Dietze, Gottfried

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Gottfried Dietze (* 31. Juli 1922 in Kemberg (Schlesien); † Juli 2006 in Washington (D.C.)) war ein deutscher Rechtswissenschaftler, politischer Denker und Hochschullehrer, der in den Vereinigten Staaten von Amerika Vergleichende Politikwissenschaft lehrte.

Herkunft und Bildungsweg

Dietze wuchs als Sohn des Bürgermeisters von Goldberg (Schlesien) auf. Nach Teilnahme am Zweiten Weltkrieg studierte er Auslandswissenschaft, Rechtswissenschaft, Philosophie und Politik in Berlin, Göttingen und Hamburg. 1949 wurde er in Heidelberg zum Dr. iur. promoviert mit einer Dissertation „Über Formulierung der Menschenrechte“. Nach seiner Auswanderung in die VSA erwarb er an der Princeton Universität den Grad Ph.D. mit einer Dissertation über den Begriff des „free government“ in Amerika.

Wirken

Von 1954 bis zu seinem Tod lehrte er Comparative government (Vergleichende Politikwissenschaft) an der Johns Hopkins Universität in Baltimore und ihrer Außenstelle in Washington. Auch hatte er mehrere Gastprofessuren an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg inne.

Dietze, der als „aristokratische Erscheinung“ beschrieben wurde und als „Preuße durch und durch“[1], sah sich als „anarchischen Konservativen“ bzw. „liberalen Konservativen“ und stand dem amerikanischen Libertarismus nahe. Seine Forschungsarbeit wurde mehrfach durch konservative Institutionen wie der Earhart Foundation gefördert.

Dietzes besonderes Interesse galt stets der Entwicklung in seinem Heimatland. Er bekannte sich stets zu seinem Deutschtum. Durch viele Besuche und Kontakte blieb er in Verbindung zu Deutschland, dessen „Hitlerkomplex“ – so auch der Titel eines 1990 erschienenen Buches – er als Quelle einer selbstschädigenden Außen- und Innenpolitik der BRD ansah. Er schrieb zu diesem Thema mehrere Bücher und Artikel.

Schriften

Zur Rechts- und Staatstheorie

  • Über Formulierung der Menschenrechte, Duncker & Humblot, Berlin 1956 (jur. Diss. Heidelberg 1949)
  • The Federalist. A Classic on Federalism and Free Government, 1960 (PhD thesis Princeton), 8th ed. 1998)
  • In Defense of Property, 1963 (6th ed. 2004); deutsch: Zur Verteidigung des Eigentums, J. C. B. Mohr, Tübingen 1978, ISBN 3-16-340662-9
  • America's Political Dilemma. From Limited to Unlimited Democracy, 1968 (5th ed. 2003)
  • Bedeutungswandel der Menschenrechte, C. F. Müller, Karlsruhe 1972, ISBN 3-7880-0040-6
  • Kant und der Rechtsstaat, J. C. B. Mohr, Tübingen 1982, ISBN 3-16-344488-1
  • Reiner Liberalismus, J. C. B. Mohr, Tübingen 1985, ISBN 3-16-344943-3
  • Liberaler Kommentar zur amerikanischen Verfassung, J. C. B. Mohr, Tübingen 1988, ISBN 3-16-345402-X
  • Liberale Demokratie, Duncker & Humblot, Berlin 1992, ISBN 3-428-07579-X
  • Problematik der Menschenrechte, Duncker & Humblot, Berlin 1995, ISBN 3-428-08421-7
  • Begriff des Rechts, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-09094-2

Zur Politik

  • Deutschland, wo bist du? Suchende Gedanken aus Washington, Olzog, München 1980, ISBN 3-7892-7154-3
  • Der Hitler-Komplex, Karolinger, Wien 1990, ISBN 3-85418-046-2
  • Bürde Würde. In: Politische Lageanalyse. Festschrift für Hans-Joachim Arndt zum 70. Geburtstag, hg. v. Volker Beismann und Markus Josef Klein, San Casciano, Bruchsal 1993, ISBN 3-928906-00-3, S. 39-52
  • Briefe aus Amerika. Befreiende Essays zur deutschen Lage, San Casciano, Aschau i. Ch. 1995, ISBN 3-928906-17-8
  • Deutschland: besser und schöner, Asgard, St. Augustin 2001, ISBN 3-427-64231-3
  • Schuld und Schulden, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-12161-8

Literatur

  • Werner Mäder: In memoriam Gottfried Dietze. In: Etappe (Zeitschrift), Heft 20, Sommer 2010, S. 113-125

Fußnoten

  1. Nachruf von Sergio Noto, veröffentlicht auf der Netzpräsenz des Mises Instituts [1]