Grisebach, August
Heinrich August Rudolf Grisebach (geb. 17. April 1814 in Hannover; gest. 9. Mai 1879 in Göttingen) war ein deutscher Botaniker, Forschungsreisender und Hochschullehrer. Er hat sich besonders auf dem Gebiet der Geobotanik (Pflanzengeographie) einen Namen gemacht, welche er als eigenständige wissenschaftliche Disziplin etablierte.
Leben
Grisebach absolvierte von 1832-34 ein Studium der Medizin und Botanik in Göttingen und von 1834-36 in Berlin, wo er zum doctor medicinae (Dr. med.) promovierte. Unter seinen Göttinger Kommilitonen befand sich auch der spätere deutsche Reichskanzler Fürst Bismarck, mit dem er in engerem Kreis verkehrte und in welchem er, wie eine von ihm gemachte Äußerung verrät, den dereinstigen großen Staatsmann schon voraussah.
Nachdem er sich 1837 in Göttingen als Privatdozent habilitiert hatte, unternahm Grisebach 1839 eine wissenschaftliche Reise durch die Türkei, 1842 nach Norwegen und 1850 in die Pyrenäen. 1841 wurde er zum außerordentlichen und 1847 zum ordentlichen Professor an der Universität ernannt. 1875 erhielt er die Direktion des Botanischen Gartens in Göttingen.
Als Ergebnisse seiner Forschungsreisen und Studien veröffentlichte er zahlreiche wissenschaftliche, insbesondere geobotanische Abhandlungen.
Schriften (Auswahl)
- Genera et species Gentiancarum adjectis observationibus quibusdam phylogeographicis. Stuttgart 1839
- Reise durch Rumelien und nach Brussa im Jahre 1839. Göttingen 1841 (Teil 1, Teil 2)
- Spicilegium florae rumelicae et bithynicae. 2 Bde., Braunschweig 1843-45
- Bericht über die Leistungen (1841: Forschungen) in der Pflanzengeographie (1845 ff.: u. systemat. Botanik), während der Jahre 1840[-53], in: Archiv für Naturgesch. 7-21, 1841-55
- Über die Bildung des Torfs in den Emsmooren. Göttingen 1846
- Über die Vegetationslinien des nordwestlichen Deutschland. Göttingen 1847
- Die geographische Verbreitung der Hieracien. Göttingen 1852
- Systematische Bemerkungen über die Pflanzensammlungen Philipps und Lechlers im südlichen Chile und an der Magellansstraße. Göttingen 1854
- Systematische Untersuchungen über die Vegetation der Karaiben, inbesondere der Insel Guadeloupe. Göttingen 1857
- Erläuterungen ausgewählter Pflanzen des tropischen Amerika. Göttingen 1860
- Flora of Britisch Westindian Islands. 2 Bde., London 1859-64
- Die geographische Verbreitung der Pflanzen Westindiens. Göttingen 1865
- Catalogus platarum Cubensium. Leipzig 1866
- Die Vegetation der Erde nach ihrer klimatischen Anordnung. 2 Bde., Göttingen 1872; 2. Aufl. 1884
- Plantae Lorentzianae, Bearbeitung argentinischer Pflanzen. Göttingen 1874
Zum Gebrauch für akademische Vorlesungen verfasste Grisebach zudem einen „Grundriß der systematischen Botanik“ (Göttingen 1854) und veröffentlichte die Reihe „Berichte“ (11 Hefte, Berlin 1845-53; fortgesetzt in Behms „Geographischen Jahrbuch“, Bd. 1-6, Gotha 1866-76) über die Fortschritte der Pflanzengeographie und botanischen Systematik heraus. Auch bearbeitete er den Abschnitt über Pflanzengeographie in der von Bruhns herausgegebenen Biographie Alexander von Humboldts (3 Bde., Leipzig 1872) und die Pflanzengeographie und Botanik in der 1. Auflage von Neumayers „Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen“ (Berlin 1875). Nach seinem Tode erschienen „Gesammelte Abhandlungen und kleinere Schriften zur Pflanzengeographie“ (Leipzig 1880).
Verweise
- Wunschmann, Ernst: Grisebach, August. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 49, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 551–554.
- Dolezal, Helmut: Grisebach, Heinrich August Rudolf, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 96 f.