Greifswalder Blutsonntag

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Beim Greifswalder Blutsonntag am 17. Juli 1932 wurden die späteren Blutzeugen der Bewegung Ullrich Massow, Bruno Reinhard und Herbert Schumacher von Kommunisten ermordet.

Am 17. Juli 1932 war in Greifswald ein Standartenaufmarsch geplant. Die Bevölkerung begrüßte die Männer bei ihrem Umzug freudig und steckte ihnen Blumen an Koppel und Braunhemd.

Die kommunistische „Rote Fahne“ hetzte jedoch schon Tage zuvor gegen die Nationalsozialisten.

Etwa 800 Angehörige von SA, SS und NS-Studentenbund marschierten dabei mit. Den politischen Kampf eisern ohne Unterlaß weiterzukämpfen, mahnte der Rechtanwalt und Gauleiter von Pommern, Wilhelm Karpenstein, den NS-Studentenbund. Anschließend erhielt die Gliederung feierlich die neue Fahne. Der Student Bruno Reinhard marschierte mit zwei Kommilitonen über den Platz und nahm das Feldzeichen entgegen. Die Einheitsführer ließen ihre Männer nun in die Mittagsruhe verlegen oder wegtreten.

Die Greifswalder Zeitung vom 17. Juli 1933 zum „Greifswalder Blutsonntag“

Gegen 14.15 Uhr nahmen die Nationalsozialisten vor der Stadthalle wieder Marschordung auf. Die Führer von Sturmabteilung, Schutzstaffel und Studentenbund waren zu diesem Zeitpunkt noch in einer Besprechung im „Lindenhof“ außerhalb der Stadt versammelt. Der SA-Oberführer und Mitglied des Reichstages Heinz Späing aus dem Gau Halle-Merseburg wurde erwartet und schien sich zu verspäten. Ein Motorradmelder stürzte mitten in die Führerbesprechung: „In der Stadt wird geschossen!“ Mit Beinschüssen lagen die SA-Männer Zenker und von der Geest aus Demmin auf dem Pflaster und wurden von SA-Sanitätern notdürftig versorgt. Die Braunhemden befanden sich nur wenige hundert Meter von der kommunistischen Hochburg, dem Stadthof, entfernt. Trotz des Beschusses drangen SA und SS weiter vor. Während die Schutzstaffel vor dem Gebäudekomplex Ecke Bleich- und Brinkstraße eintraf, wurde die Polizei von den Braunhemden aufgefordert, die Schützen festzustellen. Die Beamten lehnten ab. Auch vom Stadthof aus fielen nun Schüsse auf die Nationalsozialisten. Dennoch versuchten SA- und SS-Männer kämpfend den Innenhof zu stürmen, um die Täter selbst zu fassen. Polizisten manövrierten scheinbar unentschlossen hin und her, während die Kommunisten beinahe freie Hand hatten. Die Auseinandersetzung eskalierte weiter. Kurz darauf mußten sich die Braunhemden wieder in die Bleichstraße zurückziehen, wo sie erneut angegriffen wurden. Einige Nachzügler konnten sich im Stadthof nicht vom Gegner lösen, der die Nationalsozialisten nun mit Messern attackierte. Dennoch trennten sich die Feinde wenig später voneinander, und die Auseinandersetzung flaute zunächst ab. Alle Verwundeten wurden versorgt, während die NS-Gliederungen den Befehl erhielten, Felddienstübungen aufzunehmen.

Da es zunächst nicht zu weiteren Ausschreitungen kam, setzten die Einheitsführer ihre Tagung im Lindenhof fort. Nachdem die Feldübungen der Sturmabteilung beendet waren, wurden die auswärtigen Kräfte entlassen. Aus Sicherheitsgründen sollte die Deskower SA von Greifswalder Braunhemden begleitet werden. Der Weg führte die Einheiten auf der Loitzer Straße an den Loitzer Baracken vorüber. Etwa auf Höhe der Hausnummern 58 und 59 wurde die SA plötzlich unter heftiges Feuer genommen. Zuerst erlitt der neunzehnjährige Schmied und SA-Mann vom Sturm 11/49 Ulrich Massow einen Lungensteckschuß und stürzte. Sein SA-Kamerad Bruno Reinhard wollte ihm helfen und wurde ebenfalls schwer verwundet. Die SA mußte vor dem Feuer in Deckung gehen. An den Füßen zogen seine Kameraden den sterbenden Reinhard aus dem Schußfeld. Massow hingegen konnten sie nicht bergen. Die SA-Männer sahen bebend vor Zorn zu, wie die aufgehetzten Bewohner der Armensiedlung den jungen Sturmabteilungsmann zu Tode prügelten.

Auch der SA-Mann Sauer wurde während der Straßenschlacht an den Baracken von den Kommunisten niedergeschlagen. Sofort waren weitere Angreifer bei ihm und schlugen mit Eisenstangen und Holzlatten auf den am Boden Liegenden ein. Erst als sich Sauer nicht mehr bewegte, ließ die Gruppe von ihm ab. Bevor die Polizei eintraf und zunächst die Nationalsozialisten auf Waffen durchsuchte, hatte die SA drei Tote und achtundzwanzig Verletzte zu beklagen. Die drei Gefallenen wurden in der Leichenhalle aufgebahrt.

Tag und Nacht hielten SA- und SS-Kameraden Wache vor dem Gebäude. Schon am Tag nach den Morden versuchten linke Kräfte, die Leichenhalle zu stürmen.

Der mutmaßliche Mörder von Herbert Schumacher, Albert Peters, und der Kommunist Paul Behrens wurden 1933 zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Auch Walter Simsch, Robert Drespe und Albert Tennert mußten langjährige Haftstrafen verbüßen. Gegen zehn weitere Personen, die in dem Verdacht standen, sich mit Waffengewalt an dem Kampf gegen die Nationalsozialisten beteiligt zu haben, verhängte das Gericht Strafen zwischen drei und achtzehn Monaten Gefängnis.

Literatur