Borkheide, gefunden. Im August 1909 siedelt Hans Grade mit seiner Werkstatt nach Bork über, um sich au den „Lanz-Preis der Lüfte“ vorzubereiten. Der Unternehmer Dr. Karl Lanz hatte im April 1908 einen Preis von 40.000 Goldmark ausgesetzt. Bedingung war: Ein Fluggerät, schwerer als Luft, muß zwei 1000 m voneinander entfernte Marken, in einer liegenden Acht umfliegen und zum Startplatz zurückkehren. Das Fluggerät muß von einem Deutschen konstruiert und auch geflogen werden. Alle Teile müssen in Deutschland gefertigt sein. Am 30.Oktober 1909 erfüllt Grade die Bedingungen des „Lanz-Preis“ auf dem Flugfeld Berlin–Johannisthal-Adlershof und kann aus den Händen des Stifters Dr. Karl Lanz den Scheck über 40.000 Mark entgegennehmen. Damit war das Zeitalter des deutschen Motorfluges eingeleitet. Mit dem Geld baute Hans Grade in Borkheide eine kleine Flugzeugfabrik und eine Flugschule auf. Im Februar 1910 vergab der Deutsche Luftschifferverband die ersten Pilotenzeugnisse. August Euler erhielt, nach Ablegung einer Prüfung, den Schein mit der Nummer 1. Noch am gleichen Tag wurde Hans Grade der Schein mit der Nummer 2 ausgehändigt, ohne Prüfung, der Flug für den „Lanz Preis“ genügte als Nachweis seiner Fähigkeiten. In den folgenden Jahren nimmt Hans Grade mit seinem Eindecker an unzähligen Flugveranstaltungen im In- und Ausland teil, die ihn sogar bis Ägypten führten. In Borkheide ist reger Flugbetrieb. Auf dem Eindecker findet die Ausbildung der Flugschüler statt. An den Wochenenden werden zahlende Fluggäste auf einer etwas veränderten Maschine mitgenommen. Am 18. Februar 1912 veranstaltete man den ersten „Luftpostflug von Bork nach Brück“, was sehr werbewirksam war. Aber der Flugzeugbau war nicht von langer Dauer. 1912 hatte die Mitarbeiterzahl mit 47 ihren Höhepunkt erreicht. Bis Ende 1913 waren insgesamt etwa 70 Flugzeuge gebaut und ins In- und Ausland verkauft. Da Grade aber an seiner bewährten Konstruktion, bis auf kleine Veränderungen, eisern festhielt, kamen keine Militäraufträge zustande die Geld gebracht hätten. So sank die Mitarbeiterzahl bis Kriegsbeginn 1914 auf 15. Während des Krieges wurden Kampfflugzeuge anderer Fabrikate repariert und nach dem Krieg war es auf Grund des Versailler Vertrages mit der Motorfliegerei erst einmal für Jahre vorbei. Auf den Erfahrungen im Leichtbau und im Motorenbau aufbauend, entwickelte er nach dem Krieg einen Kleinwagen mit luftgekühltem 2-Takt-Motor. Auf Grund der vielen Innovationen verkaufte er sich in den ersten Jahren auch gut. Viele der patentierten Ideen wurden auch von anderen Firmen übernommen und brachten etwas Geld. Auf Dauer konnte aber der kleine Betrieb mit den großen Automobilfirmen nicht mithalten und musste Konkurs anmelden. Es kamen schwere Zeiten in denen sich Grade mit Entwicklungs- und Konstruktionsarbeiten für andere Firmen über Wasser hielt. Anfang der 30iger Jahre, die Flugbegeisterung wird staatlich gefördert, ist Grade wieder ein gefragter Mann. Er nimmt auf seiner alten „Libelle“ die Schauflugtätigkeit wieder auf. 1937 wird in Borkheide ein Film über den „Lanz-Preis der Lüfte“ gedreht, in dem Hans Grade sich selbst spielt. 1938 wurde er in Magdeburg, wo er seine Fliegerlaufbahn begann zum 30igsten Jahrestag mit dem „Hans Grade Erinnerungsflug“ geehrt. Im Sommer 1939 fliegt Grade ein letztes Mal auf einem Flugtag in Tempelhof. Dann bricht der 2. Weltkrieg aus. Nach 1945 wird Grade enteignet. Not und Elend wie überall. Hans Grade stirbt am 22. Oktober 1946. Er liegt in Borkheide begraben. Seine Verdienste um die Fliegerei in Deutschland sind unbestritten, man kann ihn den Vorkämpfer des Ultraleichtflugzeugbaus nennen. 1980 ließ die Gemeinde Borkheide, zur Erinnerung an Hans Grade, auf dem Bahnhofsvorplatz ein Denkmal aufstellen, das die Bildhauerin Petra Paschke entworfen hat. Auf dem ehemaligen Fluggelände ist in einer ausgedienten IL 18, einer 4-motorige Turbopropmaschine, ein kleines Museum eingerichtet. Die IL 18 ist das größte je in Borkheide gelandete Flugzeug.[3]

Neue Deutsche Biographie

G. besuchte seit 1899 die TH Charlottenburg. 1905 gründete er mit Beihilfe des Industriellen Polte in Magdeburg die „Grade-Motorenwerke GmbH“, die speziell Zweitaktmotore für Fahrräder und Boote herstellten. Während seiner einjährigen Dienstzeit bei den Pionieren in Magdeburg begann er – angeregt durch das Studium der Werke Lilienthals sowie der Flüge Santos Dumonts, Blériots und Voisins in Frankreich – den Bau eines Dreidecker-Flugzeuges mit „Grade-36-PS-Zweitaktmotor“, mit dem er am 28.10.1908 auf dem Exerzierplatz die ersten Flüge erzielte. Nach dem noch unbefriedigenden Dreidecker baute er im Frühjahr 1909 einen Eindecker von 120 kg Gewicht mit 24-PS-Grade-Motor, siedelte damit zum Flugplatz Bork (bei Beelitz/Mark) über und errang mit diesem Sportflugzeug am 30.10.1909 den 40 000-Mark-Preis des Mannheimer Industriellen Karl Lanz (gestiftet 1907 für das Umfliegen zweier Wendemarken in Form einer 8 mit einem in Deutschland hergestellten Flugzeug mit in Deutschland hergestelltem Motor). Mit diesem Gelde errichtete er in Bork eine Motoren- und Flugzeugfabrik, in der bereits 1910 wöchentlich 2-3 Flugzeuge und Motoren fertig wurden. Seit Herbst 1909 warb G. durch Schauflüge in allen größeren Städten für die Luftfahrt und gewann viele Flugschüler für seine 1910 errichtete Flugschule, die bis 1916 über 350 Flugschüler ausbildete; die Belegschaft des Werkes betrug 50-100 Mann. G. blieb seinem Leitbild eines leichten, preiswerten und einfach zu reparierenden Sportflugzeuges wie auch seinem Zweitaktmotor treu. Militärflugzeuge hat er nie gebaut, im Kriege 1914/18 führte er nur Reparaturen aus. Ende 1916 übernahmen die Aviatikflugzeug-Werke den Betrieb. G. war der erste, der ein selbstgebautes Flugzeug geflogen hat, das vollständig in Deutschland, einschließlich des Motors, hergestellt war. Durch viele Werbeflüge mit seinem leichten Eindecker hat G. wesentlich dazu beigetragen, die öffentliche Meinung in Deutschland, die damals für das Zeppelin-Luftschiff begeistert war, auch den Flugzeugen zuzuwenden. Seine Flugschule war bis 1914 die bedeutendste, nie kam ein Todessturz vor. Seine Tragik lag darin, daß er, ähnlich wie andere Pioniere (Wright, Blériot, Farman), von seiner ursprünglichen Idee nicht abkam. Nach 1919 nahm G. den Automobilbau auf und beschäftigte bis 850 Mann, doch wurde das Werk ein Opfer der schweren Jahre um 1928. Wieder wies das Grade-Kleinauto eigene originelle Ideen wie ein stufenloses Reibradgetriebe und einen Grade-Zweitakt-Motor auf. Nach 1928 widmete sich G. verschiedenen Ingenieur-Aufgaben in seinem Werk in Bork.[4]

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • 1909 Lanz-Preis
  • 1912 Preußischer Kronenorden, IV. Klasse
  • Hans-Grade-Grundschule in Borkheide
  • Hans-Grade-Schule in Berlin-Johannisthal
  • Hans-Grade-Museum in Borkheide
  • 1980 Denkmal in Borkheide
  • Gradestraße im Berlin-Britz
  • Hans-Grade-Allee in Schönefeld bei Berlin
  • Hans-Grade-Ring in Potsdam
  • Hans-Grade-Straße in Neuruppin
  • Hans-Grade-Straße in Werder (Havel)
  • Straße und Schule in Magdeburg
  • Bronzerelief von Heinrich Apel an der Tür des historischen Magdeburger Rathauses mit Grades Flug von 1908
  • Hans-Grade-Weg im Norden Nürnbergs
  • Boeing 707 (10+02) der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung
  • Airbus A310 MRTT (10+26) der Luftwaffe der Bundeswehr
  • Der Güstrower Flugsportverein führt seinen Namen im Vereinstitel: „Aero Club von Güstrow Hans Grade e. V.“
  • Flugschule „Hans Grade“ am Flugplatz Schönhagen
  • Anläßlich des 100. Jahrestag des ersten Motorflugs von Hans Grade fanden vom 28. September bis zum 2. November 2008 im Jahrtausendturm und im Technikmuseum Magdeburg die Hans-Grade-Festwochen statt, eine Veranstaltungsreihe mit Ausstellungen, Vorträgen und Theateraufführungen, mit denen die Stadt Magdeburg den Flugpionier ehrte.
  • 2008 Sondermarke der Deutschen Post „100 Jahre Motorflug – Hans Grade“ von Henning Wagenbreth

Schriften (Auswahl)

  • zahlreiche Aufsätze in „Flugsport“ von 1909 bis 1914
  • zahlreiche Artikel in „Deutsche Zeitschrift für Luftschiffahrt“ von 1909 bis 1912

Literatur

Fußnoten

  1. Hans Grade nahm es sportlich: Die Zwei sei schließlich eine „Grade-Zahl“, soll er den Vorgang kommentiert haben.
  2. Hans Grade, Landeshauptstadt Magdeburg
  3. Lebenslauf Hans Grade, Flug-Modell-Club Hans Grade Potsdam e. V.
  4. Grade, Hans Gustav Bernhard, in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 702