Großösterreichische Lösung
Die Großösterreichische Lösung stellt eine Variante der Großdeutschen Lösung dar, bei der man 1848/49 nicht nur die deutschen Teile Österreich-Ungarns, sondern den gesamten Habsburgerstaat Teil eines Deutschen Reiches hätte werden lassen. Diese Möglichkeit kam auf, da sich die Deutsch-Österreicher zwar als Deutsche sahen und auch Interesse an einem neuen Deutschen Reich gehabt hatten, man allerdings nicht den alten großösterreichischen Staat auflösen wollte, nicht zuletzt da man dadurch an der östlichen Reichgrenze eine Vielzahl von Einzelstaaten der slawischen Sprachgruppe gehabt hätte. Neben Deutschen hätte dieses Reich auch Polen, Tschechen, Ukrainer, Slowaken, Magyaren, Bulgaren, Italiener, Rumänen, Slowenen, Kroaten, Bosniaken und Serben beinhaltet, wobei die Deutschen wohl knapp unter 40% der Bevölkerung ausgemacht hätten. Dieser Staat hätte 70 Millionen Bürger gehabt. Da man damit jedoch nur einen noch größeren Vielvölkerstaat geschaffen hätte, kam diese Möglichkeit für die meisten Nationalisten und Liberalen kaum in Betracht, da man eine nationale Einung des deutschen Volkes als Ziel hatte. Möglicherweise wäre ein extremer Dualismus zwischen Preußen und Österreich die Folge gewesen.
Die österreichischen Gesandten zogen sich schließlich enttäuscht aus der Nationalversammlung zurück, Österreich-Ungarn konzentrierte sich von da an mehr auf den Balkan als auf Deutschland. Österreich wurde somit für lange Zeit aus dem deutschen Reich bzw. der Option einer Zugehörigkeit zu einem deutschen Reich verdrängt und konzentrierte sich in Folge mehr auf den Balkan. In der Schlacht von Königgrätz wurde dann durch Preußens Sieg zugunsten der kleindeutschen Lösung entschieden. Erst 1919, als Österreich-Ungarn zerfiel, bestand wieder eine Möglichkeit für die großdeutsche Lösung, die jedoch von den Siegern vereitelt wurde. Erst durch den Anschluß von 1938 wurde Österreichs Bestandteil des deutschen Reiches.